Archiv für den Tag: 16. Dezember 2019

24T.-Mutmaßungen über das Fremde,Tag16

Fremd, das, was ich noch nicht kenne, aber mir vertraut machen kann, das, was mir vertraut war und fremd geworden ist, fremd, wo im Augenblick kein Kontakt ist, der mal war, oder mal (wieder) sein kann, wenn ich nur beweglich bleibe in der Offenheit für das, was aus mir kommt und mir begegnet, im Außen, und ein furchtloses Herz mir bewahre.
Was ich noch nicht kenne: kann sein, dass ich es mit offenen Armen willkommen heiße und es kommt als Usurpator. Kann sein, dass ich fürchte, es kommt als Usurpator und ich baue Wehrtürme auf und Waffen zur Verteidigung. Kann sein, dass mich die jeweils falsche Erwartungshaltung selbst verletzt. Das Fremde als das, was ich nicht kenne und erst einmal (unvoreingenommen) betrachte, um es mir vielleicht vertraut zu machen oder mich abzuwenden, um mich anderem, was mir noch nicht bekannt ist, zuzuwenden, um es mir vertraut zu machen (oder mich vertraut machen zu lassen), solcherart wie auf Stufen dem Ruf meiner Seele zu folgen, der eigentlich ganz aus mir kommt.
Wo im Augenblick kein Kontakt ist: der mal war, weil da eine Entsprechung vorlag, die sich verändert hat, weil jeder seinen eigenen Weg gehen muss und manche Wege sich nur kurz kreuzen oder man eben ein Weilchen verweilt, gemeinsam am Lagerfeuer, und sich Geschichten erzählt, um sich die Welt der anderen in die eigene zu holen. So das Fremde sich vielleicht nur als Möglichkeit oder Mahnung oder Hinweis zur Dankbarkeit heranholt, weil man ja lernen kann von der Reibung mit dem Anderen, Unbekannten oder Gefürchteten.
Kenne ich mich selbst? Ist mein eigentliches … was auch immer … mir nicht oft das, was mir selbst ganz fremd ist, weil ich … Angst … womöglich vor mir selbst … nein, vor dem was ich eigentlich bin … sein soll … fremd ist …, habe? Ist das, was ich im Außen als Fremdes, Usurpatorisches fürchte, in Folge unreflektiert ablehne, mein eigenes Spiegelbild?
Alles kann fremd sein, aber eigentlich nur so lange, wie man das selber will, denn wir sind Bewohner derselben Welt, die in so viele unterschiedliche Zimmer eines Hauses geteilt zu sein scheint, aber wir wollen alle das Gleiche: Gesehen werden, geliebt werden, in Ruhe gelassen werden, Wohnen, Lieben, Kochen, Schlafen, Gedeihen, einfach Sein. Manchmal Tun und manchmal einfach nur Lassen. Einfach MenschSein. Einfache Übung?

Lächel.

Ja, lächle und liebe.

 

Gastbeitrag: Silvia Springer