Eines der letzten Kreuze, die mein Vater geschmiedet hat, wurde eines Tages vom Besitzer der Autowerkstätte im Kirchdorf in Auftrag gegeben. Er wollte es aber nicht im Gottesacker stehen haben, sondern irgendwo an einem kleinen Bach, ein paar km ausserhalb des Dorfes und dort haben sie es auch aufgestellt, ohne Beschriftung, einbetoniert in einen Klotz aus Untersberger Marmor. Und da stand es dann und steht es noch heute. Der Auftraggeber hat sich ein paar Monate nach dem Aufstellen umgebracht und liegt im Friedhof im dafür vorgesehenen Familiengrab.
Und das Geheimnis, was es mit diesem Kreuz auf sich hat, wenn es denn ein Geheimnis ist, das hat er mit in sein Grab genommen, nehme ich an…
Ja, niemand fragt, niemand antwortet…nur ich steh manchmal davor und schau auf die lauthals singenden Vögel aus Eisen…
Es ist ein sehr feines Kreuz, ein gleichschenkliges und somit ganz klassisches- erst die Christen haben den unteren Schenkel verlängert, was wohl nie etwas Gutes gebracht hat … dazu der Halbkreis darüber, der mich an Schutz erinnert, mögen es nun Blüten sein oder der Himmel- wäre noch interessant, ob das Kreuz, so, wie es jetzt dort am Bach steht nach einem Entwurf von ihm oder von deinem Vater ist …
Das ist ein Entwurf von meinem Vater, vor allem die vatertypischen Vögel, die aus voller Kehle singen, aber ganz sicher wurde es mit dem Auftraggeber abgesprochen.
Interessante Geschichte. Da hat vermutlich einer im Voraus für die Todsünde Selbstmord das Sühnekreuz bestellt.
Das wird für immer sein Geheimnis bleiben.
Was für eine schöne Arbeit und welch bedenkswerte Geschichte.