Gefahr ist mein Geschäft

„Als ich wieder zu mir kam, blendete mir das Licht aus den Fenstern gegenüber direkt in die Augen. Mein Hinterkopf schmerzte. Ich betastete ihn, und er fühlte sich klebrig an. Ich wälzte mich langsam herum, wie eine Katze in einem fremden Haus, brachte mich auf die Knie und langte nach der Flasche Scotch auf dem Taburett am Ende der Couch. Wie durch ein Wunder hatte ich sie nicht heruntergerissen. Ich war im Fallen mit dem Kopf auf den prankenartigen Fuß eines Sessels geschlagen. Das hatte mich weit schlimmer mitgenommen als der Schwinger des jungen Jeeter. Die Blessur an meinem Unterkiefer konnte ich zwar auch durchaus spüren, aber sie war doch nicht wichtig genug, als daß ich sie extra in mein Tagebuch hätte eintragen mögen.

Ich erhob mich auf die Füße, nahm einen soliden Schluck von dem Scotch und sah mich um. Es gab partout nichts zu sehen. Das Zimmer war leer. Es enthielt nur noch Stille und die Erinnerung an ein hübsches Parfüm. Eins von jenen Parfüms, die man erst bemerkt, wenn sie fast verschwundn sind, wie das letzte Blatt an einem Baum. Ich betastete erneut meinen Kopf, berührte die klebrige Stelle mit dem Taschentuch, kam zu der Überzeugung, es lohne sich nicht, deswegen groß Geschrei zu machen, und genehmigte mir einen weiteren Drink.“

Raymond Chandler:  Gefahr ist mein Geschäft

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