Archiv für den Monat: Januar 2015

Aquarius…

Steinbock hat alles in Ordnung gebracht, hat die Vorräte aussortiert und nur das Wesentliche behalten, um das Überleben in dieser kargen Jahreszeit zu sichern, bevor der wilde Wassermann mit seinen verrückten Ideen die Regentschaft übernimmt, denn der hat bestimmt keine Zeit, sich um so banale Vorratshaltung zu kümmern.

Das neue Licht, zur Wintersonnwend geboren, wurde von Steinbock geprüft und hat standgehalten, um dann im Wassermann zum zündenden Funken, zum Gedankenblitz zu werden.

Der Wassermann, ein fixes Luftzeichen, war als Wasserträger hinauf bis in die schwindelnden Höhen des Olymps tätig, er brachte den Göttern das Wasser. Ein besonderes Wasser: das Wasser des Lebens! Und – wie ich meine, auch das Wasser der Erkenntnis! Und das kam wahrscheinlich nicht von ungefähr, denn die Götter bedurften seiner, nicht auszudenken, was ohne den Wassermann aus ihnen geworden wäre!

Also, keiner hätte sich das getraut, soweit hinauf zu steigen, das geht nur mit einem absolut freien Geist und nur, wenn einer sich traut, gänzlich über sich selbst hinaus zu wachsen, Materie und Grenzen hinter sich lassend!

Wassermann sagt uns:

Ich möchte Grenzen überbrücken,

ich tanze gerne aus der Reihe, trotzdem verbinde ich mich mit Euch allen, kommt, laßt uns gemeinsam eine Neue Welt erschaffen, wir gründen Netzwerke,

laßt uns für Freiheit kämpfen, und für Humanität,

ich stehe über den Dingen, bin meiner Zeit weit voraus,

Kommt mit mir! Einer für Alle, Alle für Einen!

 

In kalter, klarer Luft stehe ich schon wieder auf der Schwelle, zu Erdschwere verurteilt, da  trifft mich wie ein Lichtblitz die Erkenntnis, lauter falsche Lebensentscheidungen getroffen zu haben, nichts mehr ist rückgängig zu machen, mit Überschallgeschwindigkeit rase ich durch die verbliebene Lebenszeit, bald werde ich verglüht sein und als Staub herumliegen bis ein Wind kommt…

Wilder Wassermann, was rätst Du mir?

„Eine Närrin mußt Du sein, denn nur so rettet man sich und die Welt – indem man sie zum Narren hält!

Komm, Närrin, zieh Dein Federkleid an und flieg mit zur Insel, denn da bauen sie grad an Luftschlössern, es müssen noch viel mehr werden, da kannst du endlich was Sinnvolles tun, schnell, beeil dich, wir dürfen keine Zeit verlieren !“ Ja, das leuchtet mir ein, was gäbe es Wichtigeres zu tun…

 

 

 

Kutz-kutz

In den fiebrigen Nächten, in denen ich mit verstopfter Nase und schmerzhaftem Kutz-kutz wachliege, lese ich mich an einem Ort ein, auf den gottlob Tikerscherk aufmerksam machte: Stattkatze… ein rarer, zauberhafter Ort der Poesie, von einer (?) die schreiben kann! Ich glaube, das da eine schreibt, weil sie sonst nicht existiert. Ohne Likes, ohne Kommentare, unaufgeregt und leise.

Ein weißer Ort, von Krähen beflügelt, diese wundersamen, hochintelligenten Geschöpfe!

Mancherorts wird mit schrecklichen , grausamen Methoden versucht, sie zu vertreiben, weil sie Krach und Dreck machen, angeblich! Komisch, soweit sind wir jetzt schon, daß man Krähen ausrotten will, weil sie krächzen, Autos sind ja leise und sauber, nicht wahr  und jetzt kriegen ja plötzlich auch die Störche und die Wildvögel Schuld an Grippeepidemien zugeteilt…in verschiedenen Zoos sind schon Störche getötet worden, daß vielleicht auch Menschen mit ihrer Massentierhaltung  da mitgestalten, da wird anscheinend nicht viel nachgedacht darüber, irgendwie ist alles schon zum Verzweifeln!

Die Schreiberin der Stattkatze sagt so in etwa: wenn man wissen will, was wirklich ist, dann muß man es um vier Uhr in der Früh betrachten, da ist alles am Schonungslosesten, ja, da hat sie Recht!

Um diese Zeit gehen im alten Haus die Ahninnen herum, ich höre das Geräusch, das die schweren Leinengewänder machen beim Gehen, treppauf, treppab, das Blut von den Geburten noch kaum getrocknet an den Schenkeln, da werden Eimer geschleppt zum Waschen der Verstorbenen…treppauf, treppab, Suppe hinauf zu den Alten, angespuckt wieder hinunter, manch eine war nicht erwünscht…Kindergeschrei…früher waren die Kinder unglücklicher als heute, heißt es immer…es tat immer was weh, die Nahrung machte Bauchweh usw.

Schneeflocken fallen, mein Kopf ist so trübe wie das Wetter. Draussen ließ sich vor ein paar Tagen auf der Wiese oberhalb des Hauses ein großer Schwarm zeternder und krächzender Krähen nieder, sie staksten herum in ihren glänzenden schwarzen Federkleidern und machten einen Mordsremmidemmi und so plötzlich, wie sie gekommen waren, verschwanden sie wieder, der graue Januarhimmel hat sie sofort verschluckt.

Baum gefallen…

Baum gefallen, Schnee gefallen, Äste,

der Schnee ist schwer, Wunden im Stamm – da sehe ich sie liegen

die Toten, dort im Schnee liegen die Toten, bluten die Wunden.

Blutig die Stirne aus knorrigen Fingern tropfen die Knospen, verdorrt die Zeit, mit Eiszapfen bleibt sie in meinen Augenwinkeln stecken und so schreibe ich an gegen den Tod. „Ach was!“ sagt der Tod und lacht.

Der Zeit ihr Federkleid.

Glaube nicht an die Ordnung der Stäbe.

Verschwommen die Gründe der Verzweiflung.

Was krümmt sich beizeiten in den Adern der Wege, im ZwischenRaum der Äpfel? Die Äste fallen vom Baum, tote Haare, wer möchte nisten darin? Nein, was einmal vom Baum gefallen ist – kein Weg zurück und wenn du noch so lang liegen bleibst im Schnee nahe am Stamm – geschnitten wirst du und aufgeschichtet, aufgeräumt und weggeräumt.

Die Katze geht in meinen Fußstapfen hinter mir her.

Ich halte dem Raben einen Spiegel hin, er sieht nicht hinein. „Rabe – Totenvogel“ sage ich. „Blödsinn!“ sagt der Rabe und fliegt weg.

Der Tod gleitet über das schneeweiße Leichentuch unsichtbar und wem er zu nahe kommt, der verschwindet – löst sich auf und niemand weiß wann und wo

„Der Tod, das seid ihr doch selber, nicht irgendwer da draussen“, sagt es in mir.

„Du als Seherin müsstest das doch wissen!“ „Zu sehen heißt noch lange nicht, zu wissen!“ sage ich

„Schau dich doch an – hinter deinem Gesicht die Augenhöhlen, die leeren, und dahinter: Staub

Staub zu Staub“

„Aber“ sage ich, „meine Augen blauen doch noch!“

„Noch, was heißt das?“ sagt es in mir.

 

Der Leib der Buche liegt hingestreckt im Schnee. Wurzelintimität, entblöst und schutzlos. Ich streiche über die glatte, kalte Haut, unheimliche Wesensverwandtschaft beschämt mich. Werde ich auch dereinst so daliegen…dieser kühle vertraute Leib, in meinen Augen bilden sich Seen…

„Verschwinde von hier!“ krächzt die Wilde Trude, rittlings sitzt sie in der Krone.

„Hau ab! Laß mich allein mit ihr!“ Aus ihren Brüsten tropft das Harz. Wie Schösslinge kriecht es aus ihrem Unterleib hervor…schwarze, funkelnde Rabenaugen…

Ich laufe

Davon

Hinab

Durch den

Schnee durch

Den ächzenden

Wald

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Capricornus

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Eine fahle Sonne scheint durch ein Loch im grauen Himmelsbeton.

Steinbockzeit, karge Zeit. Alles ist nach innen gerichtet, dort sammeln sich die Kräfte, angeblich. Im Außen ist Januar, ein unentschlossener Winter haut tonnenweise Schnee her und leckt ihn dann mit Regengüssen und Föhnstürmen schnell wieder weg. Die Welt zeigt ihr wahres Gesicht, das, was später unter Blumenfluten und Dekoartikeln versteckt wird, kahle Häuserfronten zeigen sich ehrlich und scheußlich und entlarven somit  jeden Versuch, was besseres draus zu machen, als Lug und Trug. Um das alte Haus herum führen Igelspuren, die anzeigen, daß ein Igel immer alles gleichzeitig macht: Essen und kacken, essen und kacken, am meisten natürlich um die Katzenschüsseln herum.

Im Winter zeigt das Haus all seine Wunden und Verletzungen, überall hat es Risse und bröselt vor sich hin, die Jahrhunderte zerreissen das Holz, machen das Dach undicht, treten die Schwellen schief und blasen durch die geschlossene Haustür den Schneewind herein. Da liebe ich das Haus am meisten, wenn es in dieser schonungslosen Wahrhaftigkeit diese verletzte Schönheit zeigt und dadurch auf die Endlichkeit aller Dinge hinweist.

Mit starken Mauern fest auf dem Boden stehen, aber auch die Grenzen zu kennen. Ist das nicht auch die Steinbockqualität: Diese mächtige, zähe Kraft, die unter schwierigsten Bedingungen überleben läßt, die wie ein Fels den Naturgewalten trotzt, sogar der Zeit? Ja, eine Offenbarung, aber nur für diejenigen, die mutig genug sind, dem Leben ins Gesicht zu schauen. Genau hinschauen auf das, was angepackt werden muß, das sagt Steinbocks Herrscher Saturn,  Herr der Zeit, alter Weiser, Eremit.

Ja,ja, so Vieles schiebe ich hinaus und vor mir her, alles was mich ängstigt und das ist eh fast alles. Du mußt hinschauen, sagt Saturn zu Steinbock und du trägst eine schwere Verantwortung, du mußt das Wesentliche erkennen.

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Ach, aber ich bin kein Steinbock und ich haue ab vor dieser Verantwortung, meine Güte, was ist denn nur das Wesentliche, jetzt bin ich so alt geworden und weiß es immer noch nicht. Ich denke an das Märchen von der Baba Jaga, das ist eine Uralte, Grausige, die lebt im Wald und ihr Haus steht auf einem Hühnerknochen und sie kann Menschen versteinern lassen und ihr heilendes Licht können nur die bekommen, die durch harte Prüfungen gehen und Mut haben. Komisch, trotz aller Schrecken ist mir die alte Baba Jaga sympathischer als dieser strenge Herr Saturn.

Und dann sehe ich diesen majestätischen Steinbock, der ganz oben in den Bergen auf einem Felsenvorsprung steht und sich nicht bewegt, schaut, steht und schaut. Dort oben am Rand der Vegetation ist sein Reich, mühsam und karg, aber dort oben wachsen auch die Kristalle im Verborgenen.

Bevor ich endlich mal das erledige, was ansteht, nämlich, das Haus zu putzen und etliche sehr gefürchtete Untersuchungen über mich ergehen zu lassen, fällt ein Buch von Jan Costin Wagner aus dem Regal: „Eismond“, und ich gerate in den Sog der Geschichten um Kimmo Joentaa, dem jungen melancholischen Polizisten in Finnland und nach Ausschlürfen des vierten Buches habe ich eine Art Dejavu, ich sehe mich in diesem Haus sitzen und lesen, eintauchen in Geschichten und ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich wieder nichts von dem erledigt habe, was ansteht und trotzdem in den Büchern verschwinde…so, als wären nicht fünfzig Jahre vergangen…so, als hätte ich das Buch gar nicht aus der Hand gelegt…

Was ist das Wesentliche?  Was bleibt denn übrig zum Überleben in diesem Mysterium von Zeit und Materie, wenn wir alle tauben Nüsse aussortiert haben?

Auf einmal brennt der Himmel!

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Liebe?

Also, ich kann nichts mehr sagen zu diesem Blutbad außer: „Je suis Charlie!“ Natürlich, was sonst?

Und ich ziehe den Hut vor Tim Wolff, Chefredakteur der „Titanic“, der auch auf die blödesten Fragen, obwohl sicher auch bis ins Mark erschüttert, sagt, was er denkt und souverän seine Haltung wahrt auch im Angesicht von Mord und Verderben.

Die „Zutaten“ solcher Massaker sind doch immer die gleichen: Man nehme ein paar Jugendliche ohne Zukunftsperspektive, möglichst solche, die eh schon von schlagenden Vätern oder sonstigen Grausligkeiten traumatisiert und entmutigt sind, lasse sie wahre Abenteuer erleben, hetze sie auf und sage ihnen, sie wären ganze Kerle, wenn sie irgendwelche Mutproben erledigen würden…wie leicht das geht, wissen alle, die schon mal mit Jugendlichen gearbeitet haben. Im Hintergrund gibt es natürlich die, die sich nie die Hände schmutzig machen, die gab es schon immer und sie hatten und haben immer leichtes Spiel. Dann braucht es nur noch ein paar Waffen (wo die bloß immer herkommen?) und schon wird losgeballert. Und eine Parole, und da könnten wir uns erinnern, in welchem Blutrausch mit Millionen abgeschlachteter und verbrannter Menschen im Namen Jesu sich das Christentum hervorgetan hat, jahrhundertelang!

Ach, wer glaubt denn das alles noch immer? Es geht doch niemals um Gott, weder da noch dort noch sonstwo, es geht immer nur um Macht, Gewalt, Herrschaft, oder etwa nicht? „Gib mir das, was ich will, sonst erschlag ich dich!“ So einfach ist es doch.

Nein, dieser ganze Hass ist von Menschen gemacht, keine Gottheit hätte sowas nötig; Sammelmappe hat dies sehr treffend auf den Punkt gebracht.

Alle bedeutenden Weltreligionen haben doch die Liebe im Zentrum.

Wo kommt denn dieser Hass her, ist er denn der  vergebliche Kampf um Liebe? Oje, wohin gerate ich da…?

„Vorgänge zu schwierig zu erklären“, sagt Rafik Shami in seinem Buch: „Harun und das Meer der Geschichten“.

Ja, und die sogenannten Hinterbliebenen, denen es vor Schmerz das Herz zerreisst, was fragen die sich?

Untenstehend ein Aufruf, die, die noch nicht unterschrieben haben, sollten es tun für uns alle!

https://secure.avaaz.org/de/aufstehen_gegen_pegdida_loc/?dfczffb

 

Epiphanie: Erscheinung, Offenbarwerden (griech. epiphaneia)

Heute das Fest der drei Königinnen:

Die Werdende.

Die Gewordene.

Die Seiende.

 

Die, die das Leben gibt,

die das Geschick zuteilt,

und die beides wieder zerreißt!

 

Eine Krone aufsetzen, Rauch zum Himmel steigen lassen und ein wenig tanzen, Perchta zu Ehren, Strahlende Wandlerin…in uns!

Wenn drei Frauen sich zusammentun, sieht man die Sterne am lichten Tage.

Weisheit aus Indien

Letzte Rauhnacht

Es spricht Frau Percht:

„Ich bin, die ich bin,

die war,

die ist,

die immer sein wird.

In den Sommern lebe ich in den Bergen, in den Wintern wandle ich zwischen den Welten, ich steige in die Unterwelt hinab und fliege über den Himmel. Stets begleiten mich starke Kräfte durch Zeiten und Räume, Ihr nennt sie „Dämonen“, manche sagen „Engel“.

Ich sammle verirrte Seelen ein und trage sie in meinen Apfelgarten. Stets ist mein Rucksack voll davon, die einen wollen hinein, die anderen hinaus, ich gehe von Haus zu Haus.

Aus meinem Apfelgarten stammt Ihr alle und dorthin werde ich Euch wieder tragen, wenn Eure Stunde gekommen ist.

Ihr habt mir viele Namen gegeben, Ihr habt mich angebetet, verteufelt und vergessen.

Ich aber bin, die ich bin.

Alles dreht sich im Kreise nach ewiger Weise

und

das Ende hat stets den Anfang im Mund.

Heute Nacht werde ich zu Licht .

Achte gut auf Deine Wünsche, sie könnten in Erfüllung gehen!“

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