Die Pressekonferenz mit Herrn Putin. Ein souveräner, perfekt frisierter Chef sitzt vor dem Pressevolk: Gelassen, glattes weiches Gesicht, sehr sympathische Ausstrahlung, mit ruhiger Stimme beantwortet er Fragen, geduldig und mit klaren ,warmherzigen Augen. Er bietet allen Notleidenden seine uneingeschränkte Hilfe an, will immer und überall vor allem das „Brudervolk“ unterstützen! Alle sollen in Frieden leben, und selbstverständlich hätte das Volk die Freiheit, zu entscheiden, von wem es regiert werden möchte, merkt nur sein Bedauern an, daß es wohl derzeit in so was wie die falschen Hände gerät, da wären revolutionäre, rechte Tendenzen, spricht von Halbnazis bei denen, die Umsturz möchten…Ganz egal, was er sagt, er sagt es so glaubhaft, daß ich an seinen Lippen hänge und geneigt bin, ihm alles, aber auch alles zu glauben, obwohl eine Stimme in mir warnt und mir sagt, daß doch da irgendwas nicht stimmen kann, oder?
Ich erschrecke zutiefst über mich selber, wie leicht zu verführen ich bin von wohlmeinenden Worten und sympathischer Ausstrahlung. Nicht mal da, als er sagt: „Jetzt hören sie mir mal gut zu!“ und mit dem Zeigefinger herumfuchtelt, erhebt er die Stimme, sondern wirkt immer noch gutmütig und lächelt charmant manch eine fragende Journalistin an.
Nur ein paar wenige Male, und auch da nur, wenn man ganz genau hinsieht, wird bei gleichbleibend leiser Stimme sein Mund schmal wie ein Messerrücken, fast unmerklich hebt sich eine Augenbraue , die Augen mit einer Eisschicht überzogen, ein paar Worte, rasierklingenscharf, zerteilten die Luft, was würde mit Widerrede passieren? Die kommt nicht. Sofort wieder Liebenswürdigkeit und weiche Stimme.Kalt läuft es mir den Rücken hinunter. Es heißt aufpassen, gut aufpassen!
Bitte hierzu Blogeintrag von dem wunderbaren Wladimir Kaminer lesen, unbedingt! Hiermit möchte ich mich nocheinmal für seine wahrhaftigen Worte bedanken!
Vor allem jene sollten es lesen, die damals, als wir bei uns zuhause am Marxenhof eine „Russendisko“ veranstaltet haben, mit der Begründung absagten, daß sie mit „den Russen“ nichts am Hut hätten, meine Güte!