Die Wahrheit der Rose

Die alte „New Dawn“ war explodiert vor Blüten und wildwuchernden Ästen, die dem daneben „am Kreuz hängenden“ Spalier-Birnbaum unter die Achseln griffen und sich um seinen Hals wanden, so daß er wohl auf der einen Seite seine ganze Kraft brauchte, um sich mit der Rose zu arrangieren und deshalb nur auf seiner anderen Seite Birnen produziert.
Jetzt ist lang schon der Höhepunkt überschritten und die ganze Blütenpracht hängt in braunen Klumpen hernieder. Soll ich nicht auch diese ganzen wilden Triebe mit abschneiden, denke ich. Kannst du schon machen, sagt die Rose aber bedenke, daß beim Falschen auch das Gegenteil falsch ist, beim Richtigen ist es umgekehrt…
Vor mir liegt ein Haufen dornigen Gestrüpps…wie hattest du das gemeint? Aber die Rose lächelt versonnen und schweigt.
Ich lege mich zu den Katzen ins Gras unter dem Birnbaum, lasse den Sommer vergehen und die Zeit verstreichen.

15 Gedanken zu „Die Wahrheit der Rose

  1. Wie harmonisch diese Arrangements zwischen Himmel und Erde-das Idyll mit dem gekreuzigten Birnbaum wird doch noch ein paar wilde Triebe verkraften! Und was machen wir? Wir erlauben dem Sommer, dass er vergeht und der Zeit, dass sie verstreicht.
    Guter kleiner Text.
    Viel Schatten und schöne Grüße
    HS

  2. Gestern etwas Ähnliches getan. Der Sturm hatte einen Busch über einen Gartenweg gelegt, so dass dieser nicht mehr gegangen werden konnte.
    Was mir nicht gelänge, dieses mit solch lyrischen Worten zu beschreiben!
    Bei mir einfach Schnipp-Schnapp-Rumms…bisschen Gehäcksel liegt noch rum und macht den Weg sanftschlüpfriger…
    Gruß aus dem Regengebiet

  3. Ein wunderschöner Text, ein ebenso feines wie anregendes Bildgewebe.
    (Ich schneide gerne die Rosen im Garten. Ohne ein Gespräch ist das schier unmöglich)

    Vielen für Ihren Beitrag
    Abendschöne Grüsse aus lautstarkklingenden Bembelland (Sie ahnen schon)

  4. Sehr verehrte Graugans!

    Die halbe Nacht habe ich mich in Ihrem wunderbaren Blog verloren, es mir zwischen Ihren Flügeln bequem gemacht, bin mit Ihnen ausgeflogen, in vergessen geglaubte Welten, staunend, mich erinnernd, habe mich trösten lassen, geweint, vor Freude, ein Stück innere Heimat wiedergefunden.

    Mit einem herzlichen Gruß,
    Madame Filigran

    1. Liebste Madame, grade war ich noch so verloren, herumirrend im Niemandsland und da finde ich Ihren Kommentar mit diesem wunderbaren Bild der Damenhand in Stein und werde überflutet von Glück über Ihre so liebevollen Worte und daß Sie sich meinen Flügeln anvertrauten…vielen lieben Dank dafür, Sie haben mir Freude geschenkt, welch ein Wunder, hier im virtuellen Universum! Ich freue mich auf weitere Begegnungen mit Ihnen! Viele liebe Grüsse

      1. Liebste Graugans, ich freue mich, daß ich etwas von dem Glück zurückgeben konnte, das Sie mir mit Ihrem Blog geschenkt haben. Die Freude auf weitere Begegnungen ist ganz meinerseits.

        Und mit den Begegnungen, seien Sie virtuell oder sichtbar – real sind sie beide – , ist es doch wie mit den Büchern. Wir treffen diejenigen auf unserem Weg, die uns etwas zu sagen haben. Viele liebe Grüße zurück.

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