# 75 „Bin ich der einzige der so lebt?“ (Charles Bukowski)

Der Föhn, der mit seiner falschen Wärme in den letzten Tagen verlogene Frühlingsgefühle in Mark und Bein säuselte, hat sich in kalten Sturm verwandelt und ist zusammengebrochen. Sturzbäche fallen vom Himmel, die genauso grau daherkommen wie die  darauffolgenden Schneeflocken und wie überhaupt der ganze Tag.

Ich liebe diese grauen, naßkalten Tage im Januar und daß sie so schonungslos wahrhaftig die ehrliche Häßlichkeit ringsherum zeigen, bevor die Welt wieder mit dem sogenannten Schönen geschmückt wird, das aus großen Containern farbenprächtige Wegwerfblumen über dem Land auskippt und allerorten für Verhübschung sorgen soll.

Ich lasse mich treiben, tief in das Grau hinein und wären da nicht meine roten Strümpfe, so würde ich mit dem Hintergrund verschmelzen und verlorengehen.

Neben mir liegen „439 Gedichte“ ( Zweitauseneins) von Bukowski. Als ich das Buch betrete wie eine seltsam vertraute und doch fremde Welt und herumgehe in den Geschichten aus seinem Leben ist es früher Nachmittag, mit Müh und Not finde ich wieder heraus bei völliger Dunkelheit. Es ist Nacht geworden darüber. Ich kann jetzt verstehen, warum dieses Buch bei Menschen auf dem Nachtkästchen liegt, um jederzeit in schweren Nächten sich aufrichten zu lassen von dieser schonungslos ehrlichen Poesie der Straße, der Existenz nicht nur am Abgrund sondern mittendrin im Dreck … und dann dieser leise Humor, der genau dort, wo es absolut nichts mehr zum Lachen gibt, sich darüber erhebt und, so gut es halt geht, den Rücken aufrichtet und sich einen Jux macht aus dem ganzen Wahnsinn dieser Welt. Ja, lieber Mr. Bukowski, selbstverständlich müsste man Gott dringend fragen, warum er in München herumhockt und grünes Bier trinkt!

 

Und hier schreibt die Kraulquappe

5 Gedanken zu „# 75 „Bin ich der einzige der so lebt?“ (Charles Bukowski)

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