Stein auf Stein

Nachricht, nur so nebenbei, am Rande des Zeitgeschehens: Eine Frau, etwa zwanzig Jahre alt, wird gesteinigt. Ein paar junge, dafür abgerichtete  Männer,  stecken die Frau in eine Grube und werfen so lang Steine auf sie, bis sie tot ist. Dies alles sogar mit Film fürs Netz. Wieviel Steine erträgt so ein Kopf, bis er kaputt ist?  Die Mörder haben ganz unbeteiligte Gesichter, heißt es.

Was tun die jungen Männer dann, nachdem sie geprüft haben, ob auch wirklich kein Leben mehr durch das blutende Fleisch zuckt? Gehn sie dann heim an den Küchentisch, wo die Mutter mit dem Essen wartet? Oder stehn sie noch ein wenig herum und reden darüber, daß die heut kaum tot zu kriegen war oder, daß einer von ihnen einen sauguten Treffer landete?

Gehn sie heim , wo ihnen die Kinder entgegenlaufen und die Frau sagt: „Na, wie war dein Tag?“

 

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18 Gedanken zu „Stein auf Stein

  1. liebe Graugans,

    nein, da kann ich nicht gefällt mir drücken, nur hier sitzen und dir sagen, dass du die richtigen Fragen stellst. Schmerzhafte Fragen an die Grausamkeit …

    ich grüsse dich herzlich
    Ulli

    1. liebe Ulli, ich dank dir sehr für Deine Reaktion auf diesen Eintrag hier, der schon übel ist, das geb ich zu und was soll man denn dazu noch überhaupt sagen, ja, versteh ich, um so mehr freut mich, daß Du Dich traust, trotzdem hinzuspüren und das auch mitzuteilen! Sei auch lieb gegrüßt

  2. Nein, liebe Frau Graugans, Ihre Fragen sind nicht so ohne weiteres zu beantworten.
    Zu viele Handlungen und Gebräuche unterschiedlicher Kulturen sind uns durch jahrhundertelange differierende Entwicklungen zumindest fremd, wenn nicht unverständlich oder gar erschreckend.

    Momentan mischen sich die Kulturen in Europa wieder. Wir werden dadurch manches lernen können in den nächsten Jahren.

    Feierabendliche Grüsse aus dem vespernden Bembelland

    1. Lieber Herr Ärmel, um zur Befremdlichkeit über menschenverachtendes Tun und perfekt funktionierendes Tötungszenario zu gelangen, brauchen wir nicht auf fremde Kulturen zu schauen, das hatten wir alles hierzulande auch, in großem Maßstab und mit der sogenannten deutschen Gründlichkeit. Und diejenigen, die soviele Menschen hintereinander in die Gruben abgeknallt haben, daß sie geschwollene Handgelenke bekamen, die kriegten Extragratifikationen und daheim wurden ihnen die schmerzenden Hände verbunden.
      Zu lernen voneinander, ja, wir sollten Kontakt aufnehmen, aber ob wir das tun, so über alle Fremdheiten und Grenzen hinweg?
      Ich grüße Sie nach Lummerbembelland, gehaben Sie sich wohl!
      Leider ist die Antwort auf Ihren Kommentar ziemlich verrutscht, aber ich hoffe, Sie finden sich zurecht!

      1. Hoffentlich habe ich keine Missverständnisse ausgestreut.
        Ich wollte keinesfalls mit dem Finger auf andere Kulturen zeigen. Schon aus dem von Ihnen genannten Grund nicht.
        Was ich sagen wollte, war, dass derlei fremde oder erschreckende Vorgänge, die heute noch so weit weg scheinen, uns näher kommen werden. Und dies ganz abgesehen von unseren Gefühlen.
        Das bereitet mir Unbehagen.

        Abendschöne Grüsse aus dem nachdenklichen Bembelland

        1. Lieber Herr Ärmel, ich glaub, ich versteh Sie schon, mir ist es auch sehr mulmig, wir hätten bei Gott eh noch genug zu tun, die eigenen Niedertrachten im Zaum zu halten und das bluttriefende Erbe, das uns die Elterngeneration hinterlassen hat, genau anzusehen, um die Stellen zu finden, aus denen noch immer die braune Brühe reichlich tropft und schon längst wieder auch in die Generation nach uns hineinsickert und jetzt kommen Millionen traumatisierter Menschen, allein die Tatsache, daß die meisten mit dem festen Bewußtsein aufgewachsen sind, daß Frauen nichts wert sind und jederzeit wie Dreck behandelt werden können, macht mir Angst und bang…aber gleichzeitig interessieren mich die Leut auch, die jetzt kommen aus fernen Ländern, sie bringen ja auch den Orient mit, Musik und tanz und wunderbares Essen und Düfte, Basar und Liebenswürdigkeit und Schlitzohrigkeit und Geschichten…alles halt und das ist schrecklich und schön zugleich…! Ich schick Ihnen auch nachdenkliche, aber nach Zimt und Basmati duftende nächtliche Grüsse aus der südöstlichen Provinz, Ihre Ihnen stets zugeneigte Graugans

  3. Ich habe auch einen Beitrag über Steinigung im TV gesehen. D.h. , ich habe die Augen geschlossen als die Gewaltszenen kamen. Es reicht mir darum zu wissen und wachsam zu bleiben.

  4. Ich kann mich da nur der Ulli anschließen: ich habe große Hemmungen bei so einem Beitrag den „Gefällt mir-Knopf“ zu drücken, gerade weil ich ihn so richtig finde.

    Gleichgültigkeit tötet. Vorzugsweise andere. Opfer. Dann kann man so eine „Leistung“ vollbringen ohne an ihr irre zu werden. Weil man sich nicht als Opfer fühlt. Deswegen ist die Gleichgültigkeit so schlimm. Aber wie stellt man so etwas wie Achtsamkeit her?

    Nur durch klein-klein Arbeit. Und oft wird man ratlos sein und bestürzt.

    1. Lieber Mick, ja das mit den „Likes“ ist immer ein bisserl grenzwertig überallhin. Aber ich freu mich IMMER, wenn jemand „drückt“, denn ich sehe es einzig und allein als Lichtzeichen aus fremden Galaxien, es sollte vielleicht besser heißen, statt „gefällt mir“: „habs bemerkt“, aber egal, ich freu mich, wenn das, was ich tue, wahrgenommen wird. Ich dank Dir sehr, daß Du überhaupt was sagen kannst zu diesem schweren Thema. Ich versteh Dich gut, mir gehts auch so, und das mit der Achtsamkeit, da wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben, als es an uns selber zu probieren und das ist eine lebenslange Übung . Liebe Grüsse

  5. Wulff hat es damals schon fast richtig formuliert. Es fehlte ein Wort: „friedlich“

    -Der „friedliche“ Islamismus gehört zu Deutschland –

    Nur im Schulterschluss aller Menschen, gleich welchem Geschlecht, Rasse und Religion, die sich für eine friedliche und freie Koexistenz aller Menschen ohne Einschränkungen einsetzen, wird es möglich sein, religiösen und idealistischen Fanatismus, gleich welcher Art, entgegenzuwirken.

    Die größte Herausforderung u.a. dabei für mich ist, als kleiner Mann, dass weder durch Bilder, Worte oder Suggestionen, Menschen WIEDER „entmenschlicht“ werden. Denn danach – ist wieder alles möglich.

    Mit diesen wenigen Zeilen, Graugans, habe ich versucht, das stunden- und seitenlange Selbstgespräch aufgrund deines Beitrages in eine Kurzform zu bringen. So vieles fehlt, aber macht nichts. Wichtig ist: Ich – für mich – verstehe es.

    1. Lieber Menachem, das ist eine Freude, Dich hier zu wissen, welch angenehmer Besuch!Ich danke Dir von Herzen, daß Du aufgrund meines Textfragmentes es gewagt hast, da drüber nachzudenken, genau dahin, wo´s wehtut und Angst macht! Ach ja, ich kenn das auch gut, wenn man in solche Themen einsteigt und sich dazu mitteilen möchte, aber auch nicht alles hier ins Netz hinausschleudern möchte (wie der Herr Ärmel schon bemerkte) dann ist es schwierig, trotzdem eine Meinung zu vertreten, irgendwie fehlt dann halt immer was…ich kenn das…aber ich glaube, ich kann schon verstehen und erspüren, was Du meinst und Dir nur beipflichten. Das Gespräch darüber tät ich am liebsten so fortsetzen, daß ich Dir vorschlage, komm doch schnell rüber, wir trinken eine Kanne Tee…aber leider, viele km sind dazwischen…also werden wir schreiben, ist auch gut. Ich meine, ich hätte mal irgendwo bei Dir gelesen, daß Du in Deiner Kindheit gelitten hast unter dem Zwang, den Samstag zuhause zu verbringen. Und weißt Du was, ich beneide alle, die so feste Rituale haben wie das Feiern des Sabath. Ich glaube nämlich, daß so ein Ritual eine Stütze sein kann, naja, ich hoffe es oder zumindest hab ich da so eine Sehnsucht danach. Und Du hast so einen schönen Namen, heißt Menachem nicht: der Tröstende? Viele liebe Grüsse

  6. Lieben Dank, Graugans, für dein herzliches Willkommen an mich. Und ja, Menachem steht für „den Tröstenden“, was ich selbst erst sehr spät erfahren habe. Ich mag meinen Namen auch sehr und höre ihn gerne. Gerade auch, weil er etwas ungewohnt ist und ihn daher jeder etwas anders ausspricht, nicht selten, auch daran scheitert.

    Ich war einmal dabei, wie jemand sagte, dass er seinen Namen gar nicht gerne hört, ja, ihn hasst und am liebsten einen anderen Namen hätte. Ich musste dann darüber nachdenken, wie das bei mir ist. Und immer noch am schönsten ist es, wenn mein nunmehr 95-jähriger Papa meinen Namen ausspricht, dann, wenn ich zu den viel zu seltenen Besuchen bei ihm zur Tür reinkomme. Das ist dann wie: Hausmusik.
    Für mich sind es diese kleinen Dinge geworden, die die Tür zu einem Universum öffnen können.

    Die Sehnsucht, von der du schreibst, die liegt auch tief in mir. Ein kleines, großes Thema. Und ja, vielleicht ist es ja gar kein schlechter Vorschlag von dir, den Schnack mal bei einer Kanne Tee fortzuführen 🙂 Bis dahin, on wordpress, ganz

    liebe Grüße, Menachem

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