Mutmaßungen über die Freiheit des Scheiterns – glorreich scheitern
Bin ich schon einmal gescheitert? Habe ich mir schon einmal die Freiheit genommen zu scheitern?
Ich neige eher zum Verzweifeln als zum Scheitern.
Vielleicht kann ich nicht scheitern, weil ich ein Ende nicht als Scheitern erlebe. Das Scheitern ist ein Zwischenstand. Ein Transformationsstatus. Wenn du es Scheitern nennst, sage ich: das ist noch nicht das Ende. Es geht weiter. Es geht tiefer.
Wir sammeln die Scherben ein und kleben sie wieder zusammen. Geduldig. Nachdrücklich.
Die Freiheit des Scheiterns konnte ich mir nie nehmen. Es bleibt weder die Zeit noch die Kraft zum Scheitern, wenn du banal um deine Lebensberechtigung kämpfst.
Ich mutmaße, dass die Freiheit des Scheiterns ein seltenes Privileg ist.
Irgendwie bin ich auf dem falschen Dampfer. Bitte wenden! Noch mal zurück.
Da! Hier liegt es doch auf der Hand. Die Freiheit besteht darin, das Scheitern nach Herzenslust zu zelebrieren. Nie das Ende darin sehen zu müssen. Den eigenen Blickwinkel einstellen zu dürfen.
Vita Sackville-West sagte einmal, sie wolle „lieber glorreich scheitern als schäbig siegen“. Nachdrücklicher lässt sich die Freiheit des Scheiterns kaum verkünden.
Text: Sammelmappe
So mancher sieht im Scheitern das Ende. Gerade wenn der „Lebensentwurf“, d.h. die Maxime, mit der man bisher durchs Leben ging, plötzlich nicht mehr trägt. Man denkt dann wohl, die Maxime war ein schon lange angelegter Selbstbetrug.
In solchen Fällen hilft dann nur noch eine radikale Umbewertung. Die Frage ist: Wer stösst sie an?
Diese Zeilen haben nicht direkt mit dem Text von Sammelmappe zu tun. Er sties ihn nur an. Gut, wenn man (wie sie offenbar) das Scheitern als etwas Normales begreifen kann.