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T.15 der Mutmaßungen über Engel

Engeladresse

Wenn Engel Adressen hätten

Wenn Engel Adressen hätten,
wäre manches leichter.
Man könnte ihnen schreiben,
sie anrufen, sie besuchen.
Sie hätten immer Zeit für uns
und ein offenes Herz,
wie es sich für Engel gehört.
Wir könnten mit ihnen Musik hören
und eventuell die Nacht verbringen.
Am nächsten Morgen würden wir
die Welt mit anderen Augen sehen.
Und nichts könnte uns hindern,
so lange zu bleiben,
bis auch uns Flügel gewachsen sind.

Wenn Engel Adressen hätten,
gäbe es bald keine Fußgänger
mehr in unseren Städten.

Aus dem Gedichtband „Schau mal rein“ von Hans Kruppa. Schneekluth München 1985

T.12 der Mutmaßungen über Engel

Halbzeit.

Dieses Lied,  mitsamt seinem Interpreten, muß heute hier alleine stehen, es war dort nicht passend, wo ich es sozusagen hintendrangehängt hatte! Herrn Ärmels Beitrag, eine feingeistig abgestimmte Arbeit von Photographie und Text ist sich selbst genug, alles was da noch hinzugefügt wird, ist ein Zuviel…der wunderbare Herr Ärmel hat höflich und mit großer Kinderstube geschwiegen, er ahnte wohl, daß ich ihm das Lied so gern zum Geschenk machen wollte…aber hilft ja nix, es gehörte da einfach nicht hin und deshalb ist es jetzt rausgeflogen, aber weil ich es halt so liebe, kriegt es hier nochmal eine Chance.

Und nun hätte ich eine Bitte an Alle: schlüpft doch zurück ins 9. Türchen und lasst die Arbeit vom Herrn Ärmel  nochmals auf Euch wirken, und wer den Mut hat, dieses Bild zu betreten, durch diffuses Licht mit zart schimmernden Gestalten anderen Wirklichkeiten und mit dem Text als Begleiter fernen Ewigkeiten entgegenzuschweben…

T.11 der Mutmaßungen über Engel

Hallo Graugans!

Von den vielen Engeln, die mich mein Leben lang begleitet haben, kann
ich Dir nicht erzählen. Die, die ich wahrgenommen habe, konnte ich nicht
um Erlaubnis fragen. Es waren sehr viele, denke ich. Und es sind gewiß
noch mehr – würde man die dazu nehmen, die ich nicht wahrgenommen habe.
Wo soll man da anfangen? Und außerdem diskutieren diese Engel ihr tun
nicht. Sie sind einfach da und machen ihre Arbeit. Was, wenn man sie
verscheucht?

In jedem Fall bin ich, so gesehen, ein glücklicher Mensch, bestrebt, die
Welt etwas besser zu hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe.

Von einem, stellvertretend für so viele, kann ich Dir dann doch
erzählen. Ich habe ihn nie getroffen oder mit ihm zu tun gehabt. Ich
kenne ihn nur von Tonträgern oder von Videos, also von Konserven.

Zum Beispiel:

Mit freundlichem Gruß
mick

Alles mit Links … Ja, Schnecke besteig den Fuji, aber langsam, langsam! (Issa)

„Demokratie ist lustig.“ J. Beuys
„Alles andere auch. Im Grunde.“ ernstzwo

 

T.9 der Mutmaßungen über Engel

Graugans Projekt 2015_12

Photographie und Text – aus dem weiten Land einer alten Seele

Herr Ärmel: immer horsche immer gugge …

Engel sah der Dichter Rainer Maria Rilke als Pollen der blühenden Gottheit und Gelenke des Lichtes.
Silbenwortreich hinterlassen Poeten Engel in ihren Letternspuren.

Die schlichteren Gemüter erdenken sich stets aufs neue Bilder von Engeln.
Seit Jahrhunderten verewigen Maler Engel mit Pinsel und Farbe, Spachtel und Lack.

Engel, so weiss schon bald jedes heranwachsende Kind, seien unsichtbar.
Und dennoch formen Bildhauer aus Erde, Holz, Metall und Stein Skulpturen von Engeln.

Scheinbar ausweglos bedrängt von ihren Mühsalen rufen Menschen in die Stille unendlicher Räume Engel an um Hilfe.
So viele Komponisten, in deren Werken Engel als Wort oder Ton hörbar werden.

Bleischwere Phantasielosigkeit erschuf Jahresendflügelpuppen.
Kein Mensch, so will es deshalb scheinen, kann Engel gänzlich verneinen.

Die erlösende Handlung in einer gefährlichen Situation ist das, was wir unbedarften Menschen Geistesgegenwart nennen.

Die wortlose Zwiesprache mit dem Engel.

Ein jeder Mensch, so scheint es, lebt in der Gegenwart von Engeln.

Engel, so nenne ich sie für mich, fliegen uns Heutigen an in der Gestalt von Menschen. Sei es ein entscheidender lebenswegweisender Hinweis oder die selbstlos spontane, rettende Tat – ob wir die Handreichung ergreifen und wie wir damit umgehen liegt allein in unserer Freiheit.

Engel fordern nichts.

Erkannt habe ich solche persönlichen Begegnungen in meinem Leben immer erst im Nachhinein. Ich freue mich darüber, dass die Zeitspannen jedoch immer kürzer geworden sind in meinem Lebenslauf.
Diesen Menschen bin ich zeitlebens verbunden im dankbaren Erinnern.

So wie jetzt, beim Schreiben dieses Textes.

Namen und Taten tun nichts zur Sache.
Engel sind unseren Augen und Ohren unfassbar.
Ich trage sie im Herzen meiner Erinnerung.

 

T.8 der Mutmaßungen über Engel

Tanz der Engel

Cafe Weltenall … Ausgangspunkt für eine, die die alten Pfade kennt…

Wir sind Sterne, die singen können

Manchmal geht die Alte mit den sieben Schneenamen für ein paar Tage fort. Wohin das sagt sie nicht, es ist ihr Geheimnis. Dann hütet die kleine blaue Frau das Haus und das Feuer. Sie fragt nicht. Am Morgen hackt sie das Holz, schürt das Feuer, kocht den Tee und die Suppe. Am Abend deckt sie den Tisch für zwei. Ungewiss ist die Wiederkehr der Alten.

Schneestürme toben über das Land, Polarlichter kreisen. Die kleine blaue Frau sitzt in dem großen roten Sessel, schaut auf das Flackern des Feuers. Im Augenwinkel kann sie das Fenster sehen. Hoch und weiß türmt sich der Schnee davor. Sie beginnt zu singen. Sie singt und singt, bis sie selbst zum Gesang geworden ist. Er erfüllt die Räume der Hütte. Er kreist über Wände und Decke, verdichtet sich, nimmt sich Weg durch die Fensterritzen und den Kamin in die Welt. Ein feiner Glanz legt sich über die spärlichen Möbel der Hütte. Er legt sich über die Wände, den Boden und die Decke, umhüllt die kleine blaue Frau, als sie eine Bewegung in ihrem Augenwinkel wahrnimmt.

Sie wendet den Kopf, da sitzt der alte Graue im Schnee und lächelt ihr zu. Ihr Gesang ist jetzt Zärtlichkeit, ist gütige Liebe und Mitgefühl geworden. Als sie noch einmal in die Richtung des Alten schaut, die Hand zum Gruß erhoben, ist er nicht mehr da. Er ist, von ihr unbemerkt, weiter seinen Weg gegangen. Ihr Gesang verstummt. Nachdenklich steht sie auf, legt ein Holzscheit auf das Feuer und geht zurück zu dem großen roten Sessel. Sie beginnt zu verstehen. Der alte Graue ist der Engel ohne Flügel. Ungerufen ist er immer da, er begleitet und erinnert sie.

Schon einmal hat sie ihn getroffen. Er sagte:

„Sterben lernen, heisst leben lernen. Leben lernen, heisst sterben lernen. Es sind noch Schleier der Angst vor deinen Augen.“ Daran denkt sie jetzt, als sie auf die leeren Schneehügel vor dem Fenster schaut. Sie sieht die Schleier vor ihren Augen. Schicht für Schicht will sie diese von ihnen nehmen. Das kann dauern!

Die kleine blaue Frau zieht sich an und geht hinunter zum See. Sie hackt neue Löcher in das Eis, um auf den Grund zu sehen. Es schwimmen keine Fische vorbei, kein kleiner und kein großer. Jetzt ist es also bald Zeit weiterzuziehen. Als sie sich umdreht, sieht sie die Alte mit den sieben Schneenamen in die Hütte gehen.

Die Alte mit den sieben Schneenamen sagt nie ein Wort zu viel und nie eins zu wenig. Ruhig ist ihr Gang und Wirken. Sie sagt zur kleinen blauen Frau:

„Es gibt keinen Grund zur Euphorie und keinen für die Depression.“

Sie essen die Suppe, sie löschen die Kerzen, sie gehen zu Bett. Am nächsten Morgen begrüsst die Alte die kleine blaue Frau mit einem Lied:

„Wir sind Sterne, die singen können. Wir singen unser Licht. Wir sind Feuervögel. Wir fliegen durch den Himmel. Wir alle sind wie der Wind, eingehüllt in leuchtende Flügel. Unser Licht ist eine Stimme. Wir bauen eine Straße des Übergangs für die Seelen, die gegangen sind …“

(frei übersetzt nach dem Lied von Dead can dance: Song of the stars)

Ein Ausschnitt aus „Der kleinen blauen Frau“ © Ulli Gau

T.6 der Mutmaßungen über Engel

Von Herrn Riffmaster …Großmeister im Betreiben eines Panoptikums und Glückshändler…

Stichwort: Engel
Da gibt es so ein Weihnachtslied, das mich ganz besonders berührt und da eben Engel im Mittelpunkt stehen, habe ich für dieses Graugans-Projekt ausgesucht:

Les Anges dans nos campagnes (Hört der Engel helle Lieder / Hört ihr, wie die Engel singen / Engel auf den Feldern singen / Engel haben Himmelslieder usw.) ist ein französisches Weihnachtslied. Text und Musik stammen aus Frankreich. Die Entstehung wird gemeinhin auf das 18. Jahrhundert datiert. Die älteste gedruckte Quelle ist die Sammlung Choix de cantiques sur des airs nouveaux (1842) des Abbé Louis Lambillotte. Es gibt unterschiedliche Versionen des Liedes. Der Text beruht frei auf der Verkündigung der Engel an die Hirten aus der Weihnachtsgeschichte (Lk 2,8–18 EU). Der lateinische Refrain Gloria in excelsis Deo bedeutet: „Ehre sei Gott in der Höhe.“

Es gibt zahlreiche Bearbeitungen und unzählige Aufnahmen des Liedes, das in viele Sprachen übersetzt wurde. Eine deutsche Textfassung stammt von Otto Abel (1905–1977) („Hört der Engel helle Lieder“). Sie entstand 1954 und fand Aufnahme in das Evangelische Gesangbuch (EG 54)

Rolf Zuckowski veröffentlichte 1987 seine Textfassung „Hört ihr, wie die Engel singen“ (Quelle: wikipedia)

Diese Fassung habe ich allerdings nicht auf youtube gefunden, daher eine andere, auch nicht schlecht, und zwar die der Stuttgarter Hymnus – Chorknaben: