Alte Weiber…

„Altweibersommer“ heißt hierzulande die Zeit des vergehenden Sommers in den Herbst hinein, eine meist warme, trockene (hoffentlich!) Zeit nach der Ernte vor dem ersichtlichen Stillstand der Vegetation im Winterhalbjahr.

Im Herbst segeln junge Baldachinspinnen durch die Luft, deren Fäden erinnern an die silbernen Fäden im Haar der alten Weiber. Da es aber ähnlich viele alte Männer gibt, besteht die Frage, warum es die Frauenhaare sind, an die erinnert werden soll? In Zeiten, in denen alles, was über 41 Jahre alt ist, schon zur „Überalterung der Gesellschaft“ zählt und die Weiblichkeitsform „nicht der Rede wert“ ( Luise Pusch ), da sind „Alte Weiber“ eine Verunglimpfung!

Beim Erforschen alter Geschichten bin ich auf Spuren gestoßen, die zu weisen alten Frauen führen, Schicksalsspinnerinnen, die drei Nornen oder Parzen, die späteren christianisierten Heiligen Madln ( Katharina, Margarete, Barbara ), von denen eine den Lebensfaden spinnt, die zweite ihn zum Lebensmuster verwebt und die dritte ihn abschneidet, während die erste ihn schon wieder gesponnen hat im ewigen Kreislauf Leben – Tod – Leben. Nicht umsonst heißen sie die „Drei Ewigen“. Was dies mit Altweibersommer zu tun hat? Sehr viel, wenn man die mögliche indogermanische Herkunft der Worte bedenkt:

Weib     :    sich drehend,  schwingend bewegen,

weiben:    verknüpfen der Fäden,

alt          :   weitergebildet, aufgewachsen

All dies führt auf die Spur der weisen alten Frau, langsam entsteht das Bild einer uralten Göttin, der Allmutter, Altmutter, die aus sich heraus die Fäden spinnt, sie selber abtrennt und durch die Luft fliegen läßt. Margarete Petersen erzählt in ihrem zauberhaften Buch „Narrensprünge“ die Geschichte der mächtigen Spinnweberin “ Arachne“, die merkwürdigerweise in unserer mittleren Hirnhaut „Arachnoidea“ weiterlebt.

Meine Erklärung für den Begriff „Altweibersommer“ ist eine Ahnung von der Macht, die angeblich von diesen alten Weibern – von uns alten Weibern – mal ausgegangen ist, die so gefürchtet war, daß man sie lächerlich machen mußte ab Zeitpunkt der Machtübernahme des patriarchalischen Gottes.

Ob da was dran ist, daß die echten Visionen erst dann möglich werden, wenn das Blut nicht mehr aus uns herausfließt, sich inwendig konzentriert zur visionären Schau auf die Großen Mysterien…?

Im Jahreskreis kommt es sicher nicht von ungefähr, daß vor dem Altweibersommer der „Frauendreissiger“ liegt, die stärkste Zeit zum Sammeln von Zauberkräutern, die Gottesmutter höchstpersönlich spendet heilbringenden Segen, ausgehend vom Hohen Frauentag am 15. August: Das Konzentrat eines Jahres wird eingesammelt, danach ist Zeit für die nächste Dimension, die spirituellen Welten…ja, es ist die exakt richtige Zeit dafür.

Erst nach Einbringen der weltlichen Ernte beginnt die Große Freiheit zu fliegen, wohin wir wollen.

 

 

2 Gedanken zu „Alte Weiber…

  1. Da ich auch auf dem Weg zum alten Weib bin und hoffentlich zu so einem, wie Du es beschreibst : drehen,schwingen,bewegen,(und wenns nur noch in Gedanken geht, weil die Boana nicht mehr können),den Lebensfaden weiterspinnen egal ob das Bild fertig wird.Und es lieben,eine wilde,weise ,auch störrische Alte zu sein mit Falten,Doppelkinn und viel zu vielen Pfunden,aber beweglich und mit der Sonne des goldenen Herbstes im Gesicht.

    1. Liebe Brigitte, das hast Du schön gesagt: „egal, ob das Bild fertig wird“, wer sagt denn, daß wir nicht am eigenen Faden einfach durch die Luft segeln werden, dereinst, hinauf in die Blaue Freiheit? Liebe Grüsse

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.