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Fische im Nebel

Der Nebel umschließt mich und das Rad, nur langsam trete ich mich hindurch.

Warum hörte mich wieder niemand, obwohl ich doch laut schrie vor Verzweiflung? Und warum hörte niemand in dem ganzen Gequatsche, daß wir uns nichts, gar nichts, zu sagen hatten? Viele Worte wurden gemacht, um darüber hinwegzutäuschen, daß es nichts zu sagen gibt, oder wir das, was wir  eigentlich sagen sollten, nicht sagen wollten. Viel lautes Gelächter obwohl uns nicht zum Lachen war. Die Luft knirschte wie beim Gehen über Glas.

Jetzt gibt es nur noch Nebel, weit und breit niemand, große Einsamkeit streicht mir mit naßkalten Fingern über das Gesicht.

Warum hört man meine Verzweiflung nicht?

„Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn in der Engel Ordnungen…“(Rilke)

Wahrscheinlich, weil ich zwar rede und doch stumm bin wie ein Fisch.

Der Fischeteil meiner Natur, jetzt fällt er mir ein. Ja, ich wäre gerne unter meinesgleichen. Das Dilemma der Fische: Alles Hören, alles Spüren, auch das noch nicht Vorhandene, alles, alles, auch das, was nicht gesagt wird, laut, laut…die andren hören es nicht und die anderen hören mich nicht, die anderen sind taub und ich bin stumm…im Meer möchte ich sein, unter meinesgleichen brauchen wir nichts zu erklären, wir verkehren in immerwährender Spürung miteinander, wir gleiten aneinander vorbei und wechseln die Farben zum Gruß…jederzeit können wir verschwinden, wir haben das große, unendliche Meer zur Verfügung.

Der Nebel wird immer dichter, kaum mehr fünf Meter sehe ich, meine Einsamkeit entpersonalisiert sich, als ich akzeptiere, daß sie da ist, alle haben sie, wir leben zusammen und sind doch alleine und so ist es einfach. Hab Dank, Nebel, die Konturen verschwimmen, ich verschwimme, alles verschwimmt, unter uns der Meeresgrund.

Zeit

„Zimmer 202“ – ein Film von Eric Bergkraut (Musik Sophie Hunger!), ein leiser, poetischer Film, handelt davon, daß Peter Bichsel, der große, leise Poet aus der Schweiz in Paris ankommt, auf dem Bett sitzt und aus dem Fenster schaut. Auf die Frage, was er denn jetzt alles unternehmen möchte, sagt er nur, jetzt sei er nun mal da. Er geht im Haus herum und ein wenig um das Hotel, in dem wohnt, am Gare de l´Est, bleibt stehen, schaut, steht am Fenster, schaut, öffnet das Fenster, schaut hinaus. Er hat Zeit, er sagt, er hoffe, daß die ihm verbleibende Lebenszeit lang-weilig wird, er möchte sie auf keinen Fall kurz-weilig verbringen. Am Ende des Films steht er auf und fährt mit der Metro in den Jardin de Luxembourg und sucht das Karusell aus dem Gedicht von Rilke…

„Mit einem Dach und einem Schatten dreht

sich eine kleine Weile der Bestand

von bunten Pferden, alle aus dem Land,

das lange zögert, eh es untergeht…“

Er bleibt lange vor dem Pferdchen stehen… ein Film über das Schauen.

 

Die Zeit läßt sich nicht nutzen, nur verschenken, an die Welt.

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