Dieses Bild erinnert mich an das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“, es ist mir unmöglich, mich davon zu lösen, unter allem, was ich denke, spielt diese Melodie weiter und weiter. Auch im geliebten Weihnachtsoratorium hat Bach sie eingebaut, aber hier im Choral in der ersten Kantate mit dem adventlichen Text: „Wie soll ich Dich empfangen?“ Tod und Geburt sind eins … auch auf dem Bild wächst diese Pflanze in alle Richtungen und sieht doch aus wie das Leiden Christi.
Ich stelle ihm ein Lieblingsgedicht zur Seite, das mich schon mein Leben lang begleitet:
Gebet
Ich suche allerlanden eine Stadt,
Die einen Engel vor der Pforte hat.
Ich trage seinen großen Flügel
Gebrochen schwer am Schulterblatt
Und in der Stirne seinen Stern als Siegel.
Und wandele immer in die Nacht…
Ich habe Liebe in die Welt gebracht,
Daß blau zu blühen jedes Herz vermag,
Und hab ein Leben müde mich gewacht,
In Gott gehüllt den dunklen Atemschlag.
O Gott, schließ um mich deinen Mantel fest.
Ich weiß, ich bin im Kugelglas der Rest,
Und wenn der letzte Mensch die Welt vergießt,
Du mich nicht wieder aus der Allmacht läßt,
Und sich ein neuer Erdball um mich schließt.
Else Lasker – Schüler
Die Assoziation zu „Oh Haupt…“ ist sofort nachvollziehbar und jetzt dröhnt dieses „Must Sing“ Lied jedes gut protestantischen Karfreitagsgottesdienstes als Ohrwurm durch meinen Kopf. Irgendwie will ich das gerade gar nicht.
Und nicht nur gerade, eigentlich will ich das nie. Kannst Du es bitte zurücknehmen oder durch etwas Gefälligeres ersetzen?
Beim ersten Blick dachte ich auch sofort an das Leiden Christi … erst dann nahm ich wahr, dass es eine Pflanze ist. Was so eine blaue Entwicklung doch alles kann, plus dem Lichtspiel des Kreuzes auf dem Topf.
Danke für das Gedicht von Else Lasker-Schüler, die ich seit der Pubertät sehr verehre.
Liebe Grüße
Ulli