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Projekt E. : erste Spuren

Nikolausabend. Es soll Schnee fallen bis auf 400 m, wir leben auf 560 m, es schneit Nebel, nur Nebel, kalten, nassen Nebel. Ich fahre mit dem Auto bei klarer Sicht los und plötzlich, auf freier Strecke, rollt eine mächtige, graue Welle heran und bleibt vor mir als Wolkenwand stehen. Ich muß da hinein, es gibt kein Entrinnen.

Ich treibe auf dem dampfenden Meer, kein Ufer mehr zu sehen und ohne jegliche Orientierung. Da fällt mir ein, daß ja Nikolausabend ist. Der Name Nikolaus soll angeblich abstammen vom Nick, Neck oder Nöck, dem Meermann oder Wassermann, von dem die ganz Alten glaubten, daß er in den Gewässern hauste und sich um die Heimfahrt der Seelen kümmerte, ein wohltätiger, aber höchst launischer Geselle, unberechenbar wie sein Element, das Wasser. Der Hl. Nikolaus als Seelenführer und Wassermann, merkwürdige Vorstellung. Hat es eine Bedeutung, daß im Wort Seele der See vorkommt?

Am Straßenrand steht plötzlich ein Wegweiser zu dieser uralten kleinen Kirche, komisch, da wollte ich ja gar nicht hin, aber schon ein paar mal bin ich da in der Nacht gelandet, sehr merkwürdig, denn bei Sommersonnenschein hab ich diesen Ort so lange suchen müssen, aber ich finde ihn, wenn ich die Sicht verloren habe…Keine Nikolauskirche, eine Margaretenkirche, ja, die mit dem „Wurm“, dem Drachen. Uralte Spuren, die sich bis heute nicht enträtseln lassen. Warum zieht es mich immer wieder dahin…warum gerate ich auf Drachenspuren, wenn ich Engel suche? Es hängt doch immer alles mit allem zusammen, aber wie lerne ich, es zu erkennen…? Ach, ich wünschte, Pagophila könnte ihren Zauberspiegel aufstellen, für einen Moment…

Es treibt mich weiter auf dem rauchenden Urmeer, im Kopf wälzen sich Gedanken um das oft so sinnlose Suchen und das plötzliche Finden, wenn die Suche längst aufgegeben wurde. Wie das Grab eines Menschen, dem ich sehr nahestand, ihm das aber nicht vermitteln konnte und dessen Grab ich heute wieder suchte und nicht gefunden habe…wie zu Lebzeiten sein Herz…

Aus dem wabernden Nebelmeer tauchen hin und wieder Inseln auf, dort, eine verschwommene Gestalt, lehnt an einem Geländer, auf wen dieser Mensch wohl wartet? Schon ist er wieder weg, untergetaucht in Nacht und Nebel. Die Wassermänner, man soll sie an ihren moosigen Umhängen und grünen Augen erkennen, da fällt mir einer ein, der hatte mal Türkis in den Augen…Herr Algunos ein Meermann, doch nicht, oder? Obwohl…

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