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Projekt E. : Ins Nichts

Gestirne umkreisen diesen

Ort lange schon voraus

gesagt dort

die Zusammenkunft

kein Windhauch

kein Gesang nicht der

Klang einer Harfe

kein Flügelschlag

im Staub das

Nichts

bewegungslos

Zeitpunkt

verpasst Chance

vorüber

warum sind sie

nicht gekommen wer

soll jetzt diesen

Traum befreien

wie die

Rosen

duften

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Projekt E. : erste Spuren

Nikolausabend. Es soll Schnee fallen bis auf 400 m, wir leben auf 560 m, es schneit Nebel, nur Nebel, kalten, nassen Nebel. Ich fahre mit dem Auto bei klarer Sicht los und plötzlich, auf freier Strecke, rollt eine mächtige, graue Welle heran und bleibt vor mir als Wolkenwand stehen. Ich muß da hinein, es gibt kein Entrinnen.

Ich treibe auf dem dampfenden Meer, kein Ufer mehr zu sehen und ohne jegliche Orientierung. Da fällt mir ein, daß ja Nikolausabend ist. Der Name Nikolaus soll angeblich abstammen vom Nick, Neck oder Nöck, dem Meermann oder Wassermann, von dem die ganz Alten glaubten, daß er in den Gewässern hauste und sich um die Heimfahrt der Seelen kümmerte, ein wohltätiger, aber höchst launischer Geselle, unberechenbar wie sein Element, das Wasser. Der Hl. Nikolaus als Seelenführer und Wassermann, merkwürdige Vorstellung. Hat es eine Bedeutung, daß im Wort Seele der See vorkommt?

Am Straßenrand steht plötzlich ein Wegweiser zu dieser uralten kleinen Kirche, komisch, da wollte ich ja gar nicht hin, aber schon ein paar mal bin ich da in der Nacht gelandet, sehr merkwürdig, denn bei Sommersonnenschein hab ich diesen Ort so lange suchen müssen, aber ich finde ihn, wenn ich die Sicht verloren habe…Keine Nikolauskirche, eine Margaretenkirche, ja, die mit dem „Wurm“, dem Drachen. Uralte Spuren, die sich bis heute nicht enträtseln lassen. Warum zieht es mich immer wieder dahin…warum gerate ich auf Drachenspuren, wenn ich Engel suche? Es hängt doch immer alles mit allem zusammen, aber wie lerne ich, es zu erkennen…? Ach, ich wünschte, Pagophila könnte ihren Zauberspiegel aufstellen, für einen Moment…

Es treibt mich weiter auf dem rauchenden Urmeer, im Kopf wälzen sich Gedanken um das oft so sinnlose Suchen und das plötzliche Finden, wenn die Suche längst aufgegeben wurde. Wie das Grab eines Menschen, dem ich sehr nahestand, ihm das aber nicht vermitteln konnte und dessen Grab ich heute wieder suchte und nicht gefunden habe…wie zu Lebzeiten sein Herz…

Aus dem wabernden Nebelmeer tauchen hin und wieder Inseln auf, dort, eine verschwommene Gestalt, lehnt an einem Geländer, auf wen dieser Mensch wohl wartet? Schon ist er wieder weg, untergetaucht in Nacht und Nebel. Die Wassermänner, man soll sie an ihren moosigen Umhängen und grünen Augen erkennen, da fällt mir einer ein, der hatte mal Türkis in den Augen…Herr Algunos ein Meermann, doch nicht, oder? Obwohl…

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Projekt: ENGEL

Als jemand vom Fernsehen in einem Kindergarten nach dem Aussehen der Engel fragte, sagte eines der Kinder mit der Weisheit eines vierjährigen, lispelnd und sehr ernst:

„Engel kann man nicht sehen, die muß man spüren!“

Ja, dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, oder? Und deshalb möchte ich ab jetzt die „Spürung“ versuchen, die Spur aufnehmen, sozusagen…wohin und wonach…es wird sich zeigen…

Weihnachten hat ausgedient, scheint mir, längst, wenigstens so, wie es hier in diesem reichen Land praktiziert wird. Wir rasen dem 24. Dezember entgegen, egal ob wir so viel Konsum anhäufen, bis wir es nicht mehr ertragen können oder komplett verweigern, ganz egal, wie viel oder wie wenig wir gestalten: hinter den Aktionen breitet sich die Leere aus. Schwer auszuhalten, nicht wahr?

Ob ich denn an Engel glaube? Was für eine Frage, was heißt schon „glauben“? Ich wünsche es mir, daß es sie gibt und ich halte alles, aber auch wirklich alles, für möglich, immer und überall!

Die alte Graugans hat beschlossen, nach ihrer „höheren Oktave“ zu suchen.

Also werde ich Augen und Ohren offenhalten und nach allen Richtungen spähen, wer weiß, vielleicht bin ich ja nicht die Einzige mit der Sehnsucht, daß es im Leben mehr als alles geben muß?

Denn, könnte Advent nicht auch bedeuten: Bereit sein für Wunder?