Die Alte sein
Die Übergänge sind fließend.
Das schwarze Gewand der Alten ist noch mit roten Fäden durchwirkt. Die Runzeln sind noch Falten. Die Gerbung noch am Anfang und doch schon Großmutter sein.
Ich finde mich ein, die Alte zu sein.
Großmutter, das Wort gefällt mir. Es passt haargenau. Alles steckt in diesem Wort. Die Mutter, die größer in allem geworden ist, Weisheit und Zärtlichkeit.
Es gibt Gelenkigere und Lahmere, es gibt jünger und älter Aussehende, es gibt Vergesslichere, es gibt geistig Regere, es gibt Kränkere, es gibt Gesündere.
Ich erlaube mir den Schlenderschritt, den gemäßigten Gang, ein sanftes Wiegen des Körpers, den schweifenden und ruhenden Blick, die Stille und das Schweigen.
Ich träume von einem Altenteil, roter Backstein, kleines Haus. Eine Feuerstelle ist vor der Tür – an manchen Abenden findet sich ein Kreis von Jüngeren, Kleinen und Alten.
Der Blick zurück muss über viele Jahre schweifen. Der Blick nach vorn hat sich verkürzt. Am Ende winkt die Uralte mit der Knochenhand. Einst werde ich ihr meine reichen. Gemeinsam schreiten wir zu meinem letzten Tanz. Ein letztes Nicken, ein letztes Ja, ein Seufzen noch und dann nichts mehr.
Ich finde mich ein, die Alte zu sein.
Text:
Ulli Gau
Das hört sich nach Frieden an, liebe Ulli, wie schön!
So wünsche ich es mir am Ende und lege die Weichen in diese Richtung, liebe Maren. Wie es dann wird, das steht noch in den Sternen.
Apropos, ich wünsche dir von Herzen schöne Weihnachten und einen guten Rutsch 🌟
Danke, auch dir schöne und erfüllte Festtage und einen guten Start ins neue Jahr!
Ein feiner Text, toll Ulli. En liebe Gruess Ernst
Das freut mich, lieber Ernst, dass dir der Text gefällt.
Bist du eigentlich auch ein Großvater?
Liebe Grüße
Ulli