Archiv für den Tag: 20. Dezember 2019

24T.-Mutmaßungen über das Fremde,Tag20

Durch den warmen Abendwind gehe ich zur einsam stehenden alten Fichte am Bach. Ich schlüpfe in ihre duftenden Arme, die sich vor mir schließen, während ich mich an ihren Borkenkörper lehne. Wie still es hier drinnen ist, obwohl ein paar hundert Meter weiter auf der Bundesstraße die Autos hin- und herjagen … was und wem fahren sie entgegen oder vor wem nehmen sie Reißaus … ? Alle Menschen, die ich kenne, bedauern, daß sie keine Weihnachtsstimmung mehr hätten und manche suchen das, was fehlt, in den Augen der Enkelkinder. Der Föhn bringt auch noch alles durcheinander und ich liebe ihn dafür. Gnadenlos dringt der warme Wind in unsere Herzenskammern, fördert gefährliche Sehnsüchte zutage, zeigt die schonungslose Wahrheit hinter den Illusionen, über den Bergen flammt es auf … Advent … wer oder was wird ankommen … wohin führt die Suche … das Fremde begleitet uns , wohin wir auch gehen. An was glauben wir … was ist Weihnachten noch , wenn wir alles Drumrum weglassen … die Botschaft ist nicht hörbar, sie kommt nicht an gegen den Lärm unserer Tage … ein leises Flüstern nur, sehr leise … das Geheimnis bewahrt sich vor neugierigen Blicken und es hält sich zurück, wenn wir meinen, es konsumieren zu können, wie alles übrige auch … es bleibt fremd, auch das Kind in der Krippe.

Es zeigt sich denen, die Mut haben und reinen Herzens sind, heißt es im Märchen … hier, in den Fichtenarmen geborgen, ahne ich, daß es Einsamkeit braucht, den Mut, ganz alleine mit sich zu sein und zu horchen … die alte Frage: was ist, wenn nichts mehr ist.

Ein lauter Schrei, wahrscheinlich ein Nachterl (Eule), das sich auf die Beute stürzt … ein leises Flirren in der Luft …

dieser Stern da über mir …  in meine ausgestreckten Hände fällt golden der Staub …