Im Zwischenraum

 

Jetzt muß ich die „Mutmaßungen über das Fremde“ hier beenden. Es hätte noch viel Material gegeben, vor allem das wundervolle Buch von Martin R. Dean „Verbeugung vor Spiegeln … über das Eigene und das Fremde“ vorzustellen. Er hatte mir vor längerer Zeit schon sehr freundlich erlaubt, hieraus zu zitieren. Zu einem anderen Zeitpunkt werde ich das mal nachholen. Und so leihe ich mir heute als Abschluß der 24T. nur den folgenden Satz, den er seinem Buch vorangestellt hat:

Fremdheit zur Welt ist ein Moment von Kunst,
wer anders denn als Fremdes sie wahrnimmt,
nimmt sie überhaupt nicht wahr.
Theodor W. Adorno

Frau Percht hat sich wohl in ihrem Garten (Berchtesgaden)noch ein wenig entspannt, aber dann, hui, mit ihrem wilden Gefolge in die Lüfte geschwungen und dafür gesorgt, daß der Föhn zusammenbrach und sich in Sturzbächen mit Sturmgebraus abregnet. Das vom Föhn von inwendig nach außen Gekehrte muß jetzt der vorweihnachtlichen Aufgeregtheit standhalten und irgendwie zu Besinnlichkeit finden, woran sich aber die aufgewühlte Seele nicht immer halten mag und so entladen sich Spannungen  …nicht unbedingt adäquat … wer kennt das nicht … irgendwie muß man so kurz vor Weihnachten immer mit allem rechnen. Heute nach erledigtem Einkauf will ich so schnell wie möglich nur weg aus diesem Konsumspektakel und renne beinah mit dem Einkaufswagen einer jungen Frau zusammen, die mir entgegenkommt … ich sehe in ihrem Gesicht vermutlich das Gleiche wie sie in meinem, wir weichen uns aus und ich lache sie an und bedanke mich für die Vorfahrt und sie lacht zurück und wir spüren ein wenig Glück und unsere Augen glänzen.

Morgen ist also Weihnachten, von Mitternacht zu Mitternacht kommen die Rauhnächte, morgen beginnt die erste von, wie ich meine, 13 heiligen Nächten. Und mit der ersten Rauhnacht beginnt ein weiteres Spiel mit der Fremdheit, diesmal durch weite vergangene Räume und Zeiten und da es nicht wirkliche Dokumente gibt, bleibt alles im Traumbereich.

Während ich dies hier schreibe, denke ich auch an das Kind in der Krippe und ich sehe die Bilder von Kindern in Flüchtlingslagern, und ich höre die Stimmen der PolitikerInnen, die abwägen, ob man sie jetzt aus den überfüllten Lagern herausholen soll oder nicht, weil sie ja nicht direkt vom Tode bedroht sind … schwer, sehr schwer ein Traumspiel anzuleiten und nicht stattdessen durch die Gegend zu laufen und laut zu schreien: Verdammt noch mal, das sind KINDER! Morgen sind die Kirchen voll, alle schauen auf das Kind in der Krippe … was ist mit denen, die auf Lesbos alleine und verlassen ohne Vater und Mutter in Schlamm und Dreck und Angst hausen, meine Güte!

 

Das Feenspiel, eine Rauhnachtstraumgeschichte

Seit vielen Jahren schiebt sich immer wieder das Bild von Frauen in meine Vorstellung, die über weites Land gehen, manchmal nur eine, dann zu dritt und dann alle dreizehn. Nachforschungen führen zur „Edda“, da ist von weissagenden Frauen die Rede, die Völvur, oder Völven hießen, sie zogen von Ort zu Ort, von Fest zu Fest und sie wurden mit Ehren und Jubel begrüßt. Sie hatten immer einen geschmückten Stab dabei, deshalb nannte man sie auch „Stabträgerinnen“. Sie trugen einen Gürtel, daran ein Beutel mit magischen Utensilien. Sie wurden gerufen, um Neugeborenen Glück zu prophezeien, einen Stab für sie zu schnitzen und ihnen die 13 Gaben des Lebens zu überreichen. Sie heilten, indem sie als Medizin ein ganz spezielles Lied sangen und sie halfen den Sterbenden mit ihren Gaben beim Hinübergehen in neue Welten. Sie trugen lange, nachtblaue Umhänge mit Kapuzen. In den diversen Aufzeichnungen verschmelzen sie mit den Nornen und Moiren, den Saligen im Gebirge und auch die Hl. drei Könige scheinen auf sie zurückzugehen.

Niemand weiß, ob sie Zauberinnen waren oder Göttinnen, oder heilkundige Frauen, oder Feen … eines Tages waren sie verschwunden. Nur im Märchen Dornröschen ist eine Ahnung spürbar von der Macht der 13 Frauen.

Ob dies alles so war oder ob es nur ein Märchenraunen ist, ein romantisches Flüstern, man kann es nicht beweisen, aber vielleicht könnte man damit spielen, so hab ich mir das gedacht. Und dann habe ich 12 Frauen eingeladen und sie gefragt: „Was wäre, wenn wir Fee spielen, so, wie wir das als Kinder gemacht haben. Wir sagen einfach, daß wir uns in einer Höhle treffen nach hundert Jahren und jede hat ein Geschenk dabei und darf einen Wunsch äußern, wenn sie mag. Wir spielen, daß wir mächtige Feen sind … alles weitere wird sich schon zeigen, jede macht das, was sie am besten kann. Und weil Weihnachten ist, könnten wir unsere Gaben diesem kleinen Kind in der Krippe  schenken, aber es kann auch ganz anders kommen, niemand weiß, wie Feen sich entscheiden, nicht wahr?

Von den 12 eingeladenen Frauen hat eine abgesagt, die ist schon anderweitig mit wilden Frauen unterwegs und einer war das Ganze zu fremd, um mitmachen zu können, jetzt werde ich mit Spannung täglich warten, ob und was zu mir geschickt wird, damit es sich auf dieser Bühne zwischen Himmel und Erde materialisieren kann. Wenn nichts kommt, dann wollte sich wohl keine Fee zeigen oder fand einfach nicht den Weg zu uns in die Höhle. Liebe Frauen, die Ihr so bereitwillig zugesagt habt, mit mir dieses Traumgarn zu spinnen, habt Dank für Euren Mut, Euch auf die Kinderseele in uns allen zu besinnen … und seid gewiß, es wird nach diesem Spiel eine geheimnisvolle Verbindung zwischen uns bleiben … um Mitternacht beginnt´s … die erste Fee hat mir schon zugeflüstert!

 

Und nun laßt uns Weihnachten feiern, was Gutes kochen, Kerzen anzünden und singen, viel singen und warum sollte man sich eigentlich nicht auch ein wenig betrinken, ich werd das sicher mit einem dunklen Weißbierbock tun und wißt Ihr was, das mit den Geschenken ist relativ, manchmal ist es einfach nur ein freundliches, liebes Wort  oder es sagt mal jemand: Du, ich bin so froh, daß es Dich gibt …

und für mich ist vor Wochen schon ein Riesengeschenk passiert: Der rote Willie war am Verhungern und als wir ihn zur Tierklinik schleppen wollten, hat er 10 min vor dem Termin plötzlich der häuslichen Konkurrenz den Fleischnapf leergefressen und sich entschieden, wieder zu leben.

 

 

Ich wünsche uns allen zärtliches Berühren und berührt werden, innen wie außen!

2 Gedanken zu „Im Zwischenraum

  1. „…nicht stattdessen durch die Gegend zu laufen und laut zu schreien: Verdammt noch mal, das sind KINDER!“ Schade, dass dann doch alles im Konjunktiv bleibt. Aber so sind wir. Ich sage WIR. Denn wer macht schon sein Haus auf für diese Kinder? Nicht mal den Stall. Nun ja, vielleicht doch für eine Heilige Nacht. Aber dann soll sich „die Politik“ drum kümmern. Seien wir doch ehrlich: „die PolitikerInnen …wägen ab, ob man sie jetzt aus den überfüllten Lagern herausholen soll oder nicht“, weil sie Volkes Stimme fürchten.
    Frohe Weihnachten!

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