24 T. – Mutmaßungen über meine Mutter, Tag 15: Blaue Feder

Als die Mutter geboren wurde, da leuchtete das Sternenbild der Jungfrau am dunklem Nachthimmel. Sie vermutete ihre Mutter war eine Meer-Jungfrau, eine Robbenfrau und sie ihr Robbenkind.
Stand die volle Luna am Himmel, so wurde erzählt, dann legte die Mutter ihr Seehundfell ab und tanzte nackt mit ihren Schwestern im Mondenlicht. Sie lachten vor Vergnügen und sangen mit zauberhaften Stimmen.
Dann war sie wohl wahr, die Geschichte von der Seelenhaut.
Die Mutter war nun schon lange heimgekehrt in das Land ihrer Seele. Blaue Feder webte sich eine Kuscheldecke, ein Seehundfell und sie webte in ihre Seelenhaut, was sie aus den Geschichten, die am Feuer erzählt wurden, erinnerte.
Ließ sie der Alltag ein wenig frösteln oder fühlte sie sich alleine, kuschelte sie sich in ihre Seelenhaut. Dann spürte sie die Umarmung der Mutter, als wäre sie selbst zugegen. Dann öffnete sich der weite Raum in ihrem Herzen. Im klaren Meereswasser erblickte sie dann die weisen, wilden, seelenvollen Augen der Glänzenden und sie tauchte tief mit ihr hinab, bis zum tiefsten Meeresgrund. Dort hielten sie Zwiesprache und sie verweilte solange im Land ihrer Mutterseele, bis auch ihre Augen wieder glänzten, ihr Herz lachte und sie erfüllt in ihren Alltag zurückkehren konnte.

Frei erzählt nach der Geschichte ‚Soulskin‘ von Clarissa Pinkola Estés

Bild und Text: Blaue Feder

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