Morgen ist Halbzeit im Advent. Fenster, Türen, Sträucher, Büsche und Bäume sind LED – illuminiert und leuchten ca. ab 16 Uhr. Die erste Hälfte des Weihnachtsgebäcks ist vielerorts schon gegessen, es wird also weitergebacken. Viel viel Weihnachtslieder allerorten mit viel viel Glockenklang. Am Weihnachtsmarkt, der eigentlich Christkindlmarkt heißt, aber wer glaubt denn an ein Christkindl, spielen sie in Dauerschleife u.a. Little Drummer Boy und je mehr süßen Glühwein, um so inniger wird mitgesungen …“come to told me a new born king to see … I have no gift to bring …I play my drumm for Him … pa rum pum pum pum … “ ob alle wissen, worüber sie da eigentlich singen? Und in „Last Christmas“, bei dem alle die Augen verdrehen und trotzdem mitsingen … da hat einer sein Herz hergeschenkt und es ist fraglich, ob er es wieder zurückbekam.
Viele Geschenke müssen gekauft werden und eingewickelt und Festessen müssen geplant werden, wer kommt an welchem Weihnachtstag wann zu wem, für wen muß man wie kochen? Der Weihnachtsbaum, der eigentlich Christbaum heißen täte, wenn man an sowas glauben würde, muß besorgt werden und dann muß auch noch alles geputzt werden, damit endlich das kommen kann, worauf alle sehnsüchtig warten.
Ich sitze da und spüre eine Art innere Leere. Ich kenne das, so ist das immer, wenn ich durch den Advent gehe. Da ist viel Dunkelheit, die ich durchschreiten muß, Dämonen lauern am Weg und stets zeigen sie sich genau dort, wo man am wenigsten mit ihnen rechnet. Nicht umsonst sprachen die Alten von der Wilden Jagd, die auch schmerzhafte Erinnerungen mit sich führt. Eine Einsamkeit wird spürbar, die sich nicht vertreiben läßt, die aber, wie die Angst auch, ihren Schrecken verliert, wenn sie an der Hand genommen wird und mitgehen darf. Das muß man aber erstmal schaffen. Jaja, wir sind viele, aber letztendlich ist doch jede r allein, wer´s weiß, ist klug.
Es dämmert, ich stelle eine Kerze ins Fenster. Eine rote Kerze. Es wird niemand vorbei wandern, aber es gibt welche da draußen, die grad verzweifelt sind und große Angst haben und nicht wissen, wie es weitergehen soll, krank und einsam in ihren Betten liegen … ich denke an Euch und schicke das Licht meiner roten Kerze … seid mir von Herzen gegrüßt!
Vielleicht wird ganz weit dort draußen in diesem unergründlichen Raum der Ewigkeit auch ein längst Unsichtbarer vom Licht der Kerze angezogen, und spürt, daß ich heute schon den ganzen Tag an ihn denke. Herr Ritz hat er geheißen, er kam mit seiner Schwester, dem Fräulein Poldi als „zugeteilter“, aus dem Sudetenland Vertriebener, in unser Haus. Ich mochte ihn sehr. Er war ein sehr stiller, in sich gekehrter alter Mann, der in unserem armseligen Stübel im zerschlissenen Lehnstuhl saß und immer in einem alten Buch las. Ich bin immer wieder erstaunt, wie präsent er doch hier ist. Niemals gehe ich in diesen Raum, in dem viele Pflanzen zum Überwintern stehen, ohne an ihn zu denken. Ich muß damals noch sehr klein gewesen sein, aber ich habe diese starke Erinnerung, daß ich ihn jederzeit besuchen durfte, ich war ihm immer willkommen. Das hat sich in meinem Herzen als warme Zuneigung bis heute erhalten.
Der Herr Ritz hat leider nicht lange bei uns gelebt, er ist krank geworden und gestorben. Daran kann ich mich nicht erinnern.
Als ich mich auf der Gemeinde nach den genauen Daten erkundige, kann ich nicht glauben, was da schwarz auf weiß im alten Personenregister steht … der Herr Ritz ist drei Jahre vor meiner Geburt im hiesigen Krankenhaus gestorben.
Es gibt geheimnisvolle Geschichten, auch wir hatten eine, lieber Herr Ritz, in meinem Herzen wird immer ein Licht leuchten für Sie, ich grüße Sie, wo immer Sie jetzt sind!
Das ist eine schöne Geschichte
Ich bin sehr berührt!
Eine herzerwärmende Geschichte!
Liebe Grüße
Gabriele
Vielen Dank, daß Du Dich berühren hast lassen, viele Grüße ins Mühlviertel aus dem Rupertiwinkel (Berchtesgadener Land).
Eine Einsamkeit wird spürbar, die sich nicht vertreiben läßt, die aber, wie die Angst auch, ihren Schrecken verliert, wenn sie an der Hand genommen wird und mitgehen darf.
Danke dafür & Grüße, Reiner
Ich geb Dir die Hand, liebe Grüße auch an Dich!
❣️
was du hier beschreibst – es berührt mich sehr, ja – es steigt mir ’s wasser in die augen … womöglich hat der herr Ritz auf irgendeine art eben doch noch eine weile bei euch im haus gewohnt, bis bzw. nachdem du geboren warst … und nur das ganz kleine kind hat ihn noch können sehen: weil die ganz kleinen kinder engelsaugen haben …
dank und grüße aus dem allgäu!
Pega
Jaaa, liebe Pega, an die Engelsaugen glaub ich auch, ich dank Dir für Deine lieben Worte! Viele Grüße am Alpenrand entlang bis zu Dir, ins Allgäu eini !!!