24 T.-Mutmaßungen über das Fremde, Tag 1

Jetzt ist der erste Dezember schon fast vergangen und ich frage mich, was denn das sein soll, dieses Fremde und was ist eine „Mutmaßung“? Eine Anmaßung, für die man Mut braucht? Synonym dazu sei die Vermutung, so sagt das Wörterbuch. Über das Fremde kann ich was vermuten, ich kann es mir zumuten , ich kann ihm begegnen, dem Fremden und das braucht Mut . Was soll es nun sein, dieses Fremde, existiert es überhaupt, ab wann ist das Fremde fremd … ist es nur in der Fremde fremd? Ich werde seine Spur aufnehmen und sehen, wohin es mich trägt, diesen Advent hindurch, ab und an wird es Gastbeiträge hier geben, auf die ich mich sehr freue.

Vor ein paar Tagen bin ich nachts durch dichten Nebel gefahren. Ich liebe den Nebel, habe fast ein erotisches Verhältnis zu ihm, lasse mir gerne von seiner feuchten Zunge übers Gesicht lecken … fahre auch gerne übers Land bei Nebel. Es ist mir dann alles fremd wie in einem unbekannten Land, und ich verliere die Orientierung, plötzlich sehe ich am Wegesrand eine Kapelle, die bei Tag nicht zu existieren scheint … ich bin doch nur ein paar km weg von daheim, aber ich habe sie noch nie gesehen, so meine ich.

Unser junger Kater, der „rote Willie“, ein zugelaufener Streuner, ein verspielter Draufgänger, hört plötzlich auf zu fressen. In der Tierklinik Ratlosigkeit, kein ersichtlicher Befund … nach fünf Tagen steht er plötzlich auf und frisst, nach zwei Tagen hört er wieder auf. Die ganze Zeit bleibt er in meiner Nähe, und sieht mich an, schnurrt und will nicht fressen. In den Augen diese Tiefe, die bei Neugeborenen und bei Sterbenden zu sehen ist . Wie wird „es“ in ihm entscheiden, wird er bleiben oder gehen, letztendlich ist trotz aller Nähe etwas Fremdes zwischen uns, dessen Wesen ich nicht verstehe.

Was ist das Gegenteil von fremd? Das Wörterbuch sagt: vertraut. Das glaube ich nicht, denn auch Vertraute sind sich fremd, unter Umständen.

Ich werde alle fragen, die mir über den Weg laufen: Was ist das Gegenteil von fremd? Herr Graugans sagt:  „sicher“ ist das Gegenteil von „fremd“.

9 Gedanken zu „24 T.-Mutmaßungen über das Fremde, Tag 1

  1. Für mich ist das Gegenteil von fremd bekannt … aber fremde Straßen können vertraut werden und Fremde zu Vertrauten, die meisten werden zu Bekannten …
    liebe Grüße,
    ich freue mich auf die weiteren Mutmaßungen.
    Liebe Grüße
    Ulli und dem Kater einen guten Weg, wohin auch immer er geht <3

  2. Fremd, das, was ich noch nicht kenne, aber mir vertraut machen kann, das, was mir vertraut war und fremd geworden ist, fremd, wo im Augenblick kein Kontakt ist, der mal war, oder mal (wieder) sein kann, wenn ich nur beweglich bleibe in der Offenheit für das, was aus mir kommt und mir begegnet, im Außen, und ein furchtloses Herz mir bewahre … einen herzlichen Gruß aus Wien!

  3. Interessantes Thema! Ich glaube ich kenne mich nach 65 Jahren ganz gut, bin mir vertraut, vertraue mir, wenn nicht ab und zu da etwas ganz Fremdes wäre, das mich im Spiegel anschaut…. Schaue ich genau hin, trau ich mich? Oder suche ich es lieber draußen, damit es mir nicht zu nahe kommt und nichts mit mir zu tun hat?
    Ich glaube, wenn ich dem Fremden in mir begegnen mag, dann kann ich ebso mit dem Fremden außen umgehen, auch wenn es zunächst unvertraut ist.

  4. Ich freue mich sehr über deinen besonderen Adventskalender, liebe Margarete! Für mich ist wohl am ehesten Heimat das Gegenstück zur Fremde, einschließlich des einst Fremden, inzwischen Anverwandelten, zu eigen Gemachten.

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