Oben im Torturm des alten Klosters war eine Tafel eingemauert. Aus Untersberger Marmor, eingraviert der Name des römischen Stifters, zu Ehren von Mithras. Vor einigen Jahren hat man sie gefunden und gleich entfernt und ins Museum gebracht, nichts sollte an diesem Ort an einen alten Mysterienkult erinnern, mit dem wir nichts mehr zu tun haben wollen.
Mithras, einer der vielen Namen, die der Sohn des fremden Gottes über die Jahrtausende bekommen hatte. Er kam mit der Morgenröte aus dem Osten und strahlte wie die Sonne. Als ausgewachsener Mann war er von einer Felsenmutter geboren worden, war mutig und kampfbereit, sollte für Gerechtigkeit unter den Menschen sorgen und die Welt retten. Männer trafen sich an heiligen Orten und huldigten ihm mit streng geheimen Zeremonien. Irgendwann schienen sie seiner überdrüssig zu sein und vergaßen seinen Namen.
Der Sohn des fremden Gottes ging weiter über die Erde, er war menschenähnlicher geworden, eine Menschenfrau hatte ihn geboren, er sprach zu den Menschen, sie hörten ihm zu und glaubten ihm und sie beteten ihn an als Retter der Menschheit und Sohn des Großen Gottes und nannten ihn Jesus, den Christus. Er sprach zu ihnen über die Liebe und daß sie den anderen lieben sollten wie sich selbst.
Irgendwann brachten sie ihn um. Aber er kam wieder.
Immer wieder kommt er mit der Morgenröte aus dem Osten und geht unter mit dem Abendrot und dazwischen geht er über die Erde und wir mit ihm. „Still und unerkannt“ heißt es im Lied. Unglaubwürdig ist er geworden, denen, die von ihm erwartet haben, daß er sie von ihrem Haß aufeinander befreit.
Er kommt mit der Morgenröte und geht über die Erde und wir mit ihm … immer…
immer und immer wieder
Die Sonne ist aufgegangen … liebe deinen Nächsten wie dich selbst, wie geht das, denke ich und sehe im Rauhreif die Diamanten funkeln und strahlen…
… wie dich selbst …
Die Bilder zur diesjährigen 24T-Artikelreihe sind keine digitalen Verfremdungen, sondern »Cyanotypien«, auch »Eisenblaudrucke« genannt. Hierbei handelt es sich um ein analoges fotografisches Verfahren aus der Frühzeit der Fotogeschichte. 1839 entwickelte Sir John Frederick William Herschel ein Verfahren, bei dem zwei Eisensalze nach Belichtung mit UV-Licht das Farbpigment »Berliner Blau« bilden. Die Bilder der 24T-Serie sind nach Herschels Orginalrezept erstellt. Das Verfahren hat bis heute Eingang in den Sprachgebrauch gefunden. Das Wort »Blaupause« geht auf die Cyanotypie zurück, da es das erste Verfahren war, mit dem man Architekturpläne duplizieren konnte.