Archiv für den Monat: November 2016

Laß es L. i. e. b. e. sein…

An ALLE, die hier zu Besuch sind:

Morgen, am 01. Dezember startet hier wieder das Projekt   „24 T“, diesmal mit dem Titel

„Mutmaßungen über die Liebe“!

Wer Lust hat, mitzumachen ist herzlichst dazu eingeladen, mir ihren/seinen Beitrag zu diesem Thema per Mail zu schicken! Alles ist erlaubt, was es an kreativen Mitteln gibt  sich auszudrücken, einzige Voraussetzung: es muß eine neue, hierfür angefertigte Arbeit sein!

Würde mich wie immer sehr über Eure Mitarbeit freuen, weil ich darauf brenne zu erfahren, was alles so zusammenkommt, wenn wir uns im schier uferlosen Feld der „Mutmaßungen“ bewegen.

Also bitte bitte schickt was, ich freu mich so und:

habt keine Scheu vor Melancholie und Sentiment, vor ganz großem Gefühlskino und allem was dazu gehört…schließlich ist Weihnachtszeit…und alles ist, was es ist…sagt sie doch, die Liebe, nicht wahr?

Etwas aufgeregte Vorfreude – Herzensgrüsse von Eurer Graugans!

Und hier der Versuch einer Einstimmung auf das Thema:

http://“Liebe ist alles“… (Nachtversion)

Fallwind…

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Die alte Katze Mimi geht hinter mir im Haus die Stiege runter. Sie ist sehr schwach geworden in den letzten Tagen und das bisschen Kraft, das sie noch hat, verschwendet  sie nicht dafür, zu essen oder sich zu waschen, sondern, um jetzt zur Haustüre hinauszukommen, in die Sonne.

Als ich mich umdrehe, schaut sie mir lange in die Augen und ich sehe in die dunkle Unendlichkeit des Universums. Uferlose Weite im Blick eines Wesens, das sich anschickt zu sterben.

Am Abend wankt sie  mit letzter Kraft ins Haus und bleibt liegen, wo ich sie hinbette.

Heute trage ich sie auf den Balkon, da liegt sie in der Sonne, wie so oft in ihrem Leben.

Gnadenloser Föhn , warmer Fallwind, weht sanft ums Hauseck und sorgt dafür, wie unter einem Vergrößerungsglas die Dinge des Lebens neu zu betrachten und mit Wehmut erkennen zu müssen, daß manch ein Traum längst weggeflogen ist und manch eine Wahrheit brüchig wird, wenn ich genauer hinsehe.

Dieser blöde Föhn, immer wieder kehrt er mir das Innerste nach außen und besteht  darauf, genauer, noch viel genauer hinzusehen, was wirklich zählt.

Manch eine hinausgeschobene Entscheidung will endlich getroffen werden, um sich von Vergangenenem zu lösen und Freiheit für die Zukunft zu bekommen.

Welche alten Verbindungen halten noch…gibt es neue, die schon halten?

Was bleibt übrig?

Die Berge verringern dramatisch ihren Abstand, rücken näher, färben sich nachtblau am hellichten Tag, der Himmel steht in Flammen…

Letztendlich bleibt nur die Erkenntnis übrig, daß ich umso reicher werde, je mehr ich verschenke, daß nur das bleibt, was ich loslasse, und daß Liebe dann entsteht, wenn ich liebe…so einfach ist es.

Warum, frage ich mich, kommen seit Jahren alle Katzen zu mir und wollen in meiner Nähe bleiben, wenn es zum Sterben ist? Wilde werden plötzlich zahm und Katzen, die normalerweise nie so unhöflich wären, jemand lange in die Augen zu schauen, suchen meinen Blick und dann sprechen sie mit mir, jammern und klagen in einer Sprache, die ich zwar erahne aber nicht dechiffrieren kann.

Die alte Katze Mimi liegt ruhig da und atmet sich leise dem Tod entgegen, nein keine dramatischen Lebensrettungsaktionen mehr, keine Fahrt zur Tierklinik und schon gar keine Todesspritze.

Sie darf in ihrem eigenen Tempo auf die letzte Reise gehen, in der Nähe von uns, ihren Lebensmenschen, immer wieder sehen wir nach ihr, das Leben vollendet sich…ja, natürlich weine ich ein wenig, aber ich werde sie gehen lassen, dorthin, wo Fragen und Antworten aufhören… und ich lasse das Mantra leise laufen, von dem es mal geheissen hat, daß es der Dalai Lama für einen Freund gesungen habe, um ihm das Sterben leicht zu machen.

Ein Gesang, den ich seit Jahren erfolglos gesucht habe, merkwürdig, plötzlich ist er einfach da…er soll sowohl beim Sterben als auch beim Leben helfen …vielleicht deshalb, weil beides ja eigentlich eins ist

oder

wir womöglich das eine und das andere eh nur träumen?

Wer weiß das schon, nicht wahr?

 

Während ich an diesem Text schrieb und das Mantra lief ist sie gestorben, weggegangen auf leisen Pfoten…

Gute Reise Mimi.

Dank an meine Schwester, das Felltier, für alles.

Ruhe in Frieden.

„…und wer riecht uns den Himmel zu Ende…“ (I. Aichinger)

Wir ließen uns sacht die Monde hinunter

und läge die erste Rast noch bei den

wollenen Herzen,

die zweite fände uns schon mit Wölfen

und Himbeergrün“

 

Ilse Aichinger: 1. November 1921 – 11. November 2016

 

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„And you want to travel with her

And you want to travel blind

And you know that she will trust you

For you´ve touched her perfect body with your mind

 

He said: „All men will be sailors then

Untill the sea shall free them“

 

Er soll gesagt haben: „Ich bin bereit, zu sterben.“

 

Leonard Cohen: 21. September 1934 – 7. November 2016

 

 

 

Zwei Große sind gegangen, ihre Poesie haben sie uns hinterlassen.

Traurig und mit großem Dank im Herzen nehme ich Abschied.

Mögen alle guten Mächte Euch in die Ewigkeit geleiten.

Ruhet in Frieden!