Ölberg

Die dunklen Ahnungen verdichteten sich und wurden zur schrecklichen Vision seines nahenden Todes. Er lud die zwölf besten Freunde zu sich ein, und nachdem sie gegessen und getrunken hatten, sahen sie ihn erwartungsvoll an und hofften auf eine seiner Geschichten. Er aber sagte nur: „Ich bitte Euch, diese Nacht bei mir zu bleiben, ich fürchte mich, denn ich werde bald sterben“! Sie glaubten ihm nicht, das sah er in ihren Augen, noch etwas sah er: Verrat. Das tat ihm weh. Sie sagten zu ihm: Wir lieben Dich und wir wollen mit Dir wachen“, und sie stiegen mit ihm den Hügel hinter seinem Haus hinauf. Dort oben setzten sie sich hin und schliefen sofort ein. Er ging herum in der Nacht, getrieben von Todesangst, zitternd und weinend, dreimal flehte er seine Freunde an, doch wach zu werden und ihm beizustehen, dann gab er auf.

Er sank zu Boden, er betete zum Himmel und schrie in Wut und Schmerz und Einsamkeit und es schüttelte ihn vor Grauen, doch von nirgendwo kam Hilfe. Dann hatte er endlich verstanden, er wurde ganz ruhig und schwitzte Blut und Wasser.

Als die erste Morgenröte über der Stadt heraufzog stand er auf, weckte seine Freunde. Sie erschraken, als sie sein totenbleiches Gesicht sahen und wussten nicht, was sie tun sollten. Er sagte:“Geht nach Hause“!

„Und Du“? sagten sie.

Und Er sprach:

„Ich bin bereit“.

Oelberg

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