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Aquinoktium

Herbst- Tag- und Nachtgleiche. Ich klaube auf, was die Apfelbäume und der mächtige Nußbaum hinterm Haus abgeworfen haben, jeder Apfel einmal bücken, jede Nuß einmal bücken, das Kreuz tut mir so weh, ich heule und schimpfe über den geerbten Hof, der zu groß ist, um die Arbeit bewältigen zu können und viel zu klein, um irgendwelche finanziellen Einkünfte abzuwerfen und gleichzeitig bin ich so voller Glück  und Dankbarkeit über den unermesslichen Reichtum, der da vor meinen Füssen liegt oder noch an den Zweigen hängt. Wir werden wunderbaren Apfelmost pressen und uns im Winter berauschen daran, wenn alles dunkel und kalt sein wird…bald…

Jungfrau hat das Zepter an ihre Schwester Waage abgegeben, die am Tor steht zur Dunkelheit  und ich werde gefragt:

„Was brauchst du, was ist lebensnotwendig für dich in der Zeit der Dunkelheit?

Was ist es wert, mitgenommen zu werden, was solltest du zurücklassen?

Was ist Neues dazugekommen?

Ballast bringt das Boot zum Kentern – aber – wenn du zuwenig dabei hast, wirst du frieren und hungern.

Ich helfe dir abwiegen und messen!

Dann – besteige das Boot in Liebe und sei bereit, auf´s Neue Tod und Wiedergeburt zu erfahren, du wirst in meiner Schwester, der Skorpionin, eine mächtige Führerin haben.

Also: Nimm segnend und dankend die Gaben an und bereite dich vor für die Überfahrt! “

Ach, ich weiß keine Anworten auf Waages Fragen, fühle mich schwer, alt und überfordert, zwischen Himmel und Erde ausbalancieren, wie geht das, wo komm ich her, wo geh ich hin? Kreuzlahm humple ich in den Wald. Am Abflugplatz ziehe ich mein Federkleid an und fliege auf die Zauberinsel weit draussen im Meer.

Ich lande neben den anderen am Ufer, wir schauen auf die rote Scheibe, die hinter den Horizont gleitet.

Dann gibt es nur noch Himmel und Wasser und den zarten Strich dazwischen. Dort sei das Göttliche, heißt es, dort, wo Oben und Unten die Balance halten und sich vereinigen…

Es ist sehr still.

Ich stehe auf einem Bein, den Kopf stecke ich unter den Flügel.