Archiv für den Monat: Februar 2014

Zeit

„Zimmer 202“ – ein Film von Eric Bergkraut (Musik Sophie Hunger!), ein leiser, poetischer Film, handelt davon, daß Peter Bichsel, der große, leise Poet aus der Schweiz in Paris ankommt, auf dem Bett sitzt und aus dem Fenster schaut. Auf die Frage, was er denn jetzt alles unternehmen möchte, sagt er nur, jetzt sei er nun mal da. Er geht im Haus herum und ein wenig um das Hotel, in dem wohnt, am Gare de l´Est, bleibt stehen, schaut, steht am Fenster, schaut, öffnet das Fenster, schaut hinaus. Er hat Zeit, er sagt, er hoffe, daß die ihm verbleibende Lebenszeit lang-weilig wird, er möchte sie auf keinen Fall kurz-weilig verbringen. Am Ende des Films steht er auf und fährt mit der Metro in den Jardin de Luxembourg und sucht das Karusell aus dem Gedicht von Rilke…

„Mit einem Dach und einem Schatten dreht

sich eine kleine Weile der Bestand

von bunten Pferden, alle aus dem Land,

das lange zögert, eh es untergeht…“

Er bleibt lange vor dem Pferdchen stehen… ein Film über das Schauen.

 

Die Zeit läßt sich nicht nutzen, nur verschenken, an die Welt.

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Sonnenzeichen

Die Sonne wandert seit dem 18. Februar durch das veränderliche Wasserzeichen der Fische. Alles Festgefügte darf verschwimmen, alle Konturen lösen sich auf und schweben wie Nebel über den Wassern. Träumst du , oder träumt es dich?  Was ist, wenn nichts mehr ist? Ich sehe  die magischen Zeichen aus Sternenstaub und sitze auf der Schwelle zwischen den Welten und horche auf den Gesang der Sirenen…Die Zeit, Traumgarn zu spinnen, zu vergehen, zu verwehen in der Sehnsucht nach dem großen offenen Meer…

Laßt uns Maschkera gehen, uns verkleiden, grausige Larven anziehen, das Unterste nach Oben kehren und den Tod so zu erschrecken, daß er heulend davon läuft, vorerst…

Laßt uns im Chaos versinken und lachen, lachen, lachen…

Nachtrag zu gestern: Der Film „Happiness“, von dem ich gesprochen habe, ist leider nicht auf DVD erhältlich, aber man kann ihn auf ARTE ansehen, dort aber wahrscheinlich auch nur noch ein paar Tage. Alle, die grad ein wenig Glück spüren wollen, sollten ihn anschauen!

Zum Glück

Gestern bin ich nach Bhutan gereist und durfte miterleben, wie ein Dorf auf 4000 m Höhe zufällig zu Strom kommt und ein Bauer mit seinem kleinen Neffen, einem 8 jährigen Mönch, in die weit entfernte Stadt geht, um einen Fernseher zu kaufen. Sie haben ein Yak dabei, mit dem sie bezahlen. Ein leiser Film, voller spröder Poesie und wundervoller Bilder. Es wird nicht sehr viel gesprochen, aber einen Satz trage ich seitdem mit mir herum: „Glück bedeutet, eine Zuflucht zu haben!“ Wie ein Mantra habe ich diese Worte geschenkt bekommen und sie lassen mich aufsteigen aus diesen Niederungen, ob jetzt Maria Blumencorn wohl gelogen hat oder nicht. Wer will sich denn schon anmaßen, zu beurteilen was richtig ist und falsch, jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit. Und in der Kunst geht es schließlich auch darum, die Welt so zu zeigen, wie die Künstlerin sie sieht. Schwierig wird es natürlich, wenn sich alle Bereiche vermischen und man auch noch ständig Geld auftreiben muß, um den Menschen „Zuflucht“ zu geben, für die man Verantwortung übernommen hat!

Dank Luisa (Salamandra) weiß ich auch wieder, daß Löwinnen eh das tun, was gut für sie ist! Das heißt, die Instinktnatur, also die mit dem Fell, die merkt am Aufstellen der Nackenhaare, wo Gefahr droht und wo sie auch mal Zuflucht suchen kann. Bei der Maria Blumencron gehts um den Seelengrund, da spielen ihre Geschichten und dahin werd ich ihr wohl noch eine Zeitlang sehnsüchtig nachlaufen…

Heute ein unbändig blauer Himmel, wie aus dem bayrischen Bilderbuch. Der Frühling, der ja angeblich ein „Falscher Tropf“ ist, weil er zur Zeit nicht sein soll, da ja jetzt Winter ist, aber dann doch nicht. Mir ist es schön langsam wurscht, der einzige Grund, warum ich mir ein bisserl Schnee gewünscht hätt, wär eh nur, um unsere „gschlamperten“ Verhältnisse in Permakulturausübung zu verdecken…aber da müssen wir durch, den Winterlingen war anscheinend die dicke Roßmistausbreitung auch ziemlich egal, die haben sich einfach so hindurchgewurschtelt und sind dem Himmel entgegengewachsen!

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„Kein Pfad führt zurück“

Eine sehr merkwürdige Geschichte passiert mir gerade parallel zur Lektüre eines so wunderbaren Buches, ich bin beunruhigt und weiß überhaupt nicht, was ich davon halten soll! Nachdem ich letztes Jahr im BR einen Film von Maria Blumencron gesehen habe über ihre tibetischen Patenkinder , habe ich nun das Buch „Kein Pfad führt zurück“ gelesen. Maria Blumencron schreibt abwechselnd mit ihrer Patentochter Chime Yangzom über das Leben nach der Flucht aus Tibet. Ein wunderbares Buch, voller Poesie und Liebe mit eingefügten Nachrichten über die Realität in Tibet, zumindest bis 2011. Ich bin taumelnd vor Glück aus diesem Buch (wie auch schon aus dem Film!) aufgetaucht! Glücklich darüber, daß noch nicht alles zu spät sei auf dieser Welt, wie ich an dunklen Tagen manchmal befürchtet hatte. So eine starke, mutige Frau, deren Augen sogar auf dem Buch- cover glitzern, die vielleicht ein bisserl chaotisch ist, aber was soll´s? Das verbindet mich grad noch mehr mit ihr, ich möcht sie gern treffen, sie fragen, was ich tun kann in ihrem Verein „Shelter 108.e.V.“ usw.usw. naja, es ist mir schon klar, daß Geschichten, die man im Buch erzählt eine eigene Dynamik bekommen, sogar wenn´s die eigenen sind, die man erzählt, aber was ich da jetzt im Netz gelesen habe, daß nämlich von mehreren Leuten behauptet wird, Maria Blumencron hätte buchstäblich alles erstunken und erlogen, um Geld zu kriegen für wen oder was ist nicht ganz klar, also da kann ich mir grad nichts mehr vorstellen!

Ein Psychologe, ein gewisser Colin Goldner behauptet das unter anderen und legt ganz klar seine Thesen offen, es hört sich alles leider schon sehr plausibel an, was ist davon zu halten? Er hat unter anderem Material zur Entlarvung von diversen Psycho-und Esoszenen auch ein sehr kritisches Buch über Dalai Lama geschrieben. Der Verlag „Alibri“ hat sich da auch noch dazu geschaltet und möchte da wohl ein kritisches Organ bilden als Gegengewicht zur vermeintlichen romantisierenden westlichen Tibetliebe…man könnt es auch so interpretieren: „Leut, glaubt´s doch nicht immer alles, was Euch da so erzählt wird, meist gehts eh nur ums Abkassieren! Ja, da ist durchaus was dran, der Meinung bin ich auch und die Vorträge von diesem Colin Goldner auf Youtube erscheinen seriös! Ich bin grad sehr verwirrt, weiß nicht, ob ich meinem absolut guten Gefühl Maria Blumencron gegenüber schon wieder mal nicht trauen kann…werde da aber noch nicht so schnell aufgeben und auch diesen anderen Anfeindungen nicht einfach so glauben, muß mit allen möglichen Menschen darüber sprechen. Vorerst kann ich aber dieses Buch unbedingt empfehlen, denn es ist sehr gut geschrieben und ob die Kinder nun über 2000 oder 4000 Meter marschiert sind, ist nicht so bedeutend, ausschlaggebend ist, daß sie existieren und ganz sicher weiß ich, daß wir unsere Liebe nicht verschwenden, wenn wir sie ihnen schenken, denn die geht auch hinaus in das große Universum und tut, was Liebe tut: sie liebt!

Wer bin ich?

Ich bin nicht Ich.

Ich bin jene,

die an meiner Seite geht, ohne daß ich sie erblicke,

die ich oft besuche,

und die ich oft vergesse.

Jene, die ruhig schweigt, wenn ich spreche,

die sanftmütig verzeiht, wenn ich hasse,

die umherschweift, wo ich nicht bin,

die aufrecht bleiben wird, wenn ich sterbe.

 

nach Juan Ramon Jimenez (aus „Herz, stirb oder singe“)

der mir von den Sternen herunter hoffentlich verzeiht, daß ich sein Gedicht „feminisiert“ habe…