Ich sitze auf der Hausbank, ein kleiner Wind streicht ums Hauseck, sonderbar warm für Dezember. Langsam kommt die Nacht. Blaue Tücher senken sich aufs Land. Ein paar Vögel auf dem Heimweg flattern in der Luft, dann ist Stille. Hinter dem Zwetschgenbaum ein leises Stöhnen. Etwas sitzt im Gras, mit dem Rücken an den Stamm gelehnt. Es ist größer als ich und blutet aus vielen Schrammen, eine davon zieht sich über das ganze Gesicht. Helle Augen, sehr helle, viel zu helle Augen sehen mich an. Ich bringe Dir eine Salbe, magst Du was essen oder trinken? Es will was sagen, aber die Stimme krächzt, ich verstehe nur schlecht, was es will … Cola? Meinst Du Cola? Es nickt.
Ich laufe ins Haus, komme mit Cola und Butterbroten und Salbentopf. Es trinkt gierig und mit seltsamem Schlürfgeräusch, dann streicht es sich die Ringelblumensalbe auf die Wunden, und bevor ich fragen kann, schaut mich dieses Wesen an und seine Augen werden schwarz, so schwarz wie der Himmel ganz weit draußen und ich sehe die Sterne darin …weg! krächzt es, hau ab!
Verwirrt laufe ich weg.
Am nächsten Morgen ist hinter dem Zwetschgenbaum alles wie immer, die Katze schleckt an einer Brotrinde, die im Gras liegt … ein paar Federchen liegen herum, wahrscheinlich aus einem alten Vogelnest gefallen.
Erst später fällt mir auf: wo ist eigentlich das Glas mit der Ringelblumensalbe?
Wunderbar geschrieben!