Archiv der Kategorie: 24 T (reloadedVII)

24 T. – Mutmaßungen … Tag 24: Über Wunder

Der gnadenlose Föhnwind streicht lauwarm ums Haus und durchs Herz und wirbelt die Gefühle durcheinander, Sehnsüchte, Hoffnungen, Irrsinn, Wahnsinn, Traurigkeiten, alles taucht auf und wieder unter … und im Radio bringt der Lieblingssender John Coltranes Platte:  A Love Supreme. Wer sich auf das Wunder dieser Musik einläßt, tut dies auf eigene Gefahr, irgendwann kommt eine Schwelle, wenn man die überschritten hat, gibt es kein Zurück mehr. Wahrscheinlich ist das mit allen Wundern so, auch mit dem Weihnachtswunder. Plötzlich taucht die Frau mit der Katze schon am Nachmittag um halb drei Uhr auf. Sie ist in den letzten Jahren eine Art Begleiterin geworden, sie ist ein wenig plemplem, aber auch sehr weise. Heute ist sie außergewöhnlich redselig zum Thema Wunder und ich lasse sie reden.

Ich schaue mit großer Freude auf das diesjährige Projekt der 24 T. – Mutmaßungen zurück und bedanke mich herzlich bei meinen beiden Mitgestalterinnen, Ulli Gau und Kraulquappe! Es war eine ganz Wunder – volle Zusammenarbeit, unkompliziert und in jeder Hinsicht bereichernd!  Wir sind Text für Text und Bild für Bild gemeinsam nebeneinander, vor-und hintereinander durch die Adventszeit gegangen und haben unsere Arbeiten hier zwischen Himmel und Erde in die  Welt hinausgeschickt. Über uns die Wilde Jagd und Frau Percht, die sagt: „Sei die, die Du bist … ich bin es auch.“

Liebe Kraulquappe und liebe Ulli, es war einfach schön mit Euch! Auch an alle, die mit gelesen und -geschaut und kommentiert haben : Vielen vielen Dank, was wären wir denn ohne Euch, seid aufs Herzlichste gegrüßt!

Uns Allen wünsche ich , daß wir es schaffen, lieb zueinander zu sein und um Mitternacht gemeinsam zu den Sternen hinaufzuschauen, was sonst sollten wir tun in dieser Heiligen Nacht.

Frohe Weihnachten!

Bild und Text:
Margarete Helminger

24 T. – Mutmaßungen … Tag 21: Über den Verrat

 

MÖCHTE MAN DEN VERRAT VERSTEHEN, SO MUSS MAN SICH MIT SEINER GENEALOGIE BEFASSEN.

Der Verrat ging als Zweitgeborener aus der Verbindung von Egoismus und Feigheit hervor, die eine Ehe führten, die von Unehrlichkeit und Unzufriedenheit geprägt war. Er ist der Mittlere in der Geschwisterreihe, sein großer, starker Bruder heißt Vertrauensbruch, seine kleine, dürre Schwester tauften sie Lüge. Die Kindheit des Verrats war entbehrungsreich und lieblos, die Eltern nicht in der Lage, sich ausreichend ihrem Sohn zu widmen.

Äußerlich ist der Verrat unauffällig. Erst bei genauerer Betrachtung bemerkt man, dass er an der linken Seite seines Kopfes ein Schlitzohr trägt und ihm das rechte Ohr gänzlich fehlt. Es wird überliefert, dass es ihm während einer Prügelei, in die er als kleiner Junge mit Zorn und Groll, seinen Cousins zweiten Grades, verwickelt war, vom Zorn abgeschnitten worden war, auch der Schlitz in seinem linken Ohr, soll in diesem Gefecht entstanden sein.

Ob Gerissenheit und partielle Taubheit schon vor dem Gemetzel zu seinen Eigenschaften zählten, ist nicht in Erfahrung zu bringen – Mutter Feigheit will nicht darüber sprechen und Vater Egoismus ist zu sehr mit sich beschäftigt, um Auskunft zu geben. Der Verrat selbst weiß nichts über sich zu berichten, das plausibel genug erscheint, um es hier verbindlich niederzuschreiben.

Nach seiner Adoleszenz verlor sich der Verrat in diversen Beziehungen, suchte Heimat, ersehnte Halt, fand nichts dergleichen und zog weiter. Die Jahre gingen ins Land, erst spät wurde er sesshaft und beschloss zu heiraten. Doch das Eheglück hielt nicht, was er sich von ihm versprochen hatte und das enttäuschte den Verrat sehr. Weil er sein Zuhause nicht aufgeben wollte, machte er sich heimlich zu weiteren Streifzügen auf und verbarg sein Tun mit unheimlichen Lügen.

Aus einem seiner Abenteuer entstanden schließlich seine beiden Töchter Scham und Schäbigkeit, die er notgedrungen zu sich nehmen musste, weil Ignorantia, die Mutter der Zwillingsmädchen, bei einem Unfall, der sich kurz nach ihrer unseligen Liaison mit dem Verrat ereignete, ums Leben kam. Das Übernehmen dieser Verantwortung stürzte den Verrat in eine tiefe Depression, vor der ihn keiner seiner Betäubungs- oder Fluchtversuche mehr zu schützen vermochte.

Text:
Kraulquappe

24 T. – Mutmaßungen … Tag 20: Über das Fallen

Das Aufheulen der Motorsäge schneidet mir ins Herz, ich weiß, was jetzt gleich kommen wird und auch wenn ich mir die Ohren zuhalte innen wie außen, ich werde es hören.

Damals im Krankenhaus der alte Mann, von der Straße aufgelesen im Winter, halb erfroren, wir halfen ihm nach einem warmen Bad aus der Wanne, dann würgte er und erbrach in hohen Schwällen sein Blut und sein Leben … die Stationsschwester sagte: aus. Und dann dieser dumpfe Aufprall nach dem Fallen..

Vor dem kleinen Schlachthaus laden die Männer eine Kuh aus und führen sie dorthin, wo einer mit dem Schußapparat steht, sie sagt ein verzweifeltes Muuh, dann Schuß und dann sacken die Beine weg, und dann dieser dumpfe Ton beim Hinfallen ihres Leibes.

Jetzt in den Wipfeln oben eine kurze Unruhe, eine kleine falsche Bewegung, ein Zittern, das nicht sein soll und doch ist, dann kracht es kurz, wie wenn Knochen zerbrechen, dann ein Schwirren und dann … der dumpfe Aufprall … er ist gefallen.

Dann ist es still, es ist immer sehr still, wenn einer fällt, es ist so furchtbar still, daß es wehtut in den Ohren. Der Baum wird mit Ketten an den schweren Traktor gehängt und abtransportiert. Er hinterläßt eine Rinne im Schnee, in die sein Harz tropft. Ein großer Haufen Äste bleibt zurück, der wird morgen bearbeitet. Es dämmert und hier am Holzplatz schließt sich das Loch im Universum wie überall sonst auch, wenn wieder einer gefallen ist. Was fällt, das fällt, da hilft kein Aufbäumen.

Zwei Rehe huschen von irgendwo her und sehen sich nach was Eßbarem um auf dem Platz, wo vorher der Baum stand. Etwas kriecht aus dem Wirrwarr der hingeworfenen Äste der Baumkrone, der Mond läßt die Sterne auf einem zerfetzten Gewand schwach golden schimmern. Lange Haare hängen in Strähnen harzverklebt über die Schultern. Er richtet sich auf, barfuß hinkt er an den Rehen vorbei, die ihn nicht zu bemerken scheinen. Dann setzt er sich hin, auf den Stumpf, der vom Baum übriggeblieben ist. Er stützt die Ellbogen auf die Knie und hält das verschrammte Gesicht in den Händen, lange sitzt er so.

Und dann weint er,
der Engel.

Text:
Margarete Helminger

24 T. – Mutmaßungen … Tag 19: Über die Ahnen

Mutmaßungen über Ahnen

Das eine ist das Blut, das andere die Seele.

Ich habe eine russische Seele.

Ich habe eine afrikanische Seele.

Ich habe eine Seele.

Sie scheint schon weit gereist zu sein.

Zuerst war die unendliche Weite. Ein kleines, flinkes Pferd und ich auf seinem Rücken jagten über die Tundra. Ein Juchzen, das aufstieg, sich Raum nahm, über die Weite tönte. Ich spürte es als kleines Mädchen. Ich spüre es jetzt.

Das Trommeln der Hufe auf der Erde trug mich über die Jahre hin zu den Trommeln, die einst drei Affen unter der Erde schlugen. Dunkel, tief, geheimnisvoll. Von dort gelangte ich zu den Bühnen, zu den Bands und Ensembles hin zu Rhythmus, Bläsern, Streichern und Gesang. Sie führten mich in die Weite meiner Seele zurück.

Ich tanzte den Tanz ohne Tänzerin.

Feuer brannten hier wie da. Mensch saß drumherum, mit und ohne Lieder, mit und ohne Geschichten, mit anderen oder nicht.

Das eine ist der Baum, das andere die unendlich Vielen, die vor mir gewesen sind. Konkrete Gesichter und Namen, dann nur noch Schemen. Körper, Gesten und Stimmen zu Ungefähren. In der Weite der Jahrtausende geborgen, als alles begann.

Text:
Ulli Gau

24 T. – Mutmaßungen … Tag 17: Über den Frieden

Über den Frieden

Über Frieden zu sprechen heißt ja, über etwas zu sprechen, das es nicht gibt.“

Astrid Lindgren 1978 zur Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels

An dieser Aussage hat sich nichts geändert.

Frieden ist eine Sehnsucht.

Der Frieden mit sich selbst, dem eigenen Weg, mit dem Partner, der Partnerin, den Kindern, den Enkelkindern, den Freundinnen und Freunden, mit den Nachbar=innen – wenn ich das erreiche, dann ist das schon viel.

Frieden in der Welt ist ein hohes Ziel. Die Realität schiebt den Frieden in der Welt in den Raum der Utopien, in den Raum der „mutigen Träume“.

Wie schwer es mir fällt diesen mutigen Traum weiter zu träumen! Wie schwer mir das Herz dabei geworden ist.

Aber ich träume – weit und weiter.

Text:
Ulli Gau

24 T. – Mutmaßungen … Tag 15: Über die Musik

Die Musik

Eines Abends im April dieses Jahres, ich ging gerade vom Arbeitseinsatz in einer Unterkunft für Geflüchtete aus der Ukraine nachhause, fühlte mich beklemmt und beschwert von dem, was ich in den zurückliegenden Stunden gesehen, gehört und erlebt hatte, drang aus einer kleinen Kneipe, an der mich mein Weg vorbeiführte, Musik hinaus aufs Trottoir.
Die Töne hatten einen Touch von Cajun-Musik: einfach, melodisch und dermaßen rhythmisch, dass es einen sofort reißt und ergreift. Ein junges Paar trat aus der Kneipe, um eine zu rauchen, und während er in seiner Hosentasche nach dem Feuerzeug suchte, begann sie ein bisschen zu Tanzen.

Monate später fällt mir diese Szene wieder ein, an einem aus ganz anderen Gründen beklemmten und beschwerten Abend, und ich wünsche mir plötzlich sehnlichst, Swing oder Boogie oder – das wär‘ am besten! – Lindy Hop zu tanzen, doch die Lebenssituation gibt das gerade nicht her, auch die eigene Gesundheit ist zu wacklig für neuartiges Gewackel. Oder stimmt das vielleicht gar nicht? Sollte man (paradoxe Intervention!) genau jetzt den Lindy hoppen, um die Musik wieder richtig hineinzulassen in den musikentwöhnten, malträtierten Körper?

Es war ein weitgehend musikloses Jahr, eines der musiklosesten wohl, die ich je durchlebte. Das Leben wird stumm ohne Musik, vielleicht sogar stumpf, denn Musik verspricht Dinge, die das Leben nicht hält und bringt sie manchmal auf akustische Weise auf den Punkt, womöglich immer dann, wenn das Leben es gar nicht aushalten würde, von seinem Besitzer selbst auf den Punkt gebracht zu werden (oder umgekehrt).

Some innocent phone calls in the middle of the night

Some purchased existence that says “Hold me tight!”

Some heartbreakin’ feelings, your conscience says “No!”

An avalanche howlin’ and free falling snow

But the answer is far from what you expect

With so few words you can … just explode!

An einem Vormittag im Mai plumpst die Post aufs Parkett des Wohnungsflures. Der befreundete Grazer Musiker schickt sein neues Album, ich freue mich riesig und möchte es so bald wie möglich in Ruhe anhören. Doch das musiklose Frühjahr hat sein Fortbestehen im Sinn, lässt Mann und Hund verunfallen und ich falle mit. Anstatt mich an der Musik festzuhalten, verliere ich den Boden unter den Füßen, wie man so sagt, wann immer man das Gefühl hat, ins Bodenlose zu stürzen.

Bis ich die erste Strophe des ersten Songs auf dem Album zwar nicht in Ruhe, aber immerhin überhaupt einmal anhöre, ist es schließlich Anfang Juni. Ich sitze auf dem Fußboden im Flur und schraube müde einen wackligen Servierwagen zusammen. Bei der Zeile mit der Lawine und dem Schnee fällt mir der Inbusschlüssel fast aus der Hand, an avalanche howlin’ and free falling snow, so ist es, genau so, aber du meine Güte, dabei ist doch längst Sommer, nur ich, ich bin irgendwo im Winter hängengeblieben, fühle mich wie von einer Lawine zu Boden gerissen (und werde erst Monate später fröstelnd begreifen, wieso).

Kleine Katastrophen geben sich fortan die Klinke in die Hand: der Mann hinkt, der Hund hinkt, auch ich hinke alsbald mit allem hinterher, ein Onkel stirbt, ein Grab kostet Geld, nichts zu erben ebenfalls, ein Tumor wächst, ein Tumor wird entfernt, ein Vater ruft, ein Vater will nicht mehr sprechen, ein Virus kommt, ein Virus geht, ein Fenster klemmt, ein Überlauf ist undicht, auf der Windschutzscheibe ein Steinschlag, in der Kniekehle eine Zyste – überall kriecht-fliegt-springt-wächst etwas herbei, das man nicht sehen-hören-fühlen-handhaben will. Aus dem seidenen Faden, an dem ein Leben hängt und aus dem insgeheim sein Gewand gewoben wird, entspinnt sich ein Wirrwarr, es wird zum Knäuel, es verknotet sich unentwirrbar, harrt seiner Zerreißung, wartet auf den erleichternden Schnitt.

Someone said, “She’s far away”

Someone said, “Well, now it’s too late”

How, just tell me, could you do?

Why’d you break her heart in two?

Hold me, hold me, hold me, hold me
Hold me, hold me, hold me now!

Am Ende des Albums angekommen steht der fertige Servierwagen vor mir, nicht nur symbolisch fungiert er als Vehikel einer kleinen Freiheit, sondern serviert uns diese ganz konkret auf seinen vier gummiummantelten Rollen: der Achillessehnenoperierte hat daheim nun ein Transportmittel für alles Not_wendige und ich steige mit dem traumatisierten Hündchen ins Auto und mache mich auf den Weg nach Badgastein und höre bis Salzburg ununterbrochen nur diesen ersten Song und bis zur Ankunft im Gasteiner Tal noch zwei weitere. Drei Songs für dreihundert Kilometer, das ist schon viel, an diesem Sonnensonntag durchs Salzburger Land brausend (und vollbeladen wie ich unterwegs bin, nicht nur mit Bergbekleidung).

Schon immer war ich ein Langsamhörer, vermutlich ist das der Ausgleich für meinen Hang zum Schnellschauen und Raschriechen. Wenn ich richtig hinhören möchte, muss ich mich behutsam hineinhören, und dieses Hineinhören verträgt keine Eile, kein Nebenbei, kein Zwischendrin. Mitten hineinwerfen muss ich mich, in die Musik, in ihren Klang- und Sprachozean, so sie mir denn einen schenkt, durch den ich mich schwimmend bewegen kann, von dem ich mich tragen lassen will, in den ich untertauchen möchte ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob ich untergehen könnte.

In einem Lied, das mich bewegt, fließen die beiden Ausdrucksformen, mit denen ich am meisten anfangen kann, ineinander: Worte und Klänge werden eins, die Grenze zwischen der Metrik der Sprache und der der Töne löst sich auf. Diese Verschmelzung erzeugt nicht zwangsläufig Harmonie, sie kann sich gleichfalls in Disharmonien vollziehen, denn Stimmigkeit ist auch im Unstimmigen zuhause, nur das Ohr ist nicht immer offen dafür, Misstönen Zutritt zu gewähren.

Once I had to cross the ocean
Once I had to leave my town
I was strong and I was lonesome
I came pretty far around.

Hold me, hold me, hold me, hold me
Hold me, hold me, hold me now!

Eines Morgens, der Sommer liegt in seinen letzten Atemzügen und die Tage werden bereits wieder kürzer, lichtet sich auf einmal der Schleier, der über dem gesamten bisherigen Jahr hing und es in einen seltsamen Dunst hüllte und gibt den Himmel frei, in einer Klarheit und Konturierung, wie ich ihn lange nicht mehr sah. Später am Tag sitze ich mit einem Freund am Lieblingsweiher und erzähle ihm von all den Kondensstreifen und Kumuluswolken, die ich in den vergangenen Monaten zwar gesehen, aber nicht begriffen hatte, weil Himmelsbilder ja Kunstwerke sind und Kunst nicht zum Begreifen da ist, sondern zum Betrachten und schon als Kind lernt man, dass Kondensstreifen sich auflösen und Wolken vorüberziehen.

Als ich alles erzählt habe, stürzt er ein, der Himmel, und begräbt mich in oder unter sich, es vergehen erneut Wochen und Monate, bis ich aus dem Trümmerhaufen ex_plodiere und wieder an der Oberfläche erscheine, mich ganz aus dem Erdreich emporziehen möchte am eigenen Schopfe und dabei leider ins Leere greife, aber klar, das Haar braucht Licht, um zu wachsen, also bin ich so kurzgeschoren wie an jenem Einsturztage, an dem es noch Sommer war und nun, da ich wieder aufgetaucht bin, ist es dunkel geworden da draußen, dunkel und so kalt.

Now ain’t there no one exciting tonight

An uncertain future is shuffling ahead

The big blow-out is right on its way

The ruins of stability are easy to see

But the answer is far from what you expect

With so few words you can … just explode!

Resonieren, Räsonieren, Sinnieren, überall stecken sie drin, diese Nieren, an die es ging und geht. Die Dialyse grad erst begonnen, ein Generalreinigungsprozess, alles muss raus und zur Reinigung gebracht werden, um sie nicht selbst waschen zu müssen, diese Schmutzwäsche.

Aber dialysis bedeutet auch Auflösung, ein Ausverkauf des beschädigten Interieurs, neues Mobiliar muss her, die Innenräume so kahl und zugleich zum Bersten voll, so dass gar nichts Platz hätte hier drinnen. Außer Musik, die hallt jetzt besser als je zuvor.

Reste der Resilienz zusammensuchen: wo bin ich geblieben? wo gelandet? wohin weiter? (gibt’s ein wo? ist alles hin? wie geht’s weiter?)

Aus den Boxen ertönt die Musik meines Jahres: Some silhouettes rushing, there is no place to stay.

[Englische Texte aus den Songs Explode und Hold Me, Hold Me von Matthias Forenbacher, deutsche Umrahmung von Kraulquappe]