Archiv für den Tag: 8. Mai 2017

Amoi … Sowieso … !

Du bist gegangen.

Für immer.

Und mein Herz ist schwer.

Wir hatten die gleichen Hände, große, warme und trockene Arbeitshände. Früher als Kinder, brauchten wir uns nur anzuschauen, dann haben wir uns verstanden und wir spürten eine Verbindung, die über die Verwandtschaft im selben Clan hinausging. Weißt Du noch, als wir davon träumten, ein Floß zu bauen, mit einer Seeräuberflagge darauf? Aber Du warst 13 und ich schon 16 Jahre alt, aus diesem Vorhaben wurde nichts mehr, und weißt Du, Joe, der Weiher wäre eh viel zu klein gewesen für das große Floß!

Als wir älter wurden, haben wir uns viel erzählt, nächtelang und es gab dann auch ein paar Geheimnisse, nie haben wir zu jemandem darüber gesprochen, nicht wahr, Joe?

Dann kamen diese langen Jahre, die wie im Flug vergingen … viel Arbeit, Familie … keine ZeitkeineZeitkeineZeit … sag mal, warum nur bleibt immer so wenig Zeit für Menschen, die man liebhat? Nur ganz selten trafen wir uns, Du warst sehr seßhaft und sehr fleissig und sehr wortkarg geworden … aber manchmal haben wir wie damals als Kinder in unseren Augen gelesen und sahen die unerzählten Geschichten und auch unsere Geheimnisse .

Vor etlichen Jahren trafen wir uns an einem offenen Grab und als alles vorüber war, da standen wir alleine am Parkplatz vor Deinem Auto und wir haben solange geredet, bis es Nacht war und so kalt, daß wir uns umarmen mussten, um nicht zu erfrieren, weißt Du noch, Joe, ich sagte Dir, daß wir uns jetzt sagen müssen, was wir im Herzen füreinander empfinden, denn das Leben ist so flüchtig und alles kann so schnell vorbei sein und dann ist es zu spät.

Vor zwei Jahren haben wir uns das letzte Mal gesehen und ich habe es  gespürt, daß Du so voll mit Kummer warst, daß es Dich schier zerrissen hat … aber ich weiß nicht warum, Du warst schon kurz davor, darüber zu sprechen, aber es ging dann doch nicht, die Chance war vertan und kam nie wieder. Dann bist Du so sehr krank geworden.

Du hast mich nicht gerufen und ich bin nicht zu Dir gekommen, ich hab mich nicht getraut, wollte Dich nicht beschämen in Deiner Ehre mit diesem zerfallenden und vergehenden Körper … und jetzt sehe ich auf dieses Ende unserer Geschichte und weine darüber, daß nur diese wortlose Hilflosigkeit von uns übriggeblieben ist, lieber Herzensfreund, der Du mir warst und immer sein wirst in der weiten und fernen Nähe.

Ich lasse meine Liebe zu Dir schweben, möge sie Dich begleiten auf dem Weg … Dich wärmen, wenn Du frierst und Dich kühlen, wenn Du brennst, und Dich am Tor zur ewigen Freiheit mit einem Lächeln  Deiner neuen Bestimmung übergeben …

Es wird immer ein Licht für Dich leuchten in meinem Herzen …und … vielleicht sehn wir uns ja mal wieder, bis dahin : „Servus, Joe,  mach´s guat!“ Und Du sagst doch jetzt: „Sowieso!“ oder?