Archiv für den Monat: Dezember 2019

Das Feenspiel – 8. Rauhnacht


liebe gretl,
hab dank für den ruf.
ich war so weit weg, war so lange verstummt.
1 flügel lahm, 1 hemd ohne kNopf. die stimmbänder kalt – so fühlt man sich alt.

gedankenKreisen dauern oft lang. kein schnee weist den weg in der tRautropfenzeit. man hört nicht auf, bevor(s) nicht(s) vollbracht. „no river too deep, no mountain too high“. ich kam zu fuß : 7x ruh rûch. zur n_acht hab ichs geschafft. und nun solls mit mir enden, dies griesgrame grausame ungrade jahr, das uns (wie) viel reif_e wohl brachte ins haar (?). was müssen wir können + wissen + sein, um 1 neues zu beginnen – weiser zu scheinen? manches wird leichter, wenns gemeinsam versucht. du hast uns aus+ein: geladen/gesucht. und jede von uns bringt etwas mit. lauf lächeln luft leben laut oder lied …

du weißt, liebe gretl, ich trag immer die last. die werd ich nicht los, was ich auch mach. das sei kein geschenk, hab ich noch gemeint, da hab ich sie schon übern berg hergeschleift. wenn man die last teilt, wird sie ganz klein … so hab ichs mir kl_eingeredet. verzeiht. salva venia: ich hab mich gefreut. es hätte (auch noch überdies) schlimmer sein können, denn ich erbte das leid. das schnürte ich einst <sorg_sam+k_leidsam> fest ein, 1 bündel ballast, damits keine_r sieht – wie hab ich gelacht. doch seit dieser zeit weiß ich mir nicht rat. ich red von nichts anderem mehr als von der last. sie hängt mir vom hals herab, schnürt mich halb ab. ich schleppe sie natürlich naturgemäß überall hin, bald verschwinde ich drin. die jahre vergehen und ich sing immer 1 lied, das handelt von trrrr … trauer trauma + trieb trübsal + t_rost. une histoire de pression. (alles muss extrem unangenehm anstrengend sein → 1 hartes los.) so gings stets bergauf, bis heuer den herbst. bis zu dem tag, an dem die wärme zerbarst. da wurds mir zu schwer endlich, und ich warfs hin. hab nicht lang nachgedacht, mich nicht versehen.

seitdem bin ich verstimmt verstummt.
um was solls noch gehen?

(ich oder du, mein lieber tag? zähl ich die jahre, die ich dich begleite, heute mir auf ohne entsprechend gefühl, wo ich sie gestern gespürt in jedem glied – werd ich morgen früh <ja, das hoff ich> ihrer unbedacht mit dir wieder streiten ums frischangesicht.) erst als du riefst, fee, sah ich wieder dorthin, wo das bündel ballast herumliegt ohne sinn. was hätte ich tun sollen? ich gebs ja gern zu. ich nahms mit nur aus angst, ich hätt sonst nichts zum dazutun.

was hätte eine_r für 1 grund, die last zu tragen?
wenn nicht die angst, leere zu wagen?

was will ich euch geben, was bring ich euch mit? piedestal fidibus fremdwörterschatz? scharrfüße schleusenstau schreibsalat? ich kam nicht gleich drauf, ich spürte_s nicht – zu groß ist das loch, das die leere aufschnitt. ich öffnete das bündel ballast, auf dass es das loch füllt, bevor eine_r rein_stürzt. doch der bund war lose/das bündel leer/alles leid war längst aufgezehrt. ich aber weiß nicht, wos hin ist. in mitleid zerronnen/in luft aufgelöst? seit wanns wohl schon weg ist? wie lang ichs le_er_trug? ich kanns euch nicht sagen, ich hüte mich gut. (we all know, there’s no shortcut through hell.) wer traut sich schon in 1 grab zu schauen, das er sich selbst 1x grub? natürlich erschrak ich. ich glaubte da sei nichts. nun hätte ich nichts mehr für euch. last leid luft leere – alles vorbei.

jetzt wärs zeit für die lösung. . das „let go“ hab ich schon unterhaut. doch er schreibt sich zu leise, mein innerer laut. wie schreiBt es sich so, dass das herz es auch hört? dass es ruhiger im takt schwingt, den fluss nicht mehr stört? eine bracht uns das feuer, da werf ichs hinein, das nutzlose bündel, das alte leid-leinen. wir bleiben allein. und für den moment, wo die flammen aufgehen, beben+lodern , wo altes vergeht, auf dass neues entsteht, weiß ich, was ich euch mitgeben möcht.

ich streich uns über_nacht den zweifel heraus, aus unseren köpfen+körpern, aus unserer haut. wir sitzen nur da, und schauen ins licht. das geb ich uns mit:
mut für die stille. 1 moment rûch.
kurz&gut: für 1 augen_blick:
nichts.

Gastbeitrag: Die 8. Fee »Nichts«

Das Feenspiel – 7. Rauhnacht

hab mich verfangen
hoch in den Wipfeln
gleich unter den Sternen

lausche eurem Gesang

verachte das Leid
wie konnte es geschehen,
dass die Bäume Wunden tragen?
die Vögel sterben?
die Kinder weinen?

hab mich verfangen
tief in den Wipfeln
dort wo der Wind die Äste fegt

träume vom Feentanz

husche durch Zeit und Raum
dem Spiel entgegen

die Welt braucht Lebenskraft
zum Weiterdrehen!

Gastbeitrag: Die 7. Fee

 

 

Das Feenspiel – 6. Rauhnacht

Es dunkelt. Ein großer Vogel durchsegelt den Abendhimmel. Zögernd betritt eine Frau die Höhle, trägt in zusammengelegten Händen Feuer in die Mitte, dessen Flackern die Gestalten der Anwesenden umspielt. Sie setzt die Kapuze ihres nachtblauen Mantels ab, sieht sich um und beginnt zu sprechen.

***

Von allen Schwestern bin ich die, die man zuerst übersieht. Mein Name ist Meret, geehrt durch die Göttin Ma’at.

In meinen blauen Mantel gehüllt stehe ich zwischen den Menschen und warte auf die, die sich von mir angezogen fühlen. Es sind immer die gleichen.

Du strahlst so eine Ruhe aus, sagen sie. Ich lächele. Wenn sie von meinen Stürmen wüssten. Und dann erzählen sie.

Vom Überleben.

Von der Ungerechtigkeit.

Von der Hektik.

Von der Überforderung.

Von der Angst.

Von Lasten, die verhindern, dass sie sich erkennen können.

Wer bist du, frage ich, wenn sie auf meine Antwort warten, denn manchen reicht es, dass ich ihnen zugehört habe. Was drückt man dir auf, was tust du selbst dazu, dass es dir so geht, wie es dir geht? Bist du bereit, dich infrage zu stellen, die Grenze dessen, was für dich normal ist, zu verschieben, Verantwortung zu übernehmen?

Jetzt verlassen mich viele, denn diese Fragen sind unbequem und die Antworten rütteln auf. Sie gehen mit meinem Segen, sei er ausgesprochen oder nicht, viele glauben nicht an seine Macht. Es dauert, bis eine Saat aufgeht, manchmal kürzer, manchmal länger. Ich zwinge nicht. Ich bin nur da. Und wenn nicht in diesem Leben, dann danach.

Wer bist du, fragen sie mich.

Ich bin sanft, antworte ich. Und frage weiter. Verlangst du vielleicht zu viel von dir? Von anderen? Glaubst du überhaupt, dass du ein Recht darauf hast?

Auf Wachstum?

Auf Gerechtigkeit?

Auf Gelassenheit?

Auf Wertschätzung?

Auf Liebe?

Alle haben Zweifel. Viele glauben, dass sie selbst schuld sind. Dann weinen wir. Lachen. Schweigen. Wir sprechen, wir lassen uns aufeinander ein. Keine Antwort ist wie die andere. Die Nacht wird lang, und die Dunkelheit bewahrt unsere Geheimnisse.

Ich bin die, die das rechte Maß sucht. Grenzen zieht. Hindernisse einreißt. Strukturen sichtbar macht. Geduld erbittet. Ermutigt.

Du bist es wert, dass es dir gut geht. Aber nicht auf Kosten anderer.

Dein Mitmensch ist es wert, dass es ihm gut geht. Aber nicht auf deine Kosten.

Himmel und Erde, Mensch und Tier sind es wert, dass es ihnen gut geht. Und das liegt auch in unserer Hand.

Ich bin die, die den Ausgleich lehrt.

Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung, er ist ein Teil von ihr. Dankbarkeit und Ehrfurcht stehen uns allen gut zu Gesicht.

Wir sind alle Sterne unter einem Himmel.

***

Sie hebt die Arme. Ihr nachtblauer Mantel entfaltet sich und klafft auf, sie wächst, bis die ganze Höhle zu verschwinden scheint. Klar und hell funkeln die Sterne in ihrer unermesslichen Pracht, unendlich nah und fern zugleich, dass allen Tränen über die Wangen rinnen und alle Herzen vor Liebe weit werden, weil sie sonst zersprängen.

Seht das Geschenk der Göttin. Öffnet euer Herz für die Sehnsucht. Geht in Schönheit.

Sie lacht, und plötzlich ist die Höhle wieder eine Höhle. Ein Feuer prasselt in der Mitte. Draußen erschallt ein Ruf – eine Eule?

Lasst uns feiern, Schwestern, sagt sie. Ich habe euch so vermisst.

Gastbeitrag: Die 6. Fee

Das Feenspiel – 5. Rauhnacht

Eine recht kleine & zarte und doch kräftige & zähe Fee bin ich, dem tiefsten Bayern entsprang ich, man nennt mich Philippa, meine Passion ist das Sausen, Singen und Spielen mit meinesgleichen und mir verwandten Seelen.

Weit gewandert bin ich zu unserem Höhlentreffen im Garten der Perchta, um dem Ruf der Graugans zu folgen und um Euch in klirrendkalter Nacht mit meinem Feenstab beherzt und schwungvoll eine Acht in den weichen, unberührten Schnee zu malen, den der Untersberg in seinem Schoße birgt.

Es ist die Acht, die nicht nur Teil dieses Tages, sondern heut ganz und gar die meine ist und zugleich mein Geschenk an die kommende Nacht und Euch in sich trägt.

Denn in jener Acht, so wie sie sanft hier vor uns liegt im Mondenschein, wohnt der Zauber der Unendlichkeit, keinen Anfang hat sie und auch kein Ende, sie strebt nicht nach links, rechts, oben, unten, selbstgenügsam ist sie, und ihre Mitte hat sie immer schon gefunden, ohne sie je zu suchen.

Doch seht nur, wie sie sich emporhebt aus ihrem Schneebette, wenn ich sie antippe mit meinem Feenstab, wie sie sich voller Anmut aufrichtet und zum funkelnden Nachthimmel reckt und an ihrer runden Gestalt uns gewahr werden lässt, dass das Diesseits und das Jenseits verbunden sind, dass es keine Grenze gibt zwischen den Welten, stattdessen mittendrin, in ihrer schlanken Taille, eine durchlässige Stelle, einen kleinen Durchschlupf…

So lade ich Euch ein zu meinem Feste, Ihr Feen:
Kommt mit mir heut Nacht, lasst uns durch dieses schmale Öhr hinausschlüpfen aus unseren düsteren Höhlen, lasst uns ausschwärmen in die verheißungsvollen Wälder, lasst uns lautlos durchs Tannicht streifen und furchtlos durchs Unterholz schnüren!
Lasst uns ein Rudel wilder und weiser Wölfinnen sein, unendlich ist die Nacht und unser Revier, und ich werde Euch leiten mit meiner feinen Nase!
Lasst uns gemeinsam Fährten aufspüren und ihnen nachgehen, lasst uns durch die Weiten dieser Winternacht jagen, lasst uns tanzen im Takt des Flügelschlags der Waldkäuze, jede von uns ganz für sich und zugleich wir alle gemeinsam, unter jeder Zirbe und jeder Latsche sollen die Pfotenspuren unserer Pirsch und die Trittsiegel unserer Tänze im Schnee zu finden sein!

Zur Geisterstunde wollen wir uns versammeln, im dunklen Herzen des dichten Bergwaldes liegt eine Lichtung, Ihr werdet sie finden, denn sie leuchtet Euch hell, inmitten all der Finsternis erstrahlt sie in unschuldigem Weiß, und sie bietet ausreichend Platz, in ihrem verschneiten Rund die Fünfte der Rauhnächte zu feiern, die Nacht des unschuldigen Kindes, jene Nacht, die mich einst gebar.
An jenem Orte werden wir uns treffen, Seit an Seit werden wir stehen und zusammen den Mond anheulen, so wie die Wölfe es schon immer taten.
Ein wildes, wölfisches Weiberheulen wird es sein, ein durch Mark und Bein gehendes Jaulen, ein göttlicher Gesang voller Kraft, voller Schmerz, voller Freude, voller Verzweiflung, voller Sehnsucht, voller Liebe und voller Hoffnung und Vertrauen auf die Wunder, die da kommen mögen: Bald, hoffentlich, endlich!

I'm runnin' through the forest
With the wolf at my heels
My king is lost at midnight
When the tower bells peal

We've got no fairytale ending
In God's hands our fate is complete
Your heaven's here in my heart
Our love's this dust beneath my feet

Just this dust beneath my feet
If I'm gonna live
I'll lift my life
Darlin' to you

I'm countin' on a miracle
I'm countin' on a miracle
I'm countin' on miracle
To come through
(Bruce Springsteen: Countin’ on a Miracle)

https://youtu.be/wm_jQkeLGxM

Gastbeitrag: 5. Fee »Die Wölfin«

 

Das Feenspiel – 4. Rauhnacht

Ich bin eine von Dreizehn.
Ob ich die Dreizehnte bin, der unbekannte Stern im Kreis der Zwölf,
oder die ohne Teller, Becher, Messer, Gabel, Löffel, Stuhl?
Wer will das wissen?
Wer weiß was?
Was weiß wer?
Ich bin Eine von Dreizehn,
heute bin ich die Vierte.
Mal so, mal so.
Ich bin die, die mit Brüderchen Wind tanzt, die ihre Lieder leise singt, die keine Spuren hinterlässt.
Ich bin die, die wieder und wieder kommt.
Ich singe und tanze die Lieder der Steine, der Bäume, der Blumen und Kräuter.
Ich singe das Lied der Mutter Erde, des Himmels, des Wassers, des Feuers, der Freude und der Liebe,
das der Bienen, der Schmetterlinge und Vögel auch.
Nachtblau ist mein Mantel, hier und da eine goldene Imme darauf.
Die Trommel begleitet mich. Sie trägt mich in die Tiefe und durch manch Nebel hindurch.
Die kleine, schwarze Ahnin lacht,
sie ist nicht allein.
Dreizehn kleine, schwarze Ahninnen hüten das Feuer. Wurzelstock und Kräuterstab, Bündel voller Weisheit, Kraft und Segen. Sie spinnen die heilenden Fäden. Sie drehen das Rad.
Zeitlos ist Werden und Vergehen.
Eine Wurzel, ein Stamm, ein Baum, eine Krone, alles ein Gesang, ein Tanz, ein Fluss, ein Meer, ein Himmel, eine Erde.
Blütenstaub zu Honig, Blüten zu Früchten, Früchte zu Saft, das ist Kunst und Geschenk.
Mein Name ist ein Blatt im Wind, eine Welle im Ozean, eine Wolke im Azur. Ich bin eine von Dreizehn. Ich wurde gerufen. Dankbar tanze ich im Feenkreis. Dreizehn kleine, schwarze Ahninnen hüten das Feuer, spinnen die heilenden Fäden. Sie lächeln.

 

Gastbeitrag: 4. Fee »Eine von Dreizehn«

Das Feenspiel – 2. Rauhnacht

Ein Feenspiel

Ein Feenspiel

Holla, die Fee der Zweiten Rauhnacht kommt herbei. Sie hat ein Lied im Gepäck.
Es war einmal oder war es vor zwei Wochen, als die volle Mondin am Himmel stand. Da fand die Fee der Zweiten Rauhnacht am Fuße einer alten Linde mitten in der Großen Stadt einen goldenen Schlüssel.
Sie hob ihn auf und hielt in der Hand. Er fühlte sich warm an. Sie spürte einen warmen goldenen Strom durch ihren Körper fließen. Sie nahm ihn mit und hatte das Gefühl, mit ihm entspann sich ihre Wintergeschichte.
Sie fuhr heim und zeigte den goldenen Schlüssel einer Schleiereule, die seit geraumer Zeit bei ihr wohnte. Die alte Eule lächelte die Fee der Zweiten Rauhnacht an, setzte sich mit ihr ans Feuer und erzählte ihr eine Geschichte.
Einst, als noch Freya, die freie Frau, über das Land zog in ihrem Katzenwagen mit ihren wilden Säuen im Gefolge, hing der goldene Schlüssel an ihrem Gürtel. Zu jener Zeit konnten die Menschen die Feen und Elfen noch sehen. Sie sprachen mit der Natur und die Natur half ihnen und die Menschen halfen sich auch untereinander.
Denn wisse, der goldene Schlüssel öffnet die Herzen für die Natur. Er öffnete das Herz für die Liebe und öffnet Tür und Tor für ein liebevolles Miteinander.
Im Winter in tiefer Nacht liegt der Schlüssel wie ein Same verborgen in der Erde. Werden wir still und lauschen, dann erwacht mit dem neuen Morgen eine Blume in uns und mit ihr öffnen sich alle Tore. Dann trägt Freya die Blüten der Schlüsselblume wieder in ihrer Krone und lässt uns die Schwere des Winters vergessen.
Mit ihrem goldenen Schlüssel öffnet sie die Herzen der Menschen, um sie für das neue Jahr bereit zu machen. Mit ihrem goldenen Schlüssel öffnet sie die Erde und weckt die schlafenden Naturkräfte. Mit ihrem goldenen Schlüssel öffnet sie für uns den Himmel auf Erden.
Als die Fee der Zweiten Rauhnacht den Ruf zum Feenspiel vernahm, schnappte sie sich einen Stoff und färbte ihn im Sud der Schlehen. Die Schlehen werden es schon richten, dachte sie bei sich. Mit ein bisschen Spucke und Lavendel wird es schon werden. Der Duft von Lavendel breitete sich im ganzen Hof aus und wie von Feenhand ganz leicht, webten sich die Bilder zum Feenspiel. In alten Schachteln fanden sich gewebte Bänder, Perlen, Federn und Knöpfe. Sie spann das Traumgarn. Ihre Finger wurden schon etwas wund vom vielen Weben. Nun, ein bisschen Herzblut darf nicht fehlen. Und während sie webte und webte, sang sie ein Lied immer und immer wieder.

Tief in der Nacht

Kommen sie zusammen

13 Feen

Weben Wort-Fäden

Zu Perlen-Ketten

Seht Ihr sie

Im Nebel spielen

Bis der neue Morgen erwacht

Tief in der Nacht werden die Wunder gesponnen und gewebt, wenn 13 Feen ihr Feenspiel spielen.
Diese Bilder webte die Fee der Zweiten Rauhnacht. Sie wird sie in den kommenden Rauhnächten noch zu einem Feenspiel-Buch zusammenfügen.
Sie ist sehr glücklich über dieses Miteinander in den Rauhnächten. Es ist so schön, wenn Schwestern sich treffen, sich die Hände reichen und die Liebe fließen lassen. Wenn wir uns im Kreise zusammen finden, zusammen tanzen und spielen, das Traumgarn spinnen, dann können wahrlich Wunder geschehen.
So fließt der Dank zur ‚Graugans‘, die uns so mutig zum Feenspiel zusammen rief.
Die Fee der Zweiten Rauhnacht erwartet nun voller Freude ihre Schwestern, die in den kommenden Rauhnächten das Traumgarn weiter spinnen, jede auf ihre Weise und doch miteinander.
Sie wünscht allen ein wundervolles neues Jahr.

Gastbeitrag: 2. Fee »Holla«

Das Feenspiel – 1. Rauhnacht

Und es begab sich, wie es im Lebensrad von Werden und Vergehen sich ständig wiederholt, dass in einer klaren Winternacht ein Kind geboren war.
Die Eltern erhaben und von edlem Geblüht, doch widrige Umstände entmachteten sie und so geschah es, dass das kleine Baby- ein Mädchen in einer Höhle am Engelstein alleine abgelegt wurde, weil sich Mutter und Vater nicht anders zu helfen wussten. Sie mussten da Mädchen sich selbst überlassen und so sandten sie die alte Bitte an alle die es vernehmen konnten: alle weisen Frauen aus diesem Gebiet mögen sich diesem WESEN annehmen und es hüten.  (was aus den Eltern würde und was zu diesem Ereignis führen möchte ist eine andere Geschichte und diese soll ein andermal erzählt werden)

Nur alle 100 Jahre sind die Membranen der Zwischenwelten so dünn, dass Bitten den Raum durchdringen und den Zauberwesen zu Ohren kommen.
Und es geschah, dass die weisen Frauen 13 an der Zahl dem Ruf in die Höhle Folge leisteten.

Sie fanden ein Kind in ihrer Mitte und dieses blickte mit offenem, neugierigem und wissendem Blick in die Gesichter der 13 Frauen und lächelte. „Was wollt ihr mir mitteilen ihr weisen Frauen?“ Das Mädchen schaut, staunt UND es empfängt bei jeder Fee eine Besonderheit:

Die erste Fee betritt den Raum:

Nun stehe ich hier in meinem bescheidenen Dasein, lief durch das Dickicht mit leichtem Gepäck- war schnell, hüpfte und sprang durch das Gelände und durch Straßen  – wollte SOFORT beim Kind vorstellig werden und es teilhaben lassen an meiner Welt. Ich bin die, die läuft, in der Dämmerung und in der Nacht, auf dass deine Wunden des Verlassen werdens gesalbt werden-  lausche und schau und vertraue, dass  ES dir Linderung  verschafft.

Gastbeitrag: 1. Fee »Die Läuferin«

 

Im Zwischenraum

 

Jetzt muß ich die „Mutmaßungen über das Fremde“ hier beenden. Es hätte noch viel Material gegeben, vor allem das wundervolle Buch von Martin R. Dean „Verbeugung vor Spiegeln … über das Eigene und das Fremde“ vorzustellen. Er hatte mir vor längerer Zeit schon sehr freundlich erlaubt, hieraus zu zitieren. Zu einem anderen Zeitpunkt werde ich das mal nachholen. Und so leihe ich mir heute als Abschluß der 24T. nur den folgenden Satz, den er seinem Buch vorangestellt hat:

Fremdheit zur Welt ist ein Moment von Kunst,
wer anders denn als Fremdes sie wahrnimmt,
nimmt sie überhaupt nicht wahr.
Theodor W. Adorno

Frau Percht hat sich wohl in ihrem Garten (Berchtesgaden)noch ein wenig entspannt, aber dann, hui, mit ihrem wilden Gefolge in die Lüfte geschwungen und dafür gesorgt, daß der Föhn zusammenbrach und sich in Sturzbächen mit Sturmgebraus abregnet. Das vom Föhn von inwendig nach außen Gekehrte muß jetzt der vorweihnachtlichen Aufgeregtheit standhalten und irgendwie zu Besinnlichkeit finden, woran sich aber die aufgewühlte Seele nicht immer halten mag und so entladen sich Spannungen  …nicht unbedingt adäquat … wer kennt das nicht … irgendwie muß man so kurz vor Weihnachten immer mit allem rechnen. Heute nach erledigtem Einkauf will ich so schnell wie möglich nur weg aus diesem Konsumspektakel und renne beinah mit dem Einkaufswagen einer jungen Frau zusammen, die mir entgegenkommt … ich sehe in ihrem Gesicht vermutlich das Gleiche wie sie in meinem, wir weichen uns aus und ich lache sie an und bedanke mich für die Vorfahrt und sie lacht zurück und wir spüren ein wenig Glück und unsere Augen glänzen.

Morgen ist also Weihnachten, von Mitternacht zu Mitternacht kommen die Rauhnächte, morgen beginnt die erste von, wie ich meine, 13 heiligen Nächten. Und mit der ersten Rauhnacht beginnt ein weiteres Spiel mit der Fremdheit, diesmal durch weite vergangene Räume und Zeiten und da es nicht wirkliche Dokumente gibt, bleibt alles im Traumbereich.

Während ich dies hier schreibe, denke ich auch an das Kind in der Krippe und ich sehe die Bilder von Kindern in Flüchtlingslagern, und ich höre die Stimmen der PolitikerInnen, die abwägen, ob man sie jetzt aus den überfüllten Lagern herausholen soll oder nicht, weil sie ja nicht direkt vom Tode bedroht sind … schwer, sehr schwer ein Traumspiel anzuleiten und nicht stattdessen durch die Gegend zu laufen und laut zu schreien: Verdammt noch mal, das sind KINDER! Morgen sind die Kirchen voll, alle schauen auf das Kind in der Krippe … was ist mit denen, die auf Lesbos alleine und verlassen ohne Vater und Mutter in Schlamm und Dreck und Angst hausen, meine Güte!

 

Das Feenspiel, eine Rauhnachtstraumgeschichte

Seit vielen Jahren schiebt sich immer wieder das Bild von Frauen in meine Vorstellung, die über weites Land gehen, manchmal nur eine, dann zu dritt und dann alle dreizehn. Nachforschungen führen zur „Edda“, da ist von weissagenden Frauen die Rede, die Völvur, oder Völven hießen, sie zogen von Ort zu Ort, von Fest zu Fest und sie wurden mit Ehren und Jubel begrüßt. Sie hatten immer einen geschmückten Stab dabei, deshalb nannte man sie auch „Stabträgerinnen“. Sie trugen einen Gürtel, daran ein Beutel mit magischen Utensilien. Sie wurden gerufen, um Neugeborenen Glück zu prophezeien, einen Stab für sie zu schnitzen und ihnen die 13 Gaben des Lebens zu überreichen. Sie heilten, indem sie als Medizin ein ganz spezielles Lied sangen und sie halfen den Sterbenden mit ihren Gaben beim Hinübergehen in neue Welten. Sie trugen lange, nachtblaue Umhänge mit Kapuzen. In den diversen Aufzeichnungen verschmelzen sie mit den Nornen und Moiren, den Saligen im Gebirge und auch die Hl. drei Könige scheinen auf sie zurückzugehen.

Niemand weiß, ob sie Zauberinnen waren oder Göttinnen, oder heilkundige Frauen, oder Feen … eines Tages waren sie verschwunden. Nur im Märchen Dornröschen ist eine Ahnung spürbar von der Macht der 13 Frauen.

Ob dies alles so war oder ob es nur ein Märchenraunen ist, ein romantisches Flüstern, man kann es nicht beweisen, aber vielleicht könnte man damit spielen, so hab ich mir das gedacht. Und dann habe ich 12 Frauen eingeladen und sie gefragt: „Was wäre, wenn wir Fee spielen, so, wie wir das als Kinder gemacht haben. Wir sagen einfach, daß wir uns in einer Höhle treffen nach hundert Jahren und jede hat ein Geschenk dabei und darf einen Wunsch äußern, wenn sie mag. Wir spielen, daß wir mächtige Feen sind … alles weitere wird sich schon zeigen, jede macht das, was sie am besten kann. Und weil Weihnachten ist, könnten wir unsere Gaben diesem kleinen Kind in der Krippe  schenken, aber es kann auch ganz anders kommen, niemand weiß, wie Feen sich entscheiden, nicht wahr?

Von den 12 eingeladenen Frauen hat eine abgesagt, die ist schon anderweitig mit wilden Frauen unterwegs und einer war das Ganze zu fremd, um mitmachen zu können, jetzt werde ich mit Spannung täglich warten, ob und was zu mir geschickt wird, damit es sich auf dieser Bühne zwischen Himmel und Erde materialisieren kann. Wenn nichts kommt, dann wollte sich wohl keine Fee zeigen oder fand einfach nicht den Weg zu uns in die Höhle. Liebe Frauen, die Ihr so bereitwillig zugesagt habt, mit mir dieses Traumgarn zu spinnen, habt Dank für Euren Mut, Euch auf die Kinderseele in uns allen zu besinnen … und seid gewiß, es wird nach diesem Spiel eine geheimnisvolle Verbindung zwischen uns bleiben … um Mitternacht beginnt´s … die erste Fee hat mir schon zugeflüstert!

 

Und nun laßt uns Weihnachten feiern, was Gutes kochen, Kerzen anzünden und singen, viel singen und warum sollte man sich eigentlich nicht auch ein wenig betrinken, ich werd das sicher mit einem dunklen Weißbierbock tun und wißt Ihr was, das mit den Geschenken ist relativ, manchmal ist es einfach nur ein freundliches, liebes Wort  oder es sagt mal jemand: Du, ich bin so froh, daß es Dich gibt …

und für mich ist vor Wochen schon ein Riesengeschenk passiert: Der rote Willie war am Verhungern und als wir ihn zur Tierklinik schleppen wollten, hat er 10 min vor dem Termin plötzlich der häuslichen Konkurrenz den Fleischnapf leergefressen und sich entschieden, wieder zu leben.

 

 

Ich wünsche uns allen zärtliches Berühren und berührt werden, innen wie außen!

24T.-Mutmaßungen über das Fremde,Tag21

Leise ist es geworden, hier auf meiner Bühne zwischen Himmel und Erde. Die Worte der wunderbaren Gäste hallen nach. Schön ist es, jetzt ein wenig alleine da zu sein, eine rote Kerze brennt und Rum ist im Tee. Die längste Nacht wird morgen in der Frühe, um 5.19 Uhr, vorbei sein. Alles ist wie immer, und doch bestünde zumindest die Möglichkeit zur Verwandlung, wenn wir die Zeichen erkennen … Der Kreis schließt sich sanft und beginnt zugleich von Neuem … wer jetzt tanzt, „weiß, was sich begibt“.

Gestern erlaubte der Föhn die Sicht auf König Watze und weiter bis hinein ins schneebedeckte Dachsteinmassiv. Heute Nacht ist dichter Nebel, hoch oben hängt eine trübe Lichterkette am Himmel.

Der uralte Apfelbaum wurde jetzt ausgerissen, weil der neue Pächter sonst nicht mit seinem 8 Meter breiten Mähbalken unsere Wiese und die unseres Nachbarn ohne Umschleife mähen kann. Dazwischen hatte der knorrige alte Baum seinen Lebensort. Wie schnell er doch zu Fall gebracht war und weggeschleift die Wurzel mit dem großen schweren Traktor. Ich bin traurig, es ging alles so schnell, ich konnte mich gar nicht verabschieden und ihm danken für sein Lebenswerk. Ein Häuflein Holz ist übriggeblieben. Ich werde ihn vermissen, er trug nicht mehr viele Äpfel und hat auch schon etliche seiner einstmals starken Arme abgeworfen … aber ich hätte ihm so vergönnt, daß er sein Baumleben auf seine Art beendet.

Die „Mutmaßungen“ laufen langsam aus, schön war das mit Euch allen und ich bin sehr dankbar für die wunderbaren Texte, die Ihr mir anvertraut habt! In den nächsten Tagen wird es immer ruhiger hier werden, das eine zieht aus, um langsam dem Neuen Platz zu machen und mit den Rauhnächten beginnt ein neues Spiel … eine Traumgeschichte mit alten Kräften und heutigen Frauen, die sich trauen, in fremde Welten, Zeiten, Zwischenräume hinein ihre Ohren zu spitzen und das Erhorchte hierher auf diese Bühne zu tragen und damit zu spielen. Wir werden sehen, was hier im virtuellen Raum passiert in den heiligen Zaubernächten … ich freu mich drauf!

Aber jetzt gilt es erst, durch diese besondere Nacht heute zu wandeln, auf Träume zu achten und den Bildern, die sich in den Kopf schieben, Raum zu geben.

Kommt gut durch diese Nacht!