Archiv für den Monat: April 2021

Fragen bleiben.

Christus in Emmaus, von Rembrand

 

Jetzt, am Ende dieser Ostertage sitze ich vor diesem Gemälde, es anzuschauen, es zu betreten heißt, eine Grenze zu überschreiten, ich ringe um Worte … und ich denke an den letzten Satz aus dem „Tractatus“ von L. Wittgenstein:

„Was sich überhaupt sagen läßt, läßt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muß man schweigen.“

Manchmal ist ein Bild Antwort und Frage zugleich.

In dieser Stille.

In dieser Stille zwischen Bangigkeit und Zuversicht, während draußen die Vögel singen und der Heiland im Grab liegt, bereitet sich eine Entscheidung vor. Wie sie ausfällt, kann man nicht wissen. (Adolf Holl)

 

 

 

Textauszug:
Das Adolf Holl Brevier
Walter Famler (HG.)
Residenzverlag

Foto: Michael Helminger

 

 

 

 

Von der Welt trennen.

 

„Die Menschen sind sterbliche Götter und die Götter unsterbliche Menschen. Wer den Sinn dieser Worte erfassen kann ist glücklich, denn er besitzt den Schlüssel zu allem!“ (Geheimnis des Osiris)

 

 

 

Textauszug:
Das Adolf Holl Brevier
Walter Famler (HG.)
Residenzverlag

 

 

 

Nach allem dies.

Der Ölbaum-Garten

Er ging hinauf unter dem grauen Laub
ganz grau und aufgelöst im Ölgelände
und legte seine Stirne voller Staub
tief in das Staubigsein der heißen Hände.

Nach allem dies. Und dieses war der Schluß.
Jetzt soll ich gehen, während ich erblinde,
und warum willst Du, daß ich sagen muß
Du seist, wenn ich Dich selber nicht mehr finde.

Ich finde Dich nicht mehr. Nicht in diesem Stein.
Ich finde Dich nicht mehr. Ich bin allein.

Ich bin allein mit aller Menschen Gram,
den ich durch Dich zu lindern unternahm,
der Du nicht bist. O namenlose Scham …

Später erzählte man: ein Engel kam-.

Warum ein Engel? Ach es kam die Nacht
und blätterte gleichgültig in den Bäumen.
Die Jünger rührten sich in ihren Träumen.
Warum ein Engel? Ach es kam die Nacht.

Die Nacht, die kam, war keine ungemeine;
so gehen hunderte vorbei.
Da schlafen Hunde und da liegen Steine.
Ach eine traurige, ach irgendeine,
die wartet, bis es wieder Morgen sei.

Denn Engel kommen nicht zu solchen Betern,
und Nächte werden nicht um solche groß.
Die Sich- Verlierenden läßt alles los,
und sie sind preisgegeben von den Vätern
und ausgeschlossen aus der Mütter Schooß.

Rainer Maria Rilke

 

Textauszug:
Das Adolf Holl Brevier
Walter Famler (HG.)
Residenzverlag

Foto: Michael Helminger