Das Haus IV
Was kann das Haus dafür, daß in ihm so viel gestorben wurde?
Was kann das Haus dafür, daß in ihm soviel geherrscht wurde?
Was kann das Haus dafür, daß alle so unglücklich waren?
Was kann das Haus dafür, daß soviel verloren wurde?
Was tut dieses Haus mit der Macht, die in ihm ausgeübt wurde?
Aus allen Ritzen schweben Geister, durch alle Spalten zwängen sich Geister,
auf allen Schwellen hocken Geister,
die Schwelle erkennt, was über sie hinüber geht.
Fensterkreuze
wandernde Sonnenstrahlen
Kindheitsräuber
Traumfresser
Eine eigene Wesenheit ist das Haus,
seine wirklichen Besitzerinnen sind die Spinnen.
Alles ist im Netz, manch einer merkt es nicht. Kein
Verbergen möglich, in jeder Nische
hat sich schon jemand versteckt, in jedem Bett
hat schon eine ihr Blut
vergossen über die
Schwelle.
Die, von denen man sagte, sie seien die Besitzer … die Besetzer,
Vater,
Großvater,
Urgroßvater,
Ururgroßvater,
davor einer, der reich war, hat sich die Zigarren
mit Geldscheinen angezündet,
wenig ist übriggeblieben, Arbeit,
Armut, viele Kinder.
Geister des Krieges, der Flucht, hereingeweht,
mithereingebraust Muttersprache, Mutterangst, Mutterelend.
Verlorene Macht hängt
hintendran am klappernden Karren, vergessene Geschichten,
vergessene Lieder, der Geruch der Träume … abgetrennt vom Leib.
Wo sind die Spuren derer, die sich in diesem Haus
verloren haben, das Haus hat sie nicht halten können,
oder?
Es heißt, das Haus atmet, ich höre es nicht.
Es hat kein Eigenleben, oder?
Die Zuflucht suchen, nimmt es auf.
Es schützt vor Regen und Sturm,
nicht vor Verzweiflung.
Beklemmend gut geschrieben und im Zusammenhang mit dem Bild nimmt es mir den Atem!
Sehr gut!