# 35 Pfad der Tiere

Unser Kater Herbert ist jetzt 14 Jahre alt, ein gutes Alter für einen so absoluten Freigänger. Er mag nicht mehr rausgehen, sondern verdöst und verschläft an einem warmen Plätzchen den Winter. Ob er im Frühling wieder jagen geht, ist ungewiß, auch, ob er den Frühling überhaupt noch erleben wird. Solange er atmet, lebt er und wenn es Zeit ist zu gehen, dann wird er sterben. Er ist ein Einzelgänger, jemand hat mal gesagt, er sei ein „Solitär“. Es reicht ihm der Kontakt zu zwei Menschen, jeglichem weiteren Kontakt weicht er aus. Er  hat in seiner Weisheit erkannt, daß es bei uns nötig ist, zu sprechen, weil wir dann seine Bedürfnisse besser erkennen. Und so hat er mit verschiedenen Tönen eine Art Kommunikationshilfe entwickelt, die wir zumindest teilweise verstehen können. Mit anderen Katzen unterhält er sich, wenn überhaupt, komplett nonverbal, da gibt es unzählige Austauschmöglichkeiten, die sich menschlicher Vorstellungskraft nicht erschließen. Und da wir also darauf nicht wie gewünscht reagieren, mußte er sich Übersetzungshilfen ausdenken. Er tut das, was er für richtig hält, nur manchmal muß ich ihn zwingen zum Tieraztbesuch. Das mag er nicht und regt sich furchtbar auf, zittert und schreit kläglich. Ich vermeide diese Besuche, so lang es geht und ich sein Leiden ertragen kann. Wenn ich sehr aufmerksam bin, und gut zuhöre, dann kann ich erfahren, wie das geht mit dem Leben und dem Sterben und er sagt mir, wie wenig wir darüber wissen und wie einfach es doch ist: irgendwann mag man nicht mehr soviel jagen, man rollt sich hinter dem Ofen zusammen, schnurrt, bis man einschläft, dann isst man ein wenig und schläft wieder und so weiter. Alles geht seinen Gang, nichts bleibt stehen. Er nimmt alles so, wie es kommt und manchmal schaut er mich lange an mit sehr alten und wissenden Augen und dann spüre ich, daß er Recht hat und wir noch viel lernen können auf unserem Weg.

Ich habe für die nächsten Monate eine „Karte der Kraft“ gezogen und um die spirituelle Begleitung eines Tieres gebeten und so kam der Wal , um mir mit seiner Medizin Beistand und Ratgeber zu sein und mich zu lehren, meiner Bestimmung näher zu kommen. Er fordert mich auf, mich an uralte Erinnerungen anzuschließen und die Gesänge derer anzuhören, die die ursprüngliche Sprache sprechen. Und er hilft mir dabei, die Geschichte meiner Seele zu verfolgen und mich mit ihm, der die Geschichten von uns allen in sich trägt, zu verständigen…

Ih lese wieder in dem Buch „Karten der Kraft“ von Jamie Sams, einer Medizinfrau aus dem Wolf Clan der Seneca – Teaching Lodge und David Carson, Choktaw, erschienen 1988. Dort heißt es, daß in längst vergangenen Zeiten Menschen, die Führung und Einweihung brauchten, zu den Ältesten gehen konnten. Das waren drei alte Männer und drei alte Frauen, sie saßen am Feuer und hatten Rat und gaben Hilfestellung und wenn man sie verließ, dann war man gestärkt und fühlte sich ganz.

Heute ist alles anders, die Alten werden in Altersheimen verwahrt und wir leben in einer Zeit, in der wir von Natur und Magie abgeschnitten sind. Ob die Karten der Kraft mit dem Pfad der Tiere die Weisheit der Alten übernehmen können, muß jeder selber entscheiden, mir sind sie sehr nahe und ich höre sehr gerne auf den Rat der Tiere, die hier zu mir sprechen und mir helfen, meine Medizin zu finden.

Jamie Sams widmet dieses Buch ihrer geliebten Großmutter Twylah, „Ya-we-node“ : Sie, deren Stimme auf dem Wind reitet. Und da fällt mir meine eigene Großmutter ein, die mich in ihre Liebe eingewickelt hat wie in eine warme Decke und die mir das uralte Lied gesungen hat, dessen Text ich zum Teil vergessen hab, aber die Töne sind in meinen Ohren und im Herzen geblieben.

Großmutter Franziska, Du lehrtest mich Deinen Gesang, sei gegrüßt.

Bei meinen Recherchen über dieses Buch und seinen Einweihungsweg erfahre ich, daß Jamie Sams vor ein paar Jahren gestorben ist. Und ich stoße auf ein Buch, das sie mit ihrer Großmutter zusammen geschrieben hat: „Die Ratsfeuer der Sieben Welten – eine indianische Schöpfungsgeschichte“ , erzählt von Twylah Nitsch, Älteste der Seneca Indianer und Hüterin des Steingeheimnisses und ihrer Enkelin Jamie Sams. Es geht darin um die Steine. Steine, die so alt sind wie die Welten. Meine Güte, wie ich mich freue auf dieses Buch!

„Alle Dinge haben ihre vollkommene Zeit und ihren vollkommenen Ort im Leben.“

„Das Medizinrad ist Leben, Leben nach dem Tode, Wiedergeburt und die ehrfürchtige Haltung gegenüber jedem einzelnen Schritt auf diesem Weg.“

„Da nāho! Wi:yo:h!“
(Es ist gesagt! Es ist gut!)

So sei es.

 

Und da ist die liebe Kraulquappe zu finden!

 

3 Gedanken zu „# 35 Pfad der Tiere

  1. Der Wal kam im Herbst zu mir und er wohnt seitdem in meinem Herzen.
    Ich danke dir für den Buchtipp, dem ich folgen werde.
    Liebe Grüße, Ulli

    1. Hihi und wie es denn manchmal so ist, fällt mir gerade ein Buch von Jamie Sans aus meinem Regal in die Hände – Die 13 Clan-Mütter. Ich hatte es mir vor einiger Zeit gekauft und dann wieder weggelegt. Dann werde ich jetzt mal tiefer tauchen. Danke für die Erinnerung.

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