Ein übertrieben hitziger Sonnenstrahl fällt vom Himmel und mit ihm ein Schwarm Krähen. Schimmerndes Gefieder in gleißendem Licht stakst über die Wiese, pickt hier und da , macht Gezeter, wirft sich wie auf Befehl in die Luft und fliegt als geschlossener dunkler Haufen wieder weg.
Die stille Woche … die Prophezeihung erfordert den Ritt auf einer Eselin hinein nach Jerusalem, ein kleiner, zarter junger Mann, Wanderrabbi mit aufrührerischem Geist, nicht den Pharisäern und schon gar nicht den schrecklichen römischen Unterdrückern gefügig, gerade ließ der Stadthalter tausende junger Männer ans Kreuz schlagen, einfach so aus Launen heraus, Er muß eswissen, was Ihm bevorsteht. Sie wollen, daß einer kommt und sie rettet aus der unglaublichen Not dieser Okkubation, sie wollen die Zeichen so deuten, daß sie auf Ihn als den Messias hinweisen. Irgendwann gibt er nach .
Die Suche nach Antworten führt mich immer tiefer hinein in die vielen Fragen meiner unzweifelhaft christlichen Prägung und je mehr ich mich durch das Dunkel der Jahrtausende bewege, umso mehr neue Fragen tun sich auf. Diese Geschichte von einem Menschen, der sein Kreuz schleppt zur Hinrichtungsstätte, blutend vor Angst und Qual und Einsamkeit und dann die Auferstehung … den Tod oder das Leiden besiegt, abgestreift, ad absurdum geführt? Er hat was mit mir zu tun, dieser Kreuzweg, etwas berührt mich in tiefster Seele, mich als Mensch, mich als Frau.
Frauen standen diesem Rabbi nahe, haben ihn unterstützt und ihn genährt und versorgt, nicht nur mit Essen, haben ihn begleitet bis zum Grab und darüber hinaus. Selbstbewußte, rebellische Frauen, ihre Spuren sorgfältig ausgelöscht … über eine von ihnen wurde gerade wieder ein Film gedreht: Maria Magdalena … ich rufe ins Dunkel der Zeit ihren Namen, aber wer sollte antworten … alles so lange vergangen, verhallt, welche Wahrheiten gibt es überhaupt, vielleicht ist alles nur erfunden als Opium für´s Volk … und es ist mir doch, als würde sich jemand neben mich setzen und meine Hand berühren …
Und dann schauen mir Augen entgegen aus einer virtuellen Welt, ein Gesicht auf einem Foto aus dem KZ, herausgeholt aus den Millionen von toten Menschen, nachkolloriert von einer jungen brasilianischen Fotografin, die mir erlaubte, es hier zu verwenden. Welch seltsame Fügungen es gibt, auf meiner Suche nach den Frauen in der Jesusgeschichte schiebt sich dieses Bild für immer in mein Herz, dieses kleine Mädchen, die Lippen verkrustet von den Schlägen einer KZ Aufseherin, fotografiert von einem, der dadurch überlebt hat. Wer hat dieses Mädchen begleitet, als es seinen Kreuzweg gehen musste?
Warum tun Menschen das?
Weil sie es können.
Ihr Name: Czeslawa Kwoka
drei Monate nach dieser Aufnahme wurde sie ermordet
sie war 14 Jahre alt
Thank you, Marina Amaral and warm regards to you.
Das habe ich auch irgendwo gesehen, lange darüber nachgedacht. Eine Aufseherin hatte sie vor der Aufnahme mit einem Stock ins Gesicht geschlagen.
Frauen wollen doch nicht immer GUT sein.
Es käme mir nicht in den Sinn, diese Bilder mit einer Bibelgeschichte in Verbindung zu bringen!
Denn wenn es einen Gott, einen lieben Gott, gäbe, niemals hätte der all das zugelassen!
Es wäre eine andere Welt.
Vielleicht braucht es Gut und Böse. Darüber können sich Philosophen streiten. Wer weiß.
Anerkennung aber für Dein Schreiben und Zeigen, liebe Frau Graugans!
liebe graugans, danke, dass du die passion dieses mädchens mitteilst.
I’m touched and deeply moved by her eyes, by the way she is looking at me, czeslawa – her silent mouth, her sad, yet wise face overcoming violence and death.
my thanks and regards to graugans and marina amaral!
pega
„Warum tun Menschen so etwas.
Weil sie es können.“
Hm – und wo ist/bleibt da Gott?
Sorry, bin halt Atheist; Bölls Auschwitzzitat kommt mir da automatisch ein, aber ich schweig ja schon.
(Seltsame Zeitgleichheit: Du auf biblischen Spuren und ich hab wiedermal den Felix Dahn am Wickel; auch Zeitalter der Römischen Agonie, wenngleich kirchenkritischer … „Bissula“, „Felicitas“ und „Fredegundis“, die sogenannten kleinen Romane.)
Ja, seltsame Zeitgleichheit … manchmal ist das so …
wo bleibt da Gott? Ja, das ist eine Frage, wenn sie ernsthaft gestellt wird, dann braucht es Zeit … ich täte sagen, in Dir , in mir ist er, wenn schon … aber da müssten wir ernsthaft reden, wahrscheinlich viele Nächte, ohne Ergebnis, Atheist sein wär mir zu kurz als Antwort…
und schweigen bringts auch nicht
Liebe Grüsse mal vorerst!
Liebe Graugans, die Bilder gehen unter die Haut, ja, es gibt Menschen, die so etwas können, weil sie sich im Recht fühlen über andere zu herrschen und sie zu quälen, aber diesen Geist dahinter kann ich nicht verstehen, geht einfach nicht!
herzliche Grüße,
Ulli
Ja, das geht mir genauso, liebe Ulli, da kann man gar nichts mehr verstehen und keine Worte mehr finden, nur hinschauen können wir, in dieses kleine Gesicht und es ins Herz nehmen …
Sei lieb gegrüßt!
Eigentlich sollte es nur ein Like sein. Aber das ging dann doch nicht. Ein Bild sagt eben mehr als tausend Worte.
Ja, wohl wahr, lieber Mick, sei herzlich gegrüßt!
Der Mann aus Bethlehem (oder doch vielleicht aus Nazareth?) ist seinen Weg gegangen. Konsequent und kompromisslos. Darin kann er, abseits jeglicher zweijahrtausendelanger institutioneller Vermarktung, für andere Menschen ein Vorbild sein.
Mir ist er damit ein Beispiel, wie schwierig es ist, seine Mitte zu halten. Und eben auch ein Ansporn. Die sieben Ich-bin-Worte des Johannes Evangeliums liefern die Folie dazu.
Vorösterliche Grüsse aus dem Bembelland,
Herr Ärmel
„Werdet Vorübergehende“, soll Er gesagt haben … diesen Spruch mag ich sehr, auch wenn er mir Rätsel aufgibt!
Liebe Grüße voller Himmelsschlüsseln, Herr Ärmel!
Gelesen …
Danke, lieber Arno!
Ja, erschütternd, ein Mädchen, stellvertretend für so unzählig viele andere Menschen in ihrem grossen, unfassbaren Leid, verursacht durch andere Menschen!
Mein Gott, warum hast du mich verlassen?!
Diese Frauen, die den Weg mit ihrem Freund und Rabbi bis zum Ende mitgegangen sind, warum streifen sie die Evangelien nur so kurz? Sie haben ihn mit ihren Herzen wahrlich geliebt und verstanden. Ihre Geschichte wäre sicher anders überliefert worden…
Auferstehung – ist das die Erkenntnis, dass der Tod nicht das einzige Ziel des Lebens ist?
Österliche Grüsse von deiner Margit
Liebe Margit, das mit der Auferstehung ist so eine Sache … vielleicht geht es um den Sieg über das Leiden …
Mögen dieses kleine Mädchen und dieser junge Mann, der von der Menschenliebe sprach, in vielen Herzen wohnen – dann wäre es vielleicht doch besser in der Welt bestellt.
Schön hast Du das gesagt, dieser junge Mann, der von der Menschenliebe sprach …jedes Herz zählt und kann die Welt retten
glaub ich