Archiv für den Monat: Mai 2014

Apfelnuderlheimat…

Der Baum hatte letztes Jahr soviel kleine rote Apferln getragen, daß wir immer noch welche haben. Vor vielen Jahren hat meine Großmutter aus alten Lageräpfeln manchmal zuckersüsse „Äpfinudei“ gemacht. Das schien was ganz Besonderes gewesen zu sein, warum sonst hätte ich diesen Geruch ein Leben lang in der Nase und schmecke sie förmlich, diese heissen, zuckersüssen, gebratenen Apfelhäuflein? Merkwürdig, sooft hab ich versucht, sie nachzumachen, nie ist es gelungen. Erst jetzt schmecken sie annähernd so wie damals bei der Oma. Wahrscheinlich sind sie deshalb so gut, weil ich alles weggelassen habe, was wir in der heutigen Küche stets zur Hand haben, und meinen, es auch selbstverständlich jederzeit anwenden zu müssen: Eier, Zimt, Vanillezucker, Puderzucker, Vanillesoße, Eis etc.etc. Wer weiß, wahrscheinlich hätte meine Oma das alles auch verwendet, aber sie hatte es halt nicht und so ist dieses karge Rezept herausgekommen, heut sagen wir dazu: „Arme Leute Küche“, aus der Not heraus entstanden…schad irgendwie, diese Bezeichnungen, denn eigentlich ist es doch ein Reichtum, im Mai noch soviel zuckersüsse Äpfel vom eigenen Baum zu haben und mit einer Handvoll Mehl eine solche wunderbare Köstlichkeit zaubern zu können, oder?

Meine Oma hat die Äpfel geschält (die Schalen wurden im Kachelofen getrocknet und ergaben einen köstlichen Tee), und dann hat sie sie in ganz kleine Würferl geschnitten. Ich hab sie weder geschält noch geschnitten, sondern so wie sie sind, grob geraspelt und mit einer Handvoll Mehl vermengt, kleine Häuferl in irgendein heisses Fett gesetzt und gebraten. Mehr Rezeptangaben kann ich nicht machen, das muß man einfach selber herausfinden, bei mehr Mehl wird das Ganze halt mehliger, hält aber besser zusammen, wie auch immer, einfach probieren!

Was ich auch herausgefunden habe: Anfangs größere Hitze löst so eine leichte Karamelisierung aus, hmmmh, wunderbar!  Dazu gab es bei uns früher gar nix, wir haben die Nuderl einfach so gegessen, etwas fettig und süss, und ich meine, wir waren glücklich. Auch heut finde ich, braucht es weder irgendwelche geschäumten Sößchen noch Eis dazu, auch braucht es kein Stäuberl Zucker weder drin noch drauf, aber das ist natürlich Ansichtssache.

Heute ist wieder so ein etwas trister Regentag, alle, die noch irgendwo ein paar alte schrumpelige Äpfel herumliegen haben und die ein wenig süsses Glück brauchen…

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Heimat?

Das Projekt „Heimat“ (ausgedacht von Mützenfalterin)trage ich in meinem Leben herum. Bis jetzt bin ich noch nicht weiter gekommen als zu der vorläufigen Schlußfolgerung, daß Heimat nicht wirklich existiert, sondern etwas ist, das man verloren hat und nur dadurch weiß, daß es existierte, nicht wirklich erklärbar und schon gar nicht herstellbar, so ähnlich wie Treue, Freundschaft, Liebe…Glück? Wie die Jugend, die man ja auch nicht spürt, wenn sie da ist, sondern erst, wenn sie schon längst vergangen ist. Die Gesundheit, auch das so ein vager Begriff.

Ich lebe da, wo ich daheim bin, alles spricht für ihre Existenz, und doch ist sie eine Sehnsucht geblieben, diese „Heimat“.

Freigängerin

Die Katze liegt auf der Hausbank und hält ihren hochschwangeren Bauch in die Sonne. Wieviele werden es wohl sein? Ich schätze fünf, mindestens. Wenn ich lange genug die Hand auf ihrem Bauch lasse, spüre ich trotz guter „Verpackung“ ganz zart, wie kleine Pfoten sich ausstrecken.

Letzten Herbst ist uns die halbverhungerte Katze zugelaufen, mit einem Kind im Schlepptau, beide krank. Tierarzt. Beide blieben eine Zeitlang, dann verschwanden sie wieder. Dann tauchten sie wieder auf, diesmal zu dritt, immer noch krank. Wieder Tierarzt. Nach ein paar Wochen gingen Mutter und Kinder weg und kamen nicht wieder.

Eines Tages tauchte die Katze wieder auf und seitdem lebt sie mehr oder weniger bei uns.  Die Kinder blieben verschwunden.

Wir werden abwarten, wie sich die kätzische Familienplanung weiterhin gestaltet und versuchen, dem nachzukommen, was von uns jeweils erwartet wird, Futter heranschaffen und über die Felle streichen, die sich gerade  schnurrend zusammenrollen.

 

Sturzflug

Ich stehe da und rühre. Auch wenn der Herd neu ist und an einem anderen Platz, die Küche ist die alte. Ich spüre sie um mich herum, meine Vorfahrinnen, die Frauen, die rühren. Wie viel man doch in so einem Leben umeinander und durcheinander und hinum und herum rührt, rührt, rührt…das Unterste nach oben, das Innerste nach außen, nicht alle Teige gehen leicht von der Hand, manche scheinen während des Rührens zu Stein zu werden.

Darüber nachsinnend hole ich eine Zwiebel. Als ich wieder am Herd bin, finde ich eine Situation vor, die leicht zu einem weiteren Drama in dieser Küche hätte werden können. Da war etwas durch die offene Küchentür dem Licht entgegengeflogen und haarscharf neben der Pfanne abgestürzt. Da liegt er nun, auf dem Rücken, mit den Beinen zappelnd, zu schwer und unbeholfen, um sich umdrehen zu können, der Feind aller blühenden Apfelbäume: Ein Maikäfer. Ich übergebe ihn der Nacht und er sucht heftig brummend das Weite.

Ich rühre weiter in meiner Lebenssplitterpfanne.