24 T.(Finis) … „So Close No Matter How Far“

Ein kleiner Marienkäfer landet ständig neben der Tastatur und krabbelt auf dem Schreibtisch herum … wahrscheinlich eine Mutation, er ist gelb mit schwarzen Punkten. Wenn ich ihn fangen will, klappt er einfach seine Flügel aus und fliegt weg.

Die Rosse der Wilden Frau Percht brausen in den Föhnsturm hinein und als sie mit den Zügeln schnalzt, fällt kristallisierte Luft vom Himmel … es schneit.

Die Wörter sind eigensinnig geworden, halten sich versteckt, die Suche ist mühsam. Tagelang gelingt es nicht, welche hervorzulocken, die mit mir Sätze bilden möchten. Die Zeit ist schwierig, das wäre sie auch ohne mutierte Viren und die ständig präsente unsichtbare Gefahr, die über allem schwebt. Daß es in diesen Rauhnächten oder „zwischen den Jahren“  um Abschied und Neubeginn, um Rück- und Vorschau geht, ist bekannt, aber wir bekommen keine Gebrauchsanweisung, sondern müssen immer wieder aufs Neue ganz alleine herausfinden, was das eigentlich für jeden bedeuten könnte. Visionen brauchen den Mut, Einsamkeit auszuhalten und vor allem: Leerlauf. Ich versuche, meine Ratlosigkeit über die derzeitigen Dinge und Geschehnisse auf sich beruhen zu lassen und bemühe mich, mir und der Welt ein freundliches Gesicht zu zeigen. Ein Lächeln dem Vergangenen hinterher und dem Zukünftigen entgegen. Am schwierigsten zu lernen ist die Bereitschaft, Wunder für möglich zu halten und sie auch zuzulassen …  ich werde üben müssen.

Für den alten Nachbarn wurde jetzt noch kurz vor Weihnachten ein Platz frei. Wie durch ein Wunder, sagt der Sohn, denn normalerweise müsse man lange warten. Daheim geht es halt nicht mehr, die Mutter ist ja auch schon bald 90. Das Altenpflegeheim ist nur ein paar km entfernt und das ist natürlich großes Glück für alle. Naja, wenn man zu einem Heim  „Glück“ sagen kann, sagt der Sohn. Die Nacht vor der Unterbringung ist schwierig und der alte Bauer ist unruhig, die angeschlagene Gesundheit macht ihm schwer zu schaffen. Die Familie hilft, wo sie kann. Am nächsten Tag wird er vom Krankentransport abgeholt, alles geht ganz schnell und ohne Komplikationen.

Der alte Kirschbaum ein paar Wochen vorher war schwieriger, sein Stamm lag längst schon umgeschnitten am Boden, die Äste alle abgehackt, aber seine Wurzeln hatten sich so fest in die Erde gekrallt, daß der schwere Traktor kommen mußte, um sie herauszureißen. Mit der Motorsäge wurde dann alles kleingeschnitten und konnte mit dem Anhänger gut abtransportiert werden. Dem Obstanger sieht man es nicht an, daß ganz unten rechts mal ein Kirschbaum war.

Die Nachbarin ist jetzt ganz alleine im alten Haus, die Familie kommt oft auf Besuch.

 

 

2 Gedanken zu „24 T.(Finis) … „So Close No Matter How Far“

  1. Manchmal wird mir da ganz Angst und Bange, wenn ich von der Familie lese, die noch oft zu Besuch kommt. Wird meine Familie irgendwann zu Besuch kommen? Und oft?
    Wenn man so ein Zugvogel ist, ist das mit der Familie so eine Geschichte, man trifft sich in luftigen Gefilden.

    Ganz herzliche Grüße an dich, liebe Margarete, Ulli

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