Heute um 11.44 Uhr fand die Wintersonnenwende statt.
Nach der längsten Nacht geht es nunmehr wieder aufwärts, das heißt, die Tage werden länger, das Licht, ein kleines zartes Flämmchen noch, wurde wiedergeboren…der Kreis hat sich geschlossen und beginnt von Neuem sich zu drehen, kein Stillstand war dazwischen, alles vollzieht sich in einem ewigen Kreisen um die eigene Mitte.
Höchste Konzentration und Spannung ist spürbar, ich spüre die Gestirne um mich kreisen und ich um sie herum, kein Anfang, kein Ende sichtbar, es verändert sich nichts und doch bleibt es nicht wie es war.
Ich bin sehr dankbar für die langen und ruhigen Gespräche über Inwendigkeiten und kosmische Zusammenhänge…über Sehnsucht und Einsamkeiten, über Liebe und andere Mutmaßungen…ach, immer immer wieder sind es Menschen, um die mein gesamtes Dasein kreist, ja auch in dem Bewusstsein, daß ständig schreckliche Dinge auf der Welt passieren, ich wüsste nicht, für was es sich mehr lohnen könnte zu leben als dafür, das Herz füreinander aufzumachen und miteinander zu sprechen, zu lachen, zu weinen, zu schweigen, sich zu trösten und sich zu lieben…
Ich werde zum Bach gehen heute noch und auf seinen Gesang lauschen und in mich hineinhorchen und den „Alperer“ jodeln…ein uralter Gesang , um einem Geist der Berge zu huldigen, der christlich dämonisiert wurde, aber meiner Meinung nach, wie Knecht Rupprecht und viele mehr, eigentlich einmal als wilder grüner Mann der mächtigen alten Göttin gefolgt ist…
Die alte Göttin, auch dämonisiert, weil sie nicht nur gibt, sondern auch nimmt, ist auch bereits auf dem Weg übers Land und mit der wilden Jagd durch die Lüfte: Frau Percht, die Göttin des Berglandes.
Es gibt über diese alten Geschichten viel zu lesen und zu spekulieren…ich meine, es ist am allerwichtigsten, einfach mal irgendwo anzukommen und ein wenig zu bleiben und zu horchen, zu schauen und alles weitere SEIN zu lassen.
Wintersonnenwende
Die Sonne schaue
Um mitternächtliche Stunde.
Mit Steinen baue
Im leblosen Grunde.
So finde im Niedergang
Und in des Todes Nacht
Der Schöpfung neuen Anfang,
des Morgens junge Macht
Die Höhen laß offenbaren
Der Götter ewiges Wort;
Die Tiefen sollen bewahren
Den friedvollen Hort.
Im Dunkel lebend
Erschaffe eine Sonne.
Im Stoffe webend
Erkenne Geistes Wonne.
Rudolf Steiner
Liebe Frau Graugans,
noch nie, auch heuer nicht, spürte ich Gestirne um mich kreisen. Allein auf dieser Welt fühle ich mich geborgen, manchmal sogar glücklich! Trotzdem habe ich den Text so gern gelesen, auch das kleine Werk von Herrn Steiner, mir auch suspekt, das beginnt schon beim „leblosen Grunde“ – mein Interesse wurde geweckt, und ich begab mich auf die Suche nach Liebe, Mutmaßungen darüber. Zwischen den Zeilen fand ich was- und dass es wichtig ist, einfach mal irgendwo anzukommen, jawohl!
Gruß von Sonja
Von Geburt gehen wir los / wandern und flanieren ins Leben / vom ersten Atemzug bis zum letzten / und “ ankommen “ wohl das schwerste im oft leichten gehen und wandern.
Ein immerwährender Aufbruch des Hoffens. Luise,was für ein Bild!
Liebe Margarete,
ich danke dir von Herzen. Mich berührt das Ganze, deine Worte, das Bild und das Gedicht und es geht mir so, wie Wildgans, am meisten bewegt mich der Satz: man muss irgendwo ja mal ankommen- vorhin noch dachte ich, dass ich soweit weg von allem gekommen bin und dann verband ich mich mit der Wintersonnenwende, meditierte und machte mein Ritual und dann kam ich doch an, irgendwo tief in mir, wo Frieden ist, nur an der Oberfläche schlägt es Wellen. Nun liegt es an mir, wohin ich meine Aufmerksamkeit lenke.
Auch du erinnerst mich nun an den Ort, dafür danke ich dir nochmals.
Im besten Fall, so schrieb letztens Sabine Waldmann-Brunn, wächst ein Apfelbaum im Urgrund …
und schon geht eine Herzensumarmung an dich, die Eule ist schon unterwegs
Ulli
Ich kann mich nur dem Satz von Margit anschließen.
Deine Texte,liebe Gretl,gehen oft so tief ins Herz hinein.Ich fühle manchmal ähnlich ,könnte es aber nie so ausdrücken.
Horchen,schauen,verweilen – wann nehmen wir uns die Zeit dazu? Jetzt!