1. Brief an die Frauen

Die Frauen sind da, um verschwiegen zu werden.

Jahr für Jahr nähen sich die Schmerzen in mich ein, die Trauer, die Not, die Ohnmacht. Dann lerne ich, sie auszuhalten, sie als etwas anzusehen, was mich zusammenhält. Als wäre ich eine Wunde, die die Welt aufrecht erhält.

Ich bin ihm gefolgt, weil er dem Schmerz etwas entgegen zu setzen wusste. Wut und ganz viel Liebe und Mut. Plötzlich war da mehr als die Traurigkeit. Plötzlich gab es einen Weg, der gegangen werden musste. Als wäre ich ein Baum, der plötzlich Wurzeln schlägt, die ihn verbinden mit anderen Wurzeln. Ein ganzes Wurzelgeflecht.

Als würde das Leben uns bloß streifen und alles was wirklich ist, liegt unter der Haut, unter dem Boden, unterhalb dessen, was man sieht. Und doch ist es das, was uns ausmacht.

Der Ausweg, denken wir, ist eine Tür, die ins Offene führt, nach außen. Dabei ist der Ausweg in uns. Er wird mit uns geboren. Ist immer schon da. Verborgen. Innerhalb. Also außerhalb dessen was wir sehen.

Es war die Schönheit meiner Gedanken die sie verstörte.

Text: Elke Engelhardt