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Aquarius…

Steinbock hat alles in Ordnung gebracht, hat die Vorräte aussortiert und nur das Wesentliche behalten, um das Überleben in dieser kargen Jahreszeit zu sichern, bevor der wilde Wassermann mit seinen verrückten Ideen die Regentschaft übernimmt, denn der hat bestimmt keine Zeit, sich um so banale Vorratshaltung zu kümmern.

Das neue Licht, zur Wintersonnwend geboren, wurde von Steinbock geprüft und hat standgehalten, um dann im Wassermann zum zündenden Funken, zum Gedankenblitz zu werden.

Der Wassermann, ein fixes Luftzeichen, war als Wasserträger hinauf bis in die schwindelnden Höhen des Olymps tätig, er brachte den Göttern das Wasser. Ein besonderes Wasser: das Wasser des Lebens! Und – wie ich meine, auch das Wasser der Erkenntnis! Und das kam wahrscheinlich nicht von ungefähr, denn die Götter bedurften seiner, nicht auszudenken, was ohne den Wassermann aus ihnen geworden wäre!

Also, keiner hätte sich das getraut, soweit hinauf zu steigen, das geht nur mit einem absolut freien Geist und nur, wenn einer sich traut, gänzlich über sich selbst hinaus zu wachsen, Materie und Grenzen hinter sich lassend!

Wassermann sagt uns:

Ich möchte Grenzen überbrücken,

ich tanze gerne aus der Reihe, trotzdem verbinde ich mich mit Euch allen, kommt, laßt uns gemeinsam eine Neue Welt erschaffen, wir gründen Netzwerke,

laßt uns für Freiheit kämpfen, und für Humanität,

ich stehe über den Dingen, bin meiner Zeit weit voraus,

Kommt mit mir! Einer für Alle, Alle für Einen!

 

In kalter, klarer Luft stehe ich schon wieder auf der Schwelle, zu Erdschwere verurteilt, da  trifft mich wie ein Lichtblitz die Erkenntnis, lauter falsche Lebensentscheidungen getroffen zu haben, nichts mehr ist rückgängig zu machen, mit Überschallgeschwindigkeit rase ich durch die verbliebene Lebenszeit, bald werde ich verglüht sein und als Staub herumliegen bis ein Wind kommt…

Wilder Wassermann, was rätst Du mir?

„Eine Närrin mußt Du sein, denn nur so rettet man sich und die Welt – indem man sie zum Narren hält!

Komm, Närrin, zieh Dein Federkleid an und flieg mit zur Insel, denn da bauen sie grad an Luftschlössern, es müssen noch viel mehr werden, da kannst du endlich was Sinnvolles tun, schnell, beeil dich, wir dürfen keine Zeit verlieren !“ Ja, das leuchtet mir ein, was gäbe es Wichtigeres zu tun…

 

 

 

Projekt E. : erste Spuren

Nikolausabend. Es soll Schnee fallen bis auf 400 m, wir leben auf 560 m, es schneit Nebel, nur Nebel, kalten, nassen Nebel. Ich fahre mit dem Auto bei klarer Sicht los und plötzlich, auf freier Strecke, rollt eine mächtige, graue Welle heran und bleibt vor mir als Wolkenwand stehen. Ich muß da hinein, es gibt kein Entrinnen.

Ich treibe auf dem dampfenden Meer, kein Ufer mehr zu sehen und ohne jegliche Orientierung. Da fällt mir ein, daß ja Nikolausabend ist. Der Name Nikolaus soll angeblich abstammen vom Nick, Neck oder Nöck, dem Meermann oder Wassermann, von dem die ganz Alten glaubten, daß er in den Gewässern hauste und sich um die Heimfahrt der Seelen kümmerte, ein wohltätiger, aber höchst launischer Geselle, unberechenbar wie sein Element, das Wasser. Der Hl. Nikolaus als Seelenführer und Wassermann, merkwürdige Vorstellung. Hat es eine Bedeutung, daß im Wort Seele der See vorkommt?

Am Straßenrand steht plötzlich ein Wegweiser zu dieser uralten kleinen Kirche, komisch, da wollte ich ja gar nicht hin, aber schon ein paar mal bin ich da in der Nacht gelandet, sehr merkwürdig, denn bei Sommersonnenschein hab ich diesen Ort so lange suchen müssen, aber ich finde ihn, wenn ich die Sicht verloren habe…Keine Nikolauskirche, eine Margaretenkirche, ja, die mit dem „Wurm“, dem Drachen. Uralte Spuren, die sich bis heute nicht enträtseln lassen. Warum zieht es mich immer wieder dahin…warum gerate ich auf Drachenspuren, wenn ich Engel suche? Es hängt doch immer alles mit allem zusammen, aber wie lerne ich, es zu erkennen…? Ach, ich wünschte, Pagophila könnte ihren Zauberspiegel aufstellen, für einen Moment…

Es treibt mich weiter auf dem rauchenden Urmeer, im Kopf wälzen sich Gedanken um das oft so sinnlose Suchen und das plötzliche Finden, wenn die Suche längst aufgegeben wurde. Wie das Grab eines Menschen, dem ich sehr nahestand, ihm das aber nicht vermitteln konnte und dessen Grab ich heute wieder suchte und nicht gefunden habe…wie zu Lebzeiten sein Herz…

Aus dem wabernden Nebelmeer tauchen hin und wieder Inseln auf, dort, eine verschwommene Gestalt, lehnt an einem Geländer, auf wen dieser Mensch wohl wartet? Schon ist er wieder weg, untergetaucht in Nacht und Nebel. Die Wassermänner, man soll sie an ihren moosigen Umhängen und grünen Augen erkennen, da fällt mir einer ein, der hatte mal Türkis in den Augen…Herr Algunos ein Meermann, doch nicht, oder? Obwohl…

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