Archiv der Kategorie: Feenspiel

Das Feenspiel – 4. Rauhnacht

Ich bin eine von Dreizehn.
Ob ich die Dreizehnte bin, der unbekannte Stern im Kreis der Zwölf,
oder die ohne Teller, Becher, Messer, Gabel, Löffel, Stuhl?
Wer will das wissen?
Wer weiß was?
Was weiß wer?
Ich bin Eine von Dreizehn,
heute bin ich die Vierte.
Mal so, mal so.
Ich bin die, die mit Brüderchen Wind tanzt, die ihre Lieder leise singt, die keine Spuren hinterlässt.
Ich bin die, die wieder und wieder kommt.
Ich singe und tanze die Lieder der Steine, der Bäume, der Blumen und Kräuter.
Ich singe das Lied der Mutter Erde, des Himmels, des Wassers, des Feuers, der Freude und der Liebe,
das der Bienen, der Schmetterlinge und Vögel auch.
Nachtblau ist mein Mantel, hier und da eine goldene Imme darauf.
Die Trommel begleitet mich. Sie trägt mich in die Tiefe und durch manch Nebel hindurch.
Die kleine, schwarze Ahnin lacht,
sie ist nicht allein.
Dreizehn kleine, schwarze Ahninnen hüten das Feuer. Wurzelstock und Kräuterstab, Bündel voller Weisheit, Kraft und Segen. Sie spinnen die heilenden Fäden. Sie drehen das Rad.
Zeitlos ist Werden und Vergehen.
Eine Wurzel, ein Stamm, ein Baum, eine Krone, alles ein Gesang, ein Tanz, ein Fluss, ein Meer, ein Himmel, eine Erde.
Blütenstaub zu Honig, Blüten zu Früchten, Früchte zu Saft, das ist Kunst und Geschenk.
Mein Name ist ein Blatt im Wind, eine Welle im Ozean, eine Wolke im Azur. Ich bin eine von Dreizehn. Ich wurde gerufen. Dankbar tanze ich im Feenkreis. Dreizehn kleine, schwarze Ahninnen hüten das Feuer, spinnen die heilenden Fäden. Sie lächeln.

 

Gastbeitrag: 4. Fee »Eine von Dreizehn«

Das Feenspiel – 2. Rauhnacht

Ein Feenspiel

Ein Feenspiel

Holla, die Fee der Zweiten Rauhnacht kommt herbei. Sie hat ein Lied im Gepäck.
Es war einmal oder war es vor zwei Wochen, als die volle Mondin am Himmel stand. Da fand die Fee der Zweiten Rauhnacht am Fuße einer alten Linde mitten in der Großen Stadt einen goldenen Schlüssel.
Sie hob ihn auf und hielt in der Hand. Er fühlte sich warm an. Sie spürte einen warmen goldenen Strom durch ihren Körper fließen. Sie nahm ihn mit und hatte das Gefühl, mit ihm entspann sich ihre Wintergeschichte.
Sie fuhr heim und zeigte den goldenen Schlüssel einer Schleiereule, die seit geraumer Zeit bei ihr wohnte. Die alte Eule lächelte die Fee der Zweiten Rauhnacht an, setzte sich mit ihr ans Feuer und erzählte ihr eine Geschichte.
Einst, als noch Freya, die freie Frau, über das Land zog in ihrem Katzenwagen mit ihren wilden Säuen im Gefolge, hing der goldene Schlüssel an ihrem Gürtel. Zu jener Zeit konnten die Menschen die Feen und Elfen noch sehen. Sie sprachen mit der Natur und die Natur half ihnen und die Menschen halfen sich auch untereinander.
Denn wisse, der goldene Schlüssel öffnet die Herzen für die Natur. Er öffnete das Herz für die Liebe und öffnet Tür und Tor für ein liebevolles Miteinander.
Im Winter in tiefer Nacht liegt der Schlüssel wie ein Same verborgen in der Erde. Werden wir still und lauschen, dann erwacht mit dem neuen Morgen eine Blume in uns und mit ihr öffnen sich alle Tore. Dann trägt Freya die Blüten der Schlüsselblume wieder in ihrer Krone und lässt uns die Schwere des Winters vergessen.
Mit ihrem goldenen Schlüssel öffnet sie die Herzen der Menschen, um sie für das neue Jahr bereit zu machen. Mit ihrem goldenen Schlüssel öffnet sie die Erde und weckt die schlafenden Naturkräfte. Mit ihrem goldenen Schlüssel öffnet sie für uns den Himmel auf Erden.
Als die Fee der Zweiten Rauhnacht den Ruf zum Feenspiel vernahm, schnappte sie sich einen Stoff und färbte ihn im Sud der Schlehen. Die Schlehen werden es schon richten, dachte sie bei sich. Mit ein bisschen Spucke und Lavendel wird es schon werden. Der Duft von Lavendel breitete sich im ganzen Hof aus und wie von Feenhand ganz leicht, webten sich die Bilder zum Feenspiel. In alten Schachteln fanden sich gewebte Bänder, Perlen, Federn und Knöpfe. Sie spann das Traumgarn. Ihre Finger wurden schon etwas wund vom vielen Weben. Nun, ein bisschen Herzblut darf nicht fehlen. Und während sie webte und webte, sang sie ein Lied immer und immer wieder.

Tief in der Nacht

Kommen sie zusammen

13 Feen

Weben Wort-Fäden

Zu Perlen-Ketten

Seht Ihr sie

Im Nebel spielen

Bis der neue Morgen erwacht

Tief in der Nacht werden die Wunder gesponnen und gewebt, wenn 13 Feen ihr Feenspiel spielen.
Diese Bilder webte die Fee der Zweiten Rauhnacht. Sie wird sie in den kommenden Rauhnächten noch zu einem Feenspiel-Buch zusammenfügen.
Sie ist sehr glücklich über dieses Miteinander in den Rauhnächten. Es ist so schön, wenn Schwestern sich treffen, sich die Hände reichen und die Liebe fließen lassen. Wenn wir uns im Kreise zusammen finden, zusammen tanzen und spielen, das Traumgarn spinnen, dann können wahrlich Wunder geschehen.
So fließt der Dank zur ‚Graugans‘, die uns so mutig zum Feenspiel zusammen rief.
Die Fee der Zweiten Rauhnacht erwartet nun voller Freude ihre Schwestern, die in den kommenden Rauhnächten das Traumgarn weiter spinnen, jede auf ihre Weise und doch miteinander.
Sie wünscht allen ein wundervolles neues Jahr.

Gastbeitrag: 2. Fee »Holla«

Das Feenspiel – 1. Rauhnacht

Und es begab sich, wie es im Lebensrad von Werden und Vergehen sich ständig wiederholt, dass in einer klaren Winternacht ein Kind geboren war.
Die Eltern erhaben und von edlem Geblüht, doch widrige Umstände entmachteten sie und so geschah es, dass das kleine Baby- ein Mädchen in einer Höhle am Engelstein alleine abgelegt wurde, weil sich Mutter und Vater nicht anders zu helfen wussten. Sie mussten da Mädchen sich selbst überlassen und so sandten sie die alte Bitte an alle die es vernehmen konnten: alle weisen Frauen aus diesem Gebiet mögen sich diesem WESEN annehmen und es hüten.  (was aus den Eltern würde und was zu diesem Ereignis führen möchte ist eine andere Geschichte und diese soll ein andermal erzählt werden)

Nur alle 100 Jahre sind die Membranen der Zwischenwelten so dünn, dass Bitten den Raum durchdringen und den Zauberwesen zu Ohren kommen.
Und es geschah, dass die weisen Frauen 13 an der Zahl dem Ruf in die Höhle Folge leisteten.

Sie fanden ein Kind in ihrer Mitte und dieses blickte mit offenem, neugierigem und wissendem Blick in die Gesichter der 13 Frauen und lächelte. „Was wollt ihr mir mitteilen ihr weisen Frauen?“ Das Mädchen schaut, staunt UND es empfängt bei jeder Fee eine Besonderheit:

Die erste Fee betritt den Raum:

Nun stehe ich hier in meinem bescheidenen Dasein, lief durch das Dickicht mit leichtem Gepäck- war schnell, hüpfte und sprang durch das Gelände und durch Straßen  – wollte SOFORT beim Kind vorstellig werden und es teilhaben lassen an meiner Welt. Ich bin die, die läuft, in der Dämmerung und in der Nacht, auf dass deine Wunden des Verlassen werdens gesalbt werden-  lausche und schau und vertraue, dass  ES dir Linderung  verschafft.

Gastbeitrag: 1. Fee »Die Läuferin«