Kafka Band…Schneeroman

„Es war spät abends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schloßberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloß an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.“ …Franz Kafka

Nach unzähligen gescheiterten Versuchen, mich Kafkas Fragment „Das Schloß“ lesend zu nähern, hatte ich längst aufgegeben.

Eine Begegnung mit  Jaroslav Rudis und der „Kafka Band“, die er zusammen mit dem Zeichner Jaromir 99 mit Mitgliedern anderer tschechischer Bands (z.B. Priessnitz) ins Leben gerufen hatte, veränderte meine Sicht so total, daß ich zu diesem großen Text heute tiefe Verbundenheit  fühle.

Eine ganz eigenArtige Magie entsteht durch das Zusammenwirken von Vorleser, Musik, SängerIn und animierter Zeichnung.

Und – ich liebe es, mir Geschichten erzählen zu lassen, von Menschen, die das mit so großer Spielfreude tun und mir Sinnenbalsam schenken.

 

 

Kafka Band:

Jaroslav Rudis, Jaromir 99, Dusan Neuwerth, a.m.almela, Iiri Hradil Zdenek, Iurcik Tomas Neuwerth Clad

 

 

 

„Zunächst war K. froh, dem Gedränge der Mägde und Gehilfen in dem warmen Zimmer entgangen zu sein. Auch fror es ein wenig, der Schnee war fester, das Gehen leichter. Nur fing es freilich schon zu dunkeln an, und er beschleunigte die Schritte.

Das Schloß, dessen Umrisse sich schon aufzulösen begannen, lag still wie immer, niemals noch hatte K. dort das geringste Zeichen von Leben gesehen, vielleicht war es gar nicht möglich, aus dieser Ferne etwas zu erkennen, und doch verlangten es die Augen und wollten die Stille nicht dulden. Wenn K. das Schloß ansah, so war es ihm manchmal, als beobachtete er jemanden, der ruhig dasitze und vor sich hinsehe, nicht etwa in Gedanken verloren und dadurch gegen alles abgeschlossen, sondern frei und unbekümmert, so, als sei er allein und niemand beobachte ihn, und doch mußte er merken, daß er beobachtet wurde, aber es rührte nicht im geringsten an seiner Ruhe, und wirklich – man wußte nicht, war es Ursache oder Folge -, die Blicke des Beobachters konnten sich nicht festhalten und glitten ab. Dieser Eindruck wurde heute noch verstärkt durch das frühe Dunkel; je länger er hinsah, desto weniger erkannte er, desto tiefer sank alles in Dämmerung.“ Franz Kafka

Die Bäume

Denn wir sind wie Baumstämme im Schnee.

Scheinbar liegen sie glatt auf,

und mit kleinem Anstoß

sollte man sie wegschieben können.

Nein, das kann man nicht,

denn sie sind fest mit dem Boden verbunden.

Aber sieh,

sogar das ist nur scheinbar.

Franz Kafka

12 Gedanken zu „Kafka Band…Schneeroman

  1. Kannt’ich noch nich‘. Fängt sehr gut an, ermüdet dann aber doch. Geht so bisschen in die Thundersticks Richtung.
    Aber ein besserer Zugang, als den Originaltext so ganz abgetrocknet zu lesen, ist es allemal.
    Meine Kafka-Phase hatte ich mit 25; mag sein, dass sich da so berufliche Abnutzungserscheinungen bei mir bemerkbar machen. Der SMS – Generation die Hochliteratur erklären zu müssen ist kein Traumjob. Aber ich will’s auch gar nicht allein auf die jungen Leute schieben. Eher auf die Gerontokraten, die immer wieder Lehrbücher konzipieren und all die Verwesung in den Lehrplänen aufrechterhalten. Ach ne….Themawechsel….Kafka ist auch so einer, den man (phasenweise) ganz gut lesen kann, von dem man aber nie Nachbar gewesen sein möchte… Wie so viele andere Künstler eben auch.

    1. Naja, hätt mich schon sehr gewundert, wenn´s bei der Chefvisite nicht doch so ein klitzekleines bisschen Gemeckere gegeben hätte…also, mir ist die sogenannte „Hochliteratur“ als eine leere Bezeichnung völlig wurscht, ich lese, was mir unter die Haut geht, meinen Geist und mein Herz erfreut und bewegt und freu mich echt über dieses Projekt, ich mag die Musik.
      Aber weißte was, warum Du jetzt vom Kafka nicht gern Nachbar gewesen wärst, kapier ich nicht, manchmal sprichst Du echt in Rätseln…also ich würd sofort tauschen in der Nachbarschaft! Sofort!

      1. Sollte KEINE Kritik sein. Eher Selbstreflektion.
        Kafka als Nachbar stell ich mir als Hardcore-Soziophobiker vor.
        Eventuell auch noch als nervtötenden Erbsenzähler, den jedes Geräusch in der Nachbarwohnung stört.
        Vor einem Jahr erschien Törries „1913“, ein lesenswerter Querschnitt durch Künstlerbiographien, soweit sie im genannten Jahr wichtig waren. Da kommen Rilke und Kafka sehr (na sagen wir mal) upgespaced weg.

        1. Ach Bludgie, ich freu mich IMMER über Deine Kommentare! Wenn ich mich aber in meiner Nachbarschaft so umschau, also, ich hätt wirklich sehr gern den Kafka, beim Herrn Rilke weiß ich nicht so recht, aber prinzipiell hätt ich gerne Menschen, die schräg in der Welt hängen, und von Freigeistern kann ich nicht genug kriegen, sollten sie noch so komisch und verschroben sein, alles gern, wenn sie nur nicht Herrn Seehofer wählen und noch so alles mögliche…Überhaupt hätt ich gern Leute, die …man kann es sich nicht aussuchen…soziophobisch hört sich irgendwie interessant an…“1913″ möcht ich auch lesen! Grüß Dich herzlich

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